Unser Logbuch

hier gibt`s das Neueste von unserer Reise.

Die Einträge hängen davon ab, wann wir einen Internetzugang finden.

Wir werden natürlich versuchen, möglichst aktuell zu sein


 

01. August 2008, Standort Florö, Position 61°36,00N, 005°02,00E

Auf den Spuren der Wikinger! Wir suchen d i e Trauminsel. Eine riesige Auswahl mit über hundertfünfzigtausend Inseln bietet Norwegen. Momo läuft jetzt Røst, Fugløy, Støtt, Myken, Lovund und Alsten an.

dort draußen liegt Röst, unsere nächste Trauminsel


oben zur Orientierung und unten die Strecke im Detail


Die Insel Værøy verlassen wir am 7. Juli frühmorgens um 7.30 Uhr, bei überdurchschnittlichen 15 Grad Lufttemperatur. Wegen der starken Dünung vor der Insel setzen wir gleich im Hafen die Segel. Wir sind gerade zwei Meilen zur kleinsten und ausgesetztesten Lofoteninsel Røst unterwegs, da entdecken wir dort, wo die Insel mit ihren über 300 davor liegenden Schären sein soll, einen dichten Nebelstreifen. Bald darauf quellen auch schon Nebelschwaden zwischen den Bergen von Værøy hervor, genauso aus den Lofotensunden, dem Moskenes- und Gimsöystraumen. Nur über die hohen Lofotenberge schafft es der Nebel nicht. Eine Ansteuerung von Røst, das Meer davor gespickt mit hunderten Schären, ist Uwe bei schlechter Sicht zu kritisch. Er warnt mich schon vor, falls der Nebel nicht nachlässt laufen wir Røst nicht an, dann müssen wir nach Bodø ausweichen, quer über den Vestfjord, ans Festland. Um 9.00 Uhr und nach 6 Seemeilen ist es soweit, wie eine Walze kommen die Nebelschwaden über die niedrigeren Berge im Hintergrund, die Nebelschicht über dem Norwegischen Meer wird dichter und höher.


Nebelbänke an der Südspitze der Lofoten

Kurs 115 °, Bodø, Lofoten adjö!
Der Nordwind bringt uns im Vestfjord gut voran, vor uns liegen durch die Kursänderung noch über 50 Seemeilen. Die Sonne scheint, in Norwegen ist Ferienzeit, aber kein einziges Schiff kreuzt unseren Kurs, ganz allein segeln wir 6 Stunden lang immer Kurs 115°. Auch kein Wal, kein Seehund, kein Papageitaucher lässt sich blicken, nur eine einzige Möwe kreist um uns. Noch 40 Seemeilen, aber schon sehen wir die schneebedeckten Berge vom Nordland mit dem Gletscher Svartisen. Nachmittags erreichen wir den Helligværarchipel, die Wassertiefe beträgt nur noch 100 Meter, für den Skipper die Gelegenheit, sich sein Arktisches Menü zu angeln. Ein Seelachs! Schon wieder - brummelt die Crew. Trotzdem stellt sie aber gleich einen Topf mit den besten Kartoffler auf und schnippelt dazu Karotten, natürlich alles norwegische Produkte und das sind die besten der Welt, sagen die Norweger.


der Seelachs fürs arktische Menue

Bodø hat einige Schären vorgelagert, um die wir Momo wieder aufmerksam steuern müssen, bis wir die Hafeneinfahrt vor uns haben. Ein Platz am Gästesteg ist auch noch frei. Gleich bereiten wir das Arktische Menü zu: Seelachs, in Kräuterbutter gebraten, dazu die unterwegs vorbereiteten Karotten und Kartoffeln; pünktlich um 19.00 Uhr wird serviert.
Am nächsten Tag: Wir kennen den Hafen bei strömendem Regen, sehen ihn heute im hellen Sonnenlicht, was für ein Unterschied! Fischerboote verkaufen im Hafen frische Reker, kiloweise. In der modernen Stadt herrscht lebhaftes Treiben, es gibt fast alles, aber eine Speichererweiterung für unseren Laptop suchen wir vergeblich.


