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                            | Datum | 11.
                              März  2010 |  
                            | Position | 09°36,77´N,
                                079°35,22´W - Isla Linton, Panama |  
                            | Seemeilen bisher | 7085 |  
                            | Wind | NNE 5 Bft |  
                            | Tage unterwegs | 304 |  
 Die Kuna-Indianerinnen sind ruhig, sehr selbstbewusst
                        und äußerst beharrlich. Es ist fast unmöglich
                        ihnen keine Mola abzukaufen.
 Wir sind in Kuna-Yala (San Blas Inseln) angekommen,
                            unsere zweitlängste Non-Stop-Fahrt liegt hinter
                            uns. Falls jemand in Gedanken mitsegeln möchte
                            und wissen will, wie auf über 700 Meilen Blauwasserfahrt
                            die Tage vergehen, beginne ich den Bericht mit der
                            Abfahrt in Bonaire.  Tag 1 und die Nacht vom 21. auf den 22. Februar sind
                            schnell vorbei!Wir verlassen die Harbour Village Marina von Bonaire
                            um 11.30 Uhr, Kurs Nordwest. Klein Bonaire bleibt
                            an Steuerbord und nun geht es gleich richtig zur
                            Sache;
                            der Wind bläst mit fünf, in den Böen
                            mit 6 Windstärken aus Ost-Südost. In das
                            Großsegel bindet der Skipper gleich zwei Reffs
                            ein und den Klüver baumen wir aus. Wie immer ist
                            es heiß und die Sonne brät uns, der starke
                            Wind macht die Temperatur jedoch erträglich. Momo
                            jagt mal wieder wie der Teufel über die aufgewühlte
                            See. Sechs, sieben, acht, neun und dann surft sie mit über
                            zehn Knoten über eine riesige Welle.
 Um 19.00 Uhr trifft sich die Atlantikfunkrunde mal
                            wieder auf dem abgesprochenen Kanal. Wir im Venezuelan
                            Basin, die Heimkehr auf Antigua und auf St. Marteen
                            die SuAn und Manatee. "Loud and clear" ist die Verbindung,
                            wie eine Telefonverbindung zwischen Kornwestheim
                            und Hamburg.  
 WacheDer Skipper verabschiedet sich von der Funkrunde,
                                  er muss jetzt in die Koje und schlafen, denn
                                  um 23.00
                                Uhr heißt es wieder aufstehen und Wache schieben.
                                Vier Stunden lang bis um 3.00 Uhr früh, dann
                                weckt er mich ohne Gnade. 3.00 Uhr früh ist
                                eine üble Zeit zum Aufstehen, der Mond hat sich
                                schon verabschiedet und die Sonne geht erst in drei
                                Stunden auf, positiv ist aber, dass es angenehm warm
                                ist (kurze Hose und oder T-shirt reicht völlig).
                                Um 7.00 Uhr, eigentlich Zeit zum Frühstücken,
                                gehe ich wieder schlafen; theoretisch bis um 11.00
                                Uhr Mittags. Die Praxis sieht aber anders aus. Um
                                9.00 Uhr höre ich, trotz Ohrstöpseln, Uwe
                                bei der Morgen-Funkrunde plaudern. Dann wird es bald
                                so heiß im Schiff und die Sonne scheint durch
                                das kleine Fenster, dass ich lieber aufstehe und
                                schlaftrunken um Cockpit rumhänge. Dieser Wachrhytmus
                                hat sich bei uns jedoch zu diesen Zeiten bewährt
                                und wir bleiben dabei.
 Die erste Nacht ist trotzdem immer hart, bis man
                            sich erst wieder an den 4-Stunden Rhythmus gewöhnt
                            hat, aber irgendwie geht die Nacht immer rum. Wir
                            besitzen auch wieder einen Kurzzeitwecker, der alte
                            Wecker aus
                            Las Palmas hat die Atlantiküberfahrt nicht überlebt.
                            Auf Bonaire habe ich den neuen Wecker beim Frisör
                            zusammen mit "einmal Haare schneiden" gekauft. Mit
                            dem Kurzzeitwecker kann man sich ein Kurzzeitnickerchen
                            von 20 Minuten erlauben - bis zum nächsten Rundumblick.  Nur 15 Meilen von Venezuelas Nordküste entfernt
                            liegt Aruba, die dritte der ABC Inseln, wir lassen
                            sie in dieser Nacht weit an backbord liegen. Die Insel
                            Curaçao liegt schon einige Stunden hinter
                            uns.   unser Route führt entlang der venezolanischen
                            und kolumbianischen
 Küste nach Panama
 
