Unser Logbuch

hier gibt`s das Neueste von unserer Reise.

Die Einträge hängen davon ab, wann wir einen Internetzugang finden.

Wir werden natürlich versuchen, möglichst aktuell zu sein


 

22.April 2008, Standort Burgtiefe, Fehmarn, 54°24,79 N, 011°11,89 E

Mit Sack und Pack nach Norden

Unser geordnetes „Winterleben“ zwischen vier Wänden ist vorbei.

Der Törn in der warmen Stube ist geplant: Destination Nordkap. Der südlichsten Stadt der Welt, Ushuaia in Argentinien, die wir 2002/03 während unseres Kap Horn Törns besucht haben, soll nun die nördlichste Stadt der Welt, Hammerfest in Norwegen, folgen. Ungefähr 18 kg Seekarten liegen im Gepäck für die unendlich lange von Fjorden zerklüftete norwegische Küste. Mal sehen, wohin und wie weit uns der Wind bringt. Am Sonntag, dem 13. April 2008, rollen wir mit unserem VW-Bus, voll beladen mit Material, Proviant und vielen anderen nützlichen Sachen für unseren Törn in die Norwegische See, die Autobahn hoch, gen Norden. Unser Schiff, die Momo, hat ihre Landfahrt über Fehmarns Straßen schon hinter sich und wartet seit zwei Wochen auf dem Parkplatz am Yachthafen Burgtiefe auf uns. Sie lädt jedoch nicht zum Übernachten ein, der Aufstieg über die fünf Meter hohe Leiter, kein Wasser, kein Strom und noch bei Regen, das muss nicht sein. Wir finden eine gemütliche Ferienwohnung auf der anderen Seite des Burger Sees, gegenüber der Aalräucherei in Burgstaaken bei der spanischen Signora und den 7 Zwergen.



Nebel am ersten Arbeitstag und recht frisch, wir sind zufrieden, wenn es nur nicht regnet. Wir müssen die rote Unterwasserfarbe, das „Antifouling“, noch streichen. Im Auto und im Boot entsteht ein Chaos, ein Rauf und Runter mit Taschen, Schachteln, Rucksäcken, voll mit Büchsen, Büchern, Mehl und dem Brotbackautomat. Wohin bloß mit dem Zeug auf dem Schiff. Ich höre schon wieder Uwe fragen „wo ist ...??“. Auch die zwei 12 kg schweren Gasflaschen, hoch über die Leiter, die braucht Sascha Bruhn jetzt zur Gasabnahme. Stundenlang verbringen wir mit einer Hohlraumversiegelung mit Ovatrol. 20 Liter füllen wir durch einen engen Schlauch ein, um es anschließend wieder abzupumpen. Unverständlich? Was macht man nicht alles, damit der Stahl nicht rostet. Dann putzen und fetten wir unseren Mast, der noch bei der Bootshalle in Niendorf liegt. Wir kontrollieren auch alle Stahldrähte, Befestigungsterminals und Beschläge.


Am Mittwoch um 8.30 Uhr ist Krantermin, da wird der Mast verladen und zum Hafen gefahren. Der Traktor zieht Momo die wenigen Schritte vom Parkplatz zum Kran. Ratz fatz hängt das Boot in der Luft, dann schwimmt es auch schon im Wasser. Der gut genährte Kranführer Uwe (Namensvetter vom Momo-Skipper) setzt routiniert unseren 18 Meter langen Mast mit seinem Kran exakt auf den Mastfuß. Für mich immer wieder unglaublich, wie das Vorstag und die Wanten diesen Riesenmast halten, erst Recht noch unter Segel mit den wahnsinnigen Windkräften. Zur Freude des Skippers springt der Motor auf Anhieb an. Wir fahren ganze 50 Meter zur Box im Hafen und machen an Pfählen fest.



Momo in Gesellschaft der Dübe Charteryachten Seepferdchen, Seeelefant, Seestern, Seeadler, Seefalke, Seefuchs und Seaborn. Umzug von den 7 Zwergen auf das Wasser, jetzt ist Momo wieder unser Zuhause, und wir leben wieder hautnah mit der Natur. Der Wind pfeift mit bis zu 7 Windsstärken, die Wellen plätschern und gluckern gegen den Bootsspiegel. Dann kommt doch noch der Regen, das war ein Timing, jetzt können wir im Schiff arbeiten! Der Stahldeckel über dem Loch am Wassertank muss nun verschlossen werden mit seinen 34 fingerbrecherischen Schrauben und Muttern. Das macht immer wieder Spaß und kaputte Finger. Reiner Beck, er arbeitet sonst meistens auf Fischkuttern, nimmt sich gekonnt unseres Perkins Motors an. Er schaut, hört, fühlt, schraubt und lässt den Motor heulen wie ein Motorrad, findet in den Schläuchen einen total zerbröselten Impeller (war ganz sicher noch eine Nachlässigkeit vom Vorbesitzer unseres Schiffes). Die Kühlwasserpumpe, sie leckt etwas, baut Herr Beck aus und nimmt sie mit in die Werkstatt und dort biegt er auch noch zwei spezielle Schlauchschellen für den Motor zurecht. Nach dem einen Regentag folgen jetzt nur noch Sonnentage mit blauem Himmel, dazu aber Starkwind. Müde macht die frische kalte Luft. Es gibt aber noch viel zu tun, alles was wir im Herbst abgebaut haben, muss wieder dran. Viele Kleinigkeiten, aber auch größere: Uwe telefoniert seine Handy-Karte leer mit Kielradio, es klappt nicht mit unseren Emails über die Kurzwelle, anscheinend schickt unser Rechner alle möglichen Daten weg, warum auch immer, es nervt - Frust.