Bodö, die Metropole im Norden

Landausflug zum Saltstraumen, dem stärksten Mahlstrom der Welt! Er liegt südlich von Bodø an einer Engstelle im Saltfjord. Mit dem Bus erreichen wir ihn gerade rechtzeitig zur heute stärksten Tideströmung . Unter der 41 Meter hohen und 770 Meter langen Brücke spielt sich das Naturphänomen ab. Das Wasser fließt hier nie ruhig durch, entweder lässt der Tidestrom die Wassermassen von O nach W durchrasen, und dann umgekehrt, ohne Pause. Gigantisch, wie das Wasser durch die Engstelle gepresst wird, es strömt, brodelt, kocht und in alle Richtungen entstehen Strömungen und Wirbel, ja richtige Whirlpools bilden sich. Jetzt kommen auch die ersten Rafting Boote. Mit voller Motorenstärke stehen sie in der Strömung, aber die Maschine kommt nicht dagegen an, sie lassen sich dann von der Strömung mit nehmen und fahren durch Kehrwässer und die Wirbel. Es macht den Leuten riesigen Spaß, sie winken uns am Ufer zu. Uwe versucht die Naturgewalt auf seiner Platte festzuhalten, es funktioniert nicht, so wenig wie beim Segeln, wenn wir meinen, hohe Wellen fotografieren zu können. Theoretisch könnten wir auch mit Momo durch den Saltfjord und die Engstelle Saltstraumen auf eigenem Kiel erleben, aber wir finden, das muss nicht sein, lassen wir den Kick den Raftingbooten.


auf dem Foto sieht der Saltstraumen ganz harmlos aus

Das Programm für den 9. Juli: von Bodø zur Vogelinsel Fugløy
Wir wollen gerade ablegen, da läuft SPIKA II, das Holzschiff mit unseren tschechischen Freunden in den Hafen ein. Skipper Jaroslav mit seinen drei Damen. Eine Woche segelten sie mit Jaroslav in den Lofoten, sahen all die hübschen Fischerorte, sogar im Trollfjord waren sie, zwei waren zeitweise seekrank, aber das Unglaubliche, sie kommen nach Norwegen für nur eine Woche und haben eine Woche herrlichsten Sonnenschein. Die Frauen fliegen heute ab Bodø über Oslo wieder nach Prag. Jaroslav wird allein weiter bis Stralsund fahren, vielleicht treffen wir ihn unterwegs nach Süden nochmal. By, by erstmal!

Wir tanken noch kurz den blauen norwegischen Diesel, der gar nicht so billig ist, 11,47 Kronen pro Liter. 215 Liter tanken wir auf, hoffen aber südwärts auf die kostenlose Windkraft. An Kleidung tragen wir zur Abwechslung heute wieder das übliche Winterpaket, Mütze und Handschuhe sowieso, lange Unterwäsche, dicke Socken, die warmen Wanderstiefel, Windbreaker, Ölzeughose und Anorak. Ungefähr 20 Seemeilen lang ist unser Weg zur Insel Fugløy, in die Bucht Sørfugløya. Die Vogelinsel ist ungefähr drei Meilen lang und zwei Meilen breit, mit einem gewaltigen Bergmassiv. Hier sollen die rotschnäbligen Papageientaucher nisten. Aber erstmal kreuzen wir im Saltfjorden, am Horizont sind schon die ersten Regenwände zu erkennen, im Fugløyfjord holen sie uns ein. Wir erreichen die kleine Sandbucht auf Fugløy, hier stellt der Skipper Momo ganz vorsichtig an den kleinen Schwimmsteg.