 Piraten vor Venezuela sind ein Problem.
 Nach den vielen Seglergeschichten, die wir inzwischen
                              gehört haben über die Piraterie vor Venezuela,
                              halten wir einen Sicherheitsabstand von 50 Meilen
                              zur Küste. Der Gedanke ist schon unheimlich,
                              dass plötzlich ein Schnellboot mit bewaffneten
                              Männern aus der Dunkelheit auftaucht. Sie nehmen
                              alles mit was sie brauchen können. Neulich wurde
                              ein Segelboot komplett ausgeraubt, einschließlich
                              der an Bord befindlichen Lebensmittel. Den Kompass
                              haben sie auf dem Schiff gelassen – immerhin.
                              Die venezolanische Regierung unternimmt nichts
                              dagegen, das ist das Problem.
 
 Tag 2 und die Nacht
 Momorekord!
 Momo segelt ihr allerschnellstes Etmal: in 24 Stunden
                          schafft sie 184 Seemeilen.
 Der Wind hat auf Ost gedreht, bei unveränderter
                          Windstärke und Momo kommt jagt über das Meer.
                          Nachmittags am Punta Salinas, Kolumbiens nördlichstem
                          Punkt, ändern wir unseren Kurs und legen 250 Grad
                          an. Jetzt muss der Baum wieder weg. Verdammt schwierig,
                          auf dem Vorschiff rumzuturnen, bei dem hohen Seegang
                          und mit meinem unbrauchbaren Arm. Hoffentlich wird
                          der bald besser. 
 
  Momo im hohen Seegang
 
 Der Skipper hält gerade ein Mittagsschläfchen,
                          als eine Welle zum Oberlicht einsteigt und er eine
                          Salzwasserdusche bekommt. Eigentlich sollten alle Fenster
                          während der Fahrt geschlossen sein, aber ohne
                          Luftzug hält man es unten im Schiff nicht mehr
                          aus. Der zweite Wassereinbruch folgt sogleich, eine
                          1,5 Liter Wasserflasche stürzt Niedergang hinab
                          in den Salon und platzt. Wenigstens ist das Süßwasser.
 Die Sonne brennt gnadenlos auf das
                            Schiff und wir sind erleichtert, als sie gegen 18.30
                            hinter dem Horizont
                          verschwindet. Viel schöner ist es jetzt bei Mondlicht.
                          Die Wärme hält sich auch in der Nacht und
                          ich sitze mit Kopfhörer und Walkman auf der neuen „Las
                          Palmas-Matratze“ unter der Sprayhood. Jonny Cash
                          und Bob Dylan vertonen die heiße Fahrt, bei der
                          ab und zu eine ganz übermütige Welle sogar
                          ins Cockpit spritzt. Schon liegt die kolumbianische
                          Nordküste an backbord, auch zu ihr halten wir
                          einen Sicherheitsabstand und ich hoffe, dass kein verdächtiges
                          Licht auf uns zu kommt.  Nacht auf See
 