Das Chaos ist mal wieder perfekt!

Ich fahre in die Stadt und mache Besorgungen. Dann suchen wir gemeinsam ein Internetcafe, das befindet sich inzwischen neben dem Dänischen Bettenlager und den großen „Spritverkaufststellen“, in denen nur Ausländer, vor allem Dänen ihren Alkohol kaufen. Als Deutsche bekomme ich dort kein Büchsenbier verkauft. Zurück an Bord taucht wieder ein größeres Problem auf, die Hilfsleinen, die wir im Herbst durch den Mast gefädelt haben um die Fallen wieder hochzuziehen, sind beim Mast und Wantensetzen verdreht worden. Ich muss rauf auf den Mast, hoch bis zu den Wanten: einmal und gleich noch mal. Vor lauter sichern und knipsen vergisst Uwe das untere Ende des Schnürchens zu befestigen, es rauscht aus, und hängt jetzt irgendwo innen im Mast. Mist, weil es so schön war, gleich noch mal hoch, jetzt aber bis ganz oben zum Top, das Fall gleich mit hochziehen, am Masttop durch die Rolle fädeln und 15 Meter Leine runter lassen. Nichts kommt unten an. Leine wieder hochziehen und noch einmal abwärts lassen. Geschafft, die Aussicht von oben ist schwindelerregend, der Wind pfeift wesentlich stärker hier oben, es gibt nichts mehr zum Festhalten, nur die Beine krallen ich um den Mast. „Ich will runter“ brülle ich gegen den Wind in die Tiefe. Uwe steht da, fotografiert und lässt mich hängen, ihm ist ja warm vom Hochziehen. Völlig durchgefroren bleibe ich jetzt im Schiff und bereite unser Abendessen vor.



Unser Freund Dietmar (vom Katamaran Hakuna Matata, den wir auf unserem Törn 2006 zum ersten Mal vor Riga und dann immer wieder mal getroffen haben, ist auch auf Fehmarn, im Hafen Burgstaaken zum Auswintern seines Schiffes) kommt zum Essen an Bord. Es gibt handgeschabte Spätzle. „Das sieht aus wie meine Spachtelmasse“, meint die Kölner Frohnatur. Er isst sie aber gerne, die Spätzle, wie auch die Maultaschen, die wir ihm schon in unserer Zwergenwohnung serviert hatten. Dafür lädt uns Dietmar zum Fischessen mal in den goldenen Anker in Burgstaaken ein. Der Fisch ist ganz frisch und sehr lecker. Wir verhungern also nicht in dieser Woche.



Zu einem Spaziergang am Südstrand mit den einsamen, nur von Möwen belagerten, Strandkörben nehmen wir uns auch Zeit. Herrliches Abendlicht auf der Insel, auch ist es mindestens eine halbe Stunde länger hell als zuhause. Eine kleine Spritztour gönnen wir uns mit dem Auto zum Leuchtturm Flügge im Süd-Westen der Insel und, zwischen erst spärlich blühenden Rapsfeldern vorbei, nach Norden zum Leuchtturm Westermarkelsdorf. Hinter dem Leuchtturm erstreckt sich ein breiter Schilfgürtel zum Fehmarn Belt hinaus, bewohnt von tausenden Wasservögeln. Fehmarn ist die zweitgrößte Insel Deutschlands, nach Rügen. Sie ist nur 185 Quadratkilometer groß, nennt sich im Fehmarn Urlaubsführer „die Sonneninsel Nr. 1“ mit 2200 Sonnenstunden im Jahr. Wenn die Sonne nicht scheint ist es wohl Nacht und hat dann, laut Prospekt, wie nirgendwo sonst, den hellsten Sternenhimmel am Firmament.



Die Arbeit geht weiter, auf Momo schlagen wir bei starkem Wind den Klüver an, es schlägt wie wild um sich, bis es in der Rollanlage gebändigt ist. Das Großsegel wartet aber immer noch auf eine Windpause. Uwe hilft mal kurz bei Dietmar aus und klettert zu einer Reparatur hoch auf den Mast des Katamarans, während ich den schwarzen Schwan knipse. Am Montag bekommt Momo drei neue Batterien, auch unser Motorenmann baut die reparierte Pumpe wieder ein. e-mails gehen immer noch nicht. Wahnsinn, wie schnell die Woche verflogen ist
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