Momo auf Fuglöy

Weitere Besucher gibt es noch keine. Nach einer kleinen Pause laufen wir los, heute sogar mit Kletterseil ausgerüstet, um den gewaltigen Hagtind (766 Meter hoch) zu bewältigen. Vielleicht haben wir auch mal Glück und treffen die Seepapageien. Wenn wir ihnen auf dem Meer bis auf zwei Schiffslängen nahe kommen, tauchen sie ab, ohne eine einzige Ausnahme. Herrlich gepflegt sind die Sommerhäuschen und die Wiesen auf der Insel. Keine Autos, kein Laden, nur Natur. Im Winter ist niemand auf der Insel, auch die einzige ständig hier lebende alte Frau wird im Winter aufs Festland evakuiert. Zwei Norwegerinnen fragen wir nach dem Weg hoch zum Gipfel, sie wissen es nicht genau, auch sei er schwer zu erkennen, aber Puffins (Papageien) brüten hier nicht mehr. Sie sind alle fort, sagen die Frauen, sie finden hier nicht mehr genügend Futter. Schade. Was sehen wir denn da, kleine Mücken! Wir haben ganz vergessen, dass es so was gibt, auch den Heuschnupfen, den Uwe zu hause schon ab April hat, war total vergessen – nichts von all dem Übel im „milden“, vom Golfstrom Sommer wie Winter erwärmten Norden. Wir finden den Trampelpfad, klettern über die ersten großen Felsbrocken, richtige Höhlen hat es dazwischen, da fängt es wieder an zu nieseln. Wir drehen um, das wird rutschig und zu gefährlich. Ein Norweger schenkt uns einen Becher Erdbeeren. Hat er doch neben seinem Häuschen einen Erdbeergarten mit reifen roten Früchten. Wie haben die Beeren das geschafft bei 8 Grad? Wenn die Sonne scheint, können es 24 Stunden am Tag sein, das fördert vielleicht ein schnelleres Wachstum? Unser Spaziergang führt jetzt am Strand entlang, an den großen Bowldern vorbei und über die vorgelagerte Schäre, auf der die Möwen wegen uns Terror machen.. Ein tolles Fleckchen Land auf 67°03'12N und 13°46'53E.


die Crew beim Bowldern

Die nächste Insel Støtt, nur 11 Seemeilen weiter, ein sogenannter „Eckpunkt“, außen am Atlantik gelegen, erobern wir am nächsten Tag. Es ist ein Inselarchipel mit den Inseln Innerstøtt, Svenningen, Måøya und Helløya. Im Stabbsundet umrunden wir den Bergkoloss Kunna wieder, groß und mächtig füllt er die ganze Halbinsel aus. Am 26. 5. um Mitternacht haben wir ihn von Süd nach Nord umfahren. Nach dem trüben Tag gestern, werden wir heute wieder verwöhnt von der Sonne. Schon mittags laufen wir durch die Betonnung in den Hafen Støtt ein, rings um uns sind kleine flache Schären, Momo liegt gut geschützt. Wir steigen auf den höchsten Gipfel der Insel, den 70 Meter hohe Fjell Trim, der ist problemlos zu erreichen. Mooriges Gelände zwischen den Felsen, Erikapflanzen und fast reife Moltebeeren wachsen hier. Die Aussicht nach Norden bestimmt der Bergkoloss Kunna.


mal wieder eins der berüchtigten Selbstportrait. Im Hintergrund sieht man übrigens den Kunna

Am 11. Juli segeln wir zum Archipel Myken, 28 Seemeilen weit draußen im Meer.
Unzählige solcher Insel-Archipele ragen aus dem Atlantik. Im Stabbsundet setzen wir die Segel, fahren durch den Ternholmfjord und den Valværfjord. Hier stecken einige unsichtbare Felsnadeln im Wasser, die wir trotz des einmaligen Blicks, den wir vom Meer aus jetzt auf den riesigen Svartisengletscher haben, nicht außer Acht lassen dürfen. Die Meerestiefe wechselt ständig zwischen hundert und zwei Metern, das bedeutet, dass ein spitzes Bergmassiv unter uns liegt.

Der Nord-Ost-Wind mit bis zu 28 Knoten bringt Momo in rasante Fahrt. Immer wieder schweift unser Blick zu den Bergen ans Festland zurück, Wolken umspielen die Gipfel. die wie mit dem Lineal gezogene flache lange Wolke ist der Gletscher. Momo rast immer noch, jetzt in der Raudholmleia. In der unruhigen See heißt es jetzt noch die Segel bergen, schon liegt die Einfahrt in den Sund zwischen den Schären Jutøya und Sjuløya vor uns.