 Um 21.00 Uhr schreibe ich die nach
                            unserer bisherigen Fahrtzeit hoch gerechnete „Time to go“ vom
                          GPS in unser Logbuch: sensationelle 81 Stunden nur
                          noch!!!!! Aber die 9 Knoten Durchschnittsgeschwindigkeit
                          sind niemals durchzuhalten. Wachablösung um 23.00
                          Uhr ich tausche den Kopfhörer gegen Oropaxstöpseln
                          und Uwe beaufsichtigt Momo und Johannes, unseren braven
                          Steuermann.
                           Flaute am Tag 3 und der folgenden Nacht.Schlagartig um 14.00 Uhr ist der Wind wie weggeblasen.
                          Laut Statistik gibt es in diesem Gebiet so gut wie
                          keine Flaute und bis zuletzt habe ich der Vorhersage
                          der Wetterwelt mit der Flaute keinen Glauben geschenkt,
                          zumal wir jetzt in der windreichsten Ecke vor der Kolumbianischen
                          Küste segeln, wo der Wind nicht selten mit 45
                          Knoten tobt.
 Kaffeefahrt bei 51 Grad im CockpitStatt Starkwind ist bei uns jetzt „Kaffeefahrt“ angesagt,
                          was mir ganz ehrlich auch lieber ist. Dafür weht
                          kein Lüftchen und das Meer ist wie glatt gebügelt.
                          Die Hitze schlaucht uns gewaltig. 51 Grad Celsius messen
                          wir. Sogar die Windhutze (unseren Windsack über
                          das Oberlicht) setzen wir in unserer Verzweiflung,
                          um wenigstens einen Windhauch in das Schiff zu bekommen.
                          Zum Abkühlen schwimmen wir, abwechselnd natürlich,
                          hinter Momo her. Wenn wir unter drei Knoten segeln,
                          muss die Maschine ran, beschließen wir. Es ist
                          absolut nichts los auf dem spiegelblanken Meer, nur
                          ein einziger Tanker unterbricht das endlose Blau. Die
                          Nacht, sieht man mal vom Brummen von Sir Perkins ab,
                          ist sehr geruhsam, fast so ruhig wie zuhause im Bett,
                          so stelle ich mir das wenigstens nach 288 Tagen unterwegs
                          auf dem Schiff vor.
 Die Flaute hält auch noch am Tag
                            4 und der folgenden Nacht an.Aus keiner Richtung weht mehr ein Wind, nicht mal Fahrtwind
                          spüren wir. Mit 3 Knoten, wir haben zudem auch
                          noch den äquatorialen Gegenstrom eingefangen,
                          kleben wir fast auf dem bleiernen Meer. Es ist unerträglich
                          schwül und jede Bewegung löst einen Schweißausbruch
                          aus. Mit feuchten Tüchern im Nacken sitzen wir
                          im Cockpit und trinken eine kühle Flasche Wasser
                          nach der anderen. Nicht jammern, alternativ gibt’s
                          in dieser Gegend nur Starkwind. Die CCNI Cartagena,
                          ein deutsches Containerschiff, ist unsere einzige Begegnung.
                          Uwe funkt mit ihm, man muss doch hallo sagen, wenn
                          man schon mal ein deutsches Schiff trifft.
                           Der dritte Flautentag und unser 5. Tag auf See.Ein miserables Etmal, nur 95 Meilen sind wir in den
                          vergangenen 24 Stunden weiter gekommen. Seit gestern
                          schon sind wir in einer neuen Zeitzone. Aber erst heute
                          stellen wir unsere Uhr mit der Bordzeit um eine Stunde
                          zurück – Zeit spielt mitten auf dem Meer
                          keine Rolle mehr. Wir gewöhnen uns immer mehr
                          an die Langfahrten. Was für ein Glückstag,
                          endlich erfreuen uns mal wieder Delfine! Sie haben
                          sogar Zeit und zeigen uns ihre Saltosprünge.
 Die Flaute dauert auch in der Nacht an. Einzige Abwechslung,
                          um 2.10 Uhr ist ein Funkkontakt mit dem Kreuzfahrtschiff
                          Oceana. Sogar ein Kreuzfahrtschiff wie die Oceana muss
                          der kleinen Momo ausweichen.   Morgenblauen auf See
 