der Wind pfeift ordentlich durch den Sund von Myken

Auf Position 66°45'62N und 12°28'47E legen wir Momo an ein norwegisches Segelboot als Päckchen am Steg von Sjuløya an. Bilderbuchwetter, Postkartenlandschaft, eine Idylle. Gegenüber, auf der Schäre Jutøya mit dem Leuchtturm Myken Fyr brüten am roten Felsen die Dreizehenmöwen. Wir machen uns auf den Weg zum Leuchtturm und der Bake auf dem ausgesetzten Felsen von Sjuløya. Ausnahmsweise führt ein gut angelegter Pfad über Wiesen und Felsen, es blüht Erika, Knabenkraut, Glockenblumen, Wollgras und die Moltebeeren. Nur 44 Meter hoch ist der Berg mit dem kleinen Leuchtturm und der schwarzen Warde, aber auf der flachen Insel wirkt er viel höher. So aus der Nähe, als Fußgänger habe ich noch nie eine Varde gesehen, die ist wirklich Steinplatte um Steinplatte aufeinander geschichtet und steht bombenfest, vielleicht schon seit der Wikingerzeit. Das ist wieder eine Trauminsel, die wievielte schon?Wettervorhersage: Nordostwind mit 5-6 Bft. für den 12. Juli.


eine Varde zum Anfassen

Das Inselhüpfen geht weiter
. Südlich von Myken liegen die Inseln Træna und Lovund, beide unverkennbar mit ihren markanten Bergen. Mit achterlichem Wind nehmen wir Kurs auf Lovund, hier soll die größte Papageitaucherkolonie der Welt brüten. Vielleicht haben wir mal Glück. Die angesagten 5-6 Bft. der Wettervorhersage sind maßlos übertrieben. Unsere Geheimwaffe, den Spinnaker braucht Momo, um überhaupt Fahrt zu machen. Wir verlassen an diesem 12. Juli bei Traumwetter mit buntem Spi das Eismeer und überqueren den Polarkreis. Der Blick auf den Gletscher Svartisen im Osten und die bizarren Bergen der Inseln Træna im Atlantik ist sagenhaft. Die direkt aus dem Meer ragenden Berge wirken riesig. Momos Bug zeigt aber auf den 623 Meter hohen Lovundfjelle, auf der Insel Lovund. Tausende Inselsplitter liegen vor Lovund.


der Spi zieht uns nach Lovund

Um in den Hafen zu kommen gilt es noch einen Slalom um kleine Schären zu fahren, Eisenstangen weisen den Weg. Inzwischen stehe ich bei solchen Passagen auf dem Bug und suche das Wasser nach Untiefen ab. Es ist nicht einfach durch dieses Labyrinth zu finden, aber es lohnt sich! Eine sagenhafte Skyline!


der Blick von Lovund zum Festland mit dem Svartisengletscher

Der Svartisengletscher und andere Giganten am Horizont, direkt hinter uns die Felswand des Lovundfjelle und neben uns flache Schären. Eine davon ist bewohnt von einer Graugansfamilie. Wir wandern zu den Felsen der Papageitaucher, ein gemütlicher und schöner Weg, beschildert mit Hinweisen über die Papageitaucher. Die größte Kolonie der Welt soll hier nisten. Jedes Jahr, am gleichen Datum, dem 14. April, gegen 16 Uhr, treffen sie auf Lovund ein. Der Weg ist plötzlich zu Ende, der steile Berghang mit riesigen Steinbrocken liegt vor uns und eine Tafel klärt uns auf, dass die Vögel hier brüten und man deshalb nicht weiter gehen darf. Wir sitzen nun mit dem Fernglas auf einem großen Kullerstein und warten – nichts, kein einziger Papagei. Schade. Später sagt man uns, dass sie ihren Brutplatz verlassen haben, da sie kein Futter mehr gefunden haben. Schon wieder ein Platz, den die Papageien verlassen haben. Wo ist sind die Fische, ihr Futter geblieben? Mich wundert, dass Uwe nicht den Lovundfjellet in Angriff nehmen will, aber die extrem steile Wanderung geht nicht unter 4 Stunden ab. An Schlafen ist auf dieser Märcheninsel nicht zu denken, wir machen nochmal eine Mitternachts-Fototour. Die Sonne beleuchtet die Berge der Insel Træna. Lovund ist jetzt unsere Trauminsel!