 .... und noch ein Tag auf See! Tag 6 und die Nacht
 Etmal 98 Seemeilen -Fußgängertempo!
 Wir haben jetzt den Punkt erreicht, wo wir uns Zeit
                          lassen können. Wir wollen die Inseln von Kuna
                          Yala wegen der vielen vorgelagerten Riffe nur bei Tageslicht
                          anlaufen. Der Zeitplan passt mal wieder nicht, denn
                          morgens erwischt uns die gemeldete Kaltfront aus New
                          York. Blitzartig haben wir 5 Windstärken und ein
                          chaotischer Seegang baut sich schlagartig auf. So wie
                          es jetzt aussieht, erreichen wir die Inseln bei Nacht.
                          Wie bremsen wir jetzt Momo ab?
 Schlafen zu müssen ist heute Nacht
                            eine Strafe. Man liegt in der Koje wie im Schleudergang
                            der Waschmaschine.
                          Unter freiem Himmel ist das Geschaukel leichter zu
                          ertragen. Da gibt es auch noch ein Highlight in der
                          Nacht: Der Mondschein schimmert golden vor Momos Bug.
                          Noch 120 Meilen! 580 Seemeilen liegen hinter uns.    Um11.30 Uhr Mittags versuchen wir Momo abzubremsen
                            und drehen bei. Momo steht jetzt fast ohne Fahrt
                            auf einer Position im Colombian Basin. Die Wellen
                            spielen mit dem Schiff ping pong. Total verrückt,
                            jetzt ist Wind da und wir wollen nicht mehr weiter.
                            Der Versuch zu schlafen oder wenigstens auszuruhen
                            scheitert, das „Beiliegen“ ist mehr als
                            ungemütlich, weil der Seegang einfach zu chaotisch
                            ist. Nach vier Stunden Zwangspause sind wir wieder
                            auf Kurs 240 Grad. Wieder folgt eine unruhige
                            Nacht, aber endlich die Letzte.  Morgen früh werden wir
                              ein Traumziel unserer Reise erreichen, die 365 Inseln von Kuna Yala.
  unser Traumziel: San Blas
 
 Die Comarca Kuna Yala (auch San Blas
                            Inseln genannt), sind ein autonomes Gebiet der Kuna
                            Indianer an der
                          südöstlichsten Küste Panamas im Atlantik. Über
                          den östlichen Kontinentalschelf, zwischen 8°25
                          und 9°32 N und 79°20 und 77°8 W, erstreckt
                          sich das Gebiet mit einer Länge von 181 Kilometern.
                          Eine Kette aus etwa 365 Inseln und Inselchen bilden
                          den Archipel San Blas, also eine Insel für jeden
                          Tag im Jahr.
 Der Hauptort ist die Insel El Porvenir. 36 000 Indianer
                          leben auf einer Fläche von insgesamt 2393 Quadratkilometer,
                          das sind 15 Einwohner pro Quadratkilometer.
 Die Kunas sprechen ihre Stammessprache, aber auch Spanisch,
                          jedoch spricht ein Indio ganz selten Englisch.
   Auf den Inseln und in der Küstenregion zwischen
                          Puerto Obaldia im Osten an der kolumbianischen Grenze
                          und der Insel El Porvenir im Westen, leben 25.000 Angehörige
                          des Stammes der Kuna Indianer. Die Kunas haben ihre
                          Kultur und Traditionen von allen amerikanischen Stämmen
                          am ursprünglichsten erhalten. Die Regenwaldgebiete
                          sind völlig unberührt.  Die Kunas haben der Unterwerfung durch
                            die Zentralregierung Panamas in blutigen Auseinandersetzungen
                            getrotzt,
                          die 1925 in einem Aufstand gipfelte. Die Flagge, die
                          Kuna Yala seit 1925 führt, bildet eine Swastika
                          ab. Diese stellt einen symbolisierten Oktopus dar,
                          der nach der lokalen Überlieferung die Welt erschaffen
                          hat.    Diese Flagge zu zeigen, ist für uns schon
                            etwas seltsam!
 
 1930 wurde ein politischer Vergleich geschlossen, trotzdem
                            mussten die Indios noch jahrzehntelang kämpfen,
                            bis das semiautonome Gebiet Kuna Yala etabliert war.
                            Kuna Yala ist heute in vier Regionen unterteilt.
                            Es gibt Gemeinden, die weniger von der westlichen
                            Welt beeinflusst sind und Gemeinden mit einem vermehrten
                            Einfluss. So ganz allmählich findet ein Übergang
                            statt und es gibt Infrastrukturen wie Gesundheitszentren,
                            Schulen, Aquädukte und Landepisten.
                           Endlich - am Samstag, dem 7. Tag ist Land in Sicht,nach über Hundertvierzig Stunden Blau
 „
                          Land in Sicht“, ruft der Skipper um genau 7.05
                          Uhr. Ganz zarte Linien zeichnen sich im Morgenlicht
                          sind über dem Horizont ab. Sie zeigen sich bald
                          kräftiger und zackiger und nach wenigen Meilen
                          erkennen wir dann deutlich Palmen. Sie scheinen direkt
                          im Wasser zu stehen.
 Zwei Stunden später glauben wir die Südsee
                          erreicht zu haben. An Backbord ist der Inselarchipel
                          Chicime und noch bestimmt zwanzig weitere Inseln zu
                          erkennen. D a s Klischeebild tropischer Strände.
                          Riesige Kokospalmen wachsen auf den Inselchen, die
                          sich kaum vom Meeresspiegel erheben. Wie zufällig
                          erreichen wir bei Helligkeit das mit Korallenriffen
                          gespickte Seegebiet. Stimmt nicht, gestern haben wir
                          ja Momo für vier Stunden abgebremst.  Mit Seekarte, elektronischer Karte,
                            GPS und Augapfelnavigation (wir sehen genau wo das
                            Wasser an den Riffen aufläuft
                          und weiße Gischt hoch schäumt und die Wassertiefen
                          sind an den unterschiedlichen Blautönen zu erkennen)
                          erreichen wir durch die vorgelagerten Riffe sicher
                          den Ankerplatz vor der Insel Porvenir. Hut ab vor den
                          Seeleuten, die nur den Sextanten zur Verfügung
                          hatten. So manches gestrandete Schiff hängt im
                          Riff, in der aufbrausenden Gischt, niemand holt es
                          herunter, es steht da, wie ein Mahnmal.  Die Ansteuerung von Porvenir, das Gelbe sind die Riffe
 
 Insel Porvenir
 Porvenir ist der Hauptort und Einklarierungshafen für
                          Kuna Yala und gleichzeitig für Panama. Wir sind
                          einfach sprachlos, wir ankern im Paradies. „Da
                          kann man die Tobago Cays in der Pfeife rauchen“,
                          sagt der Skipper. Auf schmalen Einbäumen sehen
                          wir die ersten Indianer paddeln, manche haben auf dem
                          schmalen Einbaum sogar ein Segel gesetzt. Ein unglaubliches
                          Bild, leider fehlt der blaue Himmel und die Sonne für
                          das perfekte Foto. Wir hören Vögel zwitschern,
                          die großen Pelikane schweben elegant über
                          uns und stechen wie der Blitz ins Wasser, wenn sie
                          Beute vermuten.
  Ulu mit Segel
 
 Schon rudert der erste Indianer in
                            seinem Einbaum, dem Ulu, auf Momo zu und bietet uns
                            ein Büschel
                          Bananen zum Kauf an. Der Mann ist wie alle Kunas klein
                          von Wuchs und sehr freundlich. Er nennt uns seinen
                          Namen, gibt Uwe die Hand und interessiert sich sogar,
                          wie lange wir unterwegs waren. 3 Dollar möchte
                          er für die Bananen. Wir bekommen ihn für
                          2,50, mehr Kleingeld haben wir nicht, zum ersten Mal
                          auf unserer Reise zahlen wir heute in US Dollar. Ob
                          wir noch Öl hätten für seinen Fisch,
                          fragt er und schöpft nebenbei emsig Wasser aus
                          seinem Kanu. Seine Ware ist für heute verkauft,
                          und ein italienisches Öl von La Vialle wechselt
                          den Besitzer. Der nächste Indio ist da! Olah,
                          olah – er möchte uns Hummer verkaufen. Zwei
                          Indianerinnen, zwischen ihnen im Kanu steht ein wasserdichtes
                          Fass, bieten uns Molas an. Von den Molas hatten wir
                          schon gehört, es sind rechteckige, ca. 30 x 40
                          cm große mehrlagige Stoffe, die kunstvoll bestickt
                          sind. Wir müssen die Frauen vertrösten, wir
                          haben immer noch keine passenden US-Dollarscheine.
                          15 bis 25 Dollar kostet eine Mola.
  
 Nach diesen Besuchen kommen wir endlich
                            dazu unser Dinghy aufzublasen und fahren zum Einklarieren
                            auf
                          die Insel Porvenir. Sehr freundlich wird Uwe von Ricardo
                          bei der Einklarierung empfangen, Cruising Permit, Zarpe
                          und Einklarierungsgebühr mit Over time Gebühr
                          kosten zusammen 120 Dollar. Jetzt dürfen wir uns
                          zwei Monate in Panama aufhalten.
  einklarieren bei