Traena in der Mitternachtssonne

Sonntag, eine Schlechtwetterfront kommt auf uns zu, mit Sturm.
Das gemütliche Inselhüpfen hat ein Ende. Wir laufen heute den sicheren Hafen Sandnessjøen, der Insel Alsten an. Auf 100 – 200 Meter Tiefe im Nordåsværfjord heißt es: Maschine aus. Wir treiben, denn der Skipper will angeln. Neben uns die tausend Inselchen der Trølløvika. das ist ideal hier, meint Uwe. Der erste Fisch ist ein – Seelachs. Zum Glück ist er zu klein und darf wieder ins Wasser.


der Bursche kann ganz schön stechen

Der Zweite ist ein stacheliger Roter, ein Rotbarsch, mit riesigen Glubschaugen. Er muss dran glauben, er sticht, aber es hilft ihm nicht, der Angler trägt inzwischen Handschuhe. Es wird heute Abend Rotbarsch geben.

Im Skipsfjorden jetzt, kommen immer dichtere Wolken, wir lassen die grünen, bewirtschafteten Ufer der Inseln Dønna und Løkta an uns vorbeiziehen, dann sehen wir die Insel Alsten, die von der Bergkette der „Sieben Schwestern“ fast völlig eingenommen ist. Dichte Wolken hängen über den Gipfeln.
Wir liegen am Gästesteg, wie gehabt vor ein paar Wochen, das Unwetter kann kommen. Wir verbringen die Wartezeit bis kommenden Freitag, dem 18. Juli mit bunkern, Ölwechsel, putzen und schreiben. Auch gibt es viel zu sehen beim An- und Ablegen der unzähligen Motorboote. Uwe plaudert mit Schiffsnachbarn und Fischern, ich schreibe und schimpfe, weil der Computer immer abstürzt. Wir werden von Astrid (Norwegerin) und Mauritz (Amerikaner) vom Nachbarschiff, der Yoo Mee eingeladen, am nächsten Tag plaudern wir dann an Bord von Momo bei einigen Gläschen Glühwein weiter. Dann erreicht uns die Front, später als erwartet, aber um so plötzlicher und heftiger mit Windstärke 9 im Hafen. Das Wasser über den Wellen fängt an zu fliegen und das im geschützten Hafen. Uwe macht noch ein paar zusätzliche Festmacher an Momo, jetzt können wir nur noch zusammen mit dem Schwimmsteg fort gespült werden. Abends plötzlich starke Schraubengeräusche (die hört man in Momos Stahlrumpf ganz deutlich wie in einem U-Boot), ein Krachen und Stampfen, wir schauen raus, da fährt ganz langsam ein 120 Meter langer Tanker am Schwimmsteg vorbei, wendet im Hafen, direkt hinter uns (mit 120 Meter!) und legt an der Tankstelle an. Die halbe Nacht pumpt er die Silos voll.


so schön kann Sandnessjoen sein, ein Foto aus dem Frühjahr

Trotz Regen und schwachem Gegenwind aus Südwest, (monatelang gab es keinen Südwest, aber jetzt) brauchen wir mal wieder einen Ortswechsel. Brønnøysund liegt auf dem Weg, 39 Seemeilen weiter südlich, aber erst geht’s durch den Ulvangen an der Insel Alsten mit ihren 7 Schwestern vorbei, sie verstecken sich immer noch in den Wolken. Wir überholen ein Schleppfahrzeug, es schleppt eine komplette Lachsfarm. Weiter im Alstenfjord, Alstahangfjord, Haugsfjord, Tjøttafjord, Tilremfjord.
Unser Fahrwasser ist grau wie eine Straße, der Himmel regen verhangen, düster, grau, die Maschine die gegen den Wind schiebt, laut. Kurz vor der Einfahrt in den Brønnøysund überholt uns das Hurtigutenschiff Nordkapp, auch sie legt im gleichnamigen Ort Brønnøysund kurz an. Inzwischen regnet es Bindfäden. Auch das Schiff Yoo Mee, nach uns in Sandnessjøen gestartet, läuft ein. Wir hören Musik aus dem Zelt neben dem Hafen, ein Musikfestival findet in Brønnøysund statt. Der Hafen füllt sich mit Motorbooten und als wir um 5.00 Uhr früh wieder ablegen wird immer noch gefeiert.


Brönnöysund mit den sieben Schwestern im Hintergrund

Heute ist der Tag, das Seegebiet Folla in Angriff zu nehmen. Die Wettervorhersage macht Hoffnung, endlich bekommen wir wieder unseren Nordostwind. 4 – 5 Beaufort sind vorhergesagt. 90 Seemeilen über die offene Meeresstrecke F o l l a bis zum geplanten Hafenplatz Vingsund liegen vor uns. Falls wir das nicht schaffen, können wir immer noch in der Hafenstadt Rørvik unterbrechen.

Sobald wir unter der Brücke von Brønnøysund durch sind, sehen wir schon den 258 Meter hohen Berg Torghattan, den Berg mit dem Loch (siehe Logbuch vom 15. Mai 2008). Jetzt wird aber erst mal gefrühstückt, der Skipper am Steuer, die Crew serviert das gestern Abend frisch gebackene Brot mit Kaffee und Tee, je nach Geschmack oder Smak, wie das hier heißt. Es wird ein herrlicher Tag, wir sind wieder versöhnt von gestern. Um 8.00 Uhr hängt schon frisch gewaschene Wäsche an unserer Reeling. Im Cockpit im Eimer gewaschen, dann gespült mit Warmwasser aus dem Schlauch. Ideal, denn das Wasser läuft über den Cockpitboden hinaus durch die Lenzrohre, kein Gepantsche mehr im Waschbecken im Bad. Neben uns her laufen die Berge, eigentlich sehen sie aus wie in der Finnmark, nur bewaldet sind sie. Wir sind inzwischen im Meilsteinfjorden, im Lekafjorden, ich genieße die liebliche Landschaft im engen Dolmsund vorne am Bug sitzend. An backbord liegt das Festland, kaum als solches zu erkennen, total ausgefranzt ist die Küste, an steuerbord die Insel Dolma. Die Berge sind wieder kahl, man sieht die Risse und Furchen – auf schwäbisch sind es runzelige Knautschbollen.


so sehen die Berge jetzt aus, und die Riffe im Vordergrund haben`s in sich!

Der Nærøyfjorden schließt sich an, landschaftlich hübsch, aber ein unangenehmer Wind mit Fallböen kommt von den Bergen herab. Momo wird ständig zur Seite gedrückt, muss sich wieder aufrichten. Bis Rørvik dauert die unruhige Fahrt. An steuerbord jetzt das moderne Museum von Rørvik, auf unserer Strecke nach Norden waren wir mit der Durchfahrt zwischen den Inseln beschäftigt. Die Frage stellt sich nun – weiter? Klar, 43 Seemeilen liegen hinter uns, es ist erst 13.00 Uhr, wir schaffen heute die gleiche Strecke nochmal! Durch die Brücke bei Rørvik und weitere 43 Seemeilen noch bis Vingsand.

Unsere Windenergie aus Südost hält weiter mit 3 – 4 Bft. an, jetzt aber schön gleichmäßig, um 16.00 Uhr sind wir am Anfang des ausgesetzten Seestücks, der Folla. Momo läuft und läuft, hat den idealen Wind für diese 35 Meilen lange, oft kritische offene, außerhalb aller Felsen und Schären gelegenen Strecke. Meilen um Meilen, dann verschüttelt es Momo plötzlich, wir befinden uns laut Seekarte auf der „Skyttelråsa“. Unterwasserfelsen lassen das Wasser auf schäumen, wahllos im Wasser verstreut liegen die Schären. Drei Meilen nach dem Ausgang der Folla, im Gebiet um Vingsand, sind wir inmitten kugeliger hohen Berge. Wir bahnen unseren Weg durch und finden nach 86 Seemeilen um 20.45 Uhr den idyllisch gelegenen kleinen Fischerhafen.


Momo in Vingsand

Einheimische Fischer kommen an unseren Steg, fragen woher und wohin, lassen Uwe von ihrem Likör trinken, er riecht aber nur daran. Ein Fischer legt ab, Uwe bestellt einen Rotbarsch, der lacht, in 4 Stunden sei er wieder da. 45 Minuten später erspähen wir einen Segelmasten von der Hafenmauer aus. Astrid und Mauritz haben sich auch bis hier her durchgebissen. Sie wollten schon in Rørvik schlapp machen, als die Böen im Nærøyfjorden sie schockierten. Aber als sie unser Funkspruch erreichte, dass es auf de Folla super läuft, haben sie umdisponiert. Der Zeit nach, sie sind über 2 Stunden nach uns in Brønnøysund abgefahren, ist ihre Maschine mitgelaufen.Wir trinken zusammen auf der Yoo Mee einen und noch einen „Anleger“, diesmal Likör und Whisky, den haben wir uns verdient nach 16 Stunden und 86 Seemeilen, und das über ein gefährliches Seegebiet. Ein herrliches Fleckchen Erde, dieses Vingsand, man meint, es sei eine Insel, hängt aber am Festland. Die Sonne tut so, als ob sie im Meer untergehen wollte und wir machen mal wieder so ein kitschiges Foto.


beim "Anleger" mit Astrid und Mauritz von der Yoo Mee aus Oslo

Sonntag, Hochsommer im Hafen von Vingsand, Frühstück auf der Momoterrasse in kurzen Hosen vor der Abfahrt nach Stokksund. Fototermin zwischen den Felsinseln Randøya, Stokkeløya, Ramsøya im Ramsøysundet und Osenfjord. Zwischen den Inseln ist es wieder mal böig, trotzdem setzen wir alles Tuch, das sieht auf dem Foto viel besser aus. Einer knipst, der andere steuert, auf Yoo Mee, wie auch auf Momo. Vorsicht, dass wir uns nicht rammen.


Mauritz schießt tolle Fotos von Momo und wir von Yoo Mee

Yoo mee, die 34er Hallberg Rassy

Wir kommen durch das schmale Fahrwasser im Bessaker, kurz vor dem Stokksund versucht Uwe nochmal einen Fisch zu fangen, ungeduldig gibt er aber bald auf und wir laufen in den schmalen von Bergketten umsäumten Stokksund ein, zum gleichnamigen Hafenplatz, gut geschützt hinter Bergen und kleinen Felsschären. Herrlich hier, denkt man sich die 30 Motorboote weg. Wir finden keinen Platz mehr und machen an Yoo Mee als Päckchen fest und tauschen unsere Fotoausbeute aus. Bei 30 Grad im Cockpit trinken wir zusammen ein kühles norwegisches Bier. Wir verabschieden uns mal wieder von Astrid und Mauritz, wir wollen morgen auf jeden Fall weiter nach Uthaug auf der Insel Halbinsel Ørlandet, an der Trondheimsleia.

Der 21. Juli beginnt mit Regen und Nebel, aber die Windrichtung passt. Gegen Mittag will der Momo Skipper deshalb starten. Für die kommenden drei Tage ist Südwind angesagt und dann gibt es kein Weiterkommen. Die Crew muss wohl oder übel mit bei dem Schietwetter. Vor der Stokksundbrücke setzt der Skipper noch die Segel so dass wir mit Krängung durch die Brücke und zwischen den Felsbuckeln durch rauschen. Böen! Der Skipper freut sich, Momo läuft vor dem Nordwind mit fast 7 Knoten davon. Die Crew sitzt mit im Boot. Die Sicht wird immer schlechter, der Weg führt zwischen Untiefen und umspülten Steinen und kleinen Inselchen durch, das bei schlechter Sicht und Momo ist nicht zu bremsen. Bei schönem Wetter, ohne Wind und motorend waren wir hier schon mal, krass, der Unterschied. Ich bitte um ein Reff, der Bitte wird sogar nachgegangen. Ruhiger wird die Fahrt dann an der Westseite der Halbinsel Ørlandet.


Der Leuchtturm Kjeungskjaeret, der auch „das Hochhaus“ genannt wird, liegt voraus, vorher biegen wir aber ab in den Hafen Uthaug. Er liegt am flachen Teil der Insel, der Militärflughaufen gleich im Anschluss. Der Hafen wirkt trist, drei Tage Südwind müssten wir hier abwettern und da wir verwöhnt sind und der Tag noch lang ist, es ist erst gerade 18.30 Uhr , fahren wir einfach weiter. Wir queren die Grande Vika, die Trondheimsleia, und segeln, wie wir noch wissen, auf den Berg mit den Windmühlen zu. Hinter der Hundeneset (Hundenase) liegt die Bucht Kongsvoll, „unsere“ Bucht vom 18. Mai. Ganz ruhig liegen wir hier und harren dem weiteren Wettergeschehen. Finden vor der Werfthalle einen freien Zugang zum Internet, sitzen mit dem Computer auf den Paletten vor der Halle, rufen Wetterberichte ab, senden e-mails, Skypen nach USA und sehen so far away in Norway die ersten Schritte von Lilli, unserer 1-jährigen Enkelin.


wer das gesehen hat, mag keinen Lachs mehr!

Ein Spaziergang auf den Windmühlenberg bietet uns eine Aussicht auf die unter uns liegende Fischfarm. Die ersten Heidelbeeren sind reif. Dienstag läuft Yoo Mee ein, die ganze Strecke sind sie motort, Yoo Mee ist übrigens auch ein Segelboot. Mittwoch wird endlich mal das Dinghi, unser Schlauchboot, aufgepumpt und eine Probefahrt unternommen. Morgen soll der Wind uns gnädig sein und wieder aus Norden pusten. Über einen Stopp in Kristiansund geht’s dann zur nächsten Horrorstrecke, der Hustadvika. Ein richtig stressiger Zeitplan bei dem knappen günstigen Wetterfenster. Übermorgen muss dann die ausgesetzte Seestrecke überquert werden.


Dinghyfahren macht Spaß!

Wir laufen am Dienstag, dem 24. Juli in Kongsvoll aus, biegen um die Hundeneset in die breite Trondheimsleia, immer Richtung Süden, meilenweit. Schweinswale in Sicht! Ein schwacher Nordost, der Kurs Süd, da bietet sich zum Vorwärtskommen der Spinnaker an. Toll, wenn dann endlich alle Leinen richtig laufen und das Segel sich schlagartig im Wind auffaltet. Leider muss der Baum nach kurzer Zeit auf die andere Seite, der Wind hat sich etwas gedreht. Es ist navigatorisch nichts zu tun auf der Trondheimsleia-Autobahn. Hinter uns taucht ein bekanntes Schiff auf, es ist yoo mee, auch sie sind dabei ihren lila-pinkfarbenen Blister zu setzen. Leider schaffen sie es nicht, näherzukommen. Uns ist klar, so schnell kommt die Gelegenheit nicht wieder, Fotos von Momo mit dem bunten Segel zu bekommen. Schweren Herzens nimmt Uwe die Fahrt aus dem Schiff und holt unseren Spi herunter. Endlich sind sie auf Fotoabstand näher gekommen, schnell setzen wir unseren Spinnaker wieder, das Fotoshooting beginnt.


Momo unter Spinnaker

Yoo Mee ist natürlich schneller in Kristiansund, wir vermuten dass sie immer den Motor zu Hilfe nehmen, sobald der Wind etwas nachlässt. Das gibt es auf Momo nicht, wir sind ja ein Segelboot! Die Gästestege im Hafen sind voll, wir legen Momo als Päckchen an eine norwegische Bavaria, gehen schnell noch was einkaufen, bei der Hitze und einem langen Tag wäre ein kühles Bier nicht schlecht. Wir stehen an der Kasse mit unseren Bierbüchsen, da klärt uns die Kassiererin auf, kein Bierverkauf mehr nach 20.00 Uhr! Kein Bitten hilft, eine Ausnahme zu machen für den armen Segler, der erst jetzt angekommen ist und nichts mehr zu trinken hat. Gesetz ist Gesetz und Regeln sind Regeln, das wissen wir jetzt. Später erfahren wir noch, dass man mit Bier auch nicht an Kassen abgefertigt wird, an denen Minderjährige Kassierer sitzen. Zur Vollständigkeit noch zum Thema Alkohol: das staatliche Vinmonopol nimmt nur norwegische Kreditkarten, Ausländer müssen bar zahlen. Durstig kommen wir zuhause an, nur noch norwegisches Wasser aus dem Tank gibt’s da. Aber als drittes Päckchen neben uns hat solange wir weg waren ein deutsches Schiff festgemacht. Wir sagen hallo, zwei nette junge Leute, sie wollten gerade ihren gefangenen Dorsch im Bierteig zubereiten, schenken uns ein Bier, mitgebracht aus der Heimat. Wir erzählen und erzählen und bekommen noch ein Bier – das ist ein nettes Päckchen. Schnell noch die Spinnakerfotos tauschen mit Yoo Mee, wer weiß ob wir uns wieder treffen. Morgen steht die Hustadvika an, sie ist uns von der Fahrt nach Norden nicht gut in Erinnerung geblieben: navigatorisch anstrengend, der Computer ist ständig ausgestiegen, sehr windig und steinig, Stress pur. Wir müssen sie wieder fahren, es gibt keinen alternative Strecke.



Abend in Kristiansund

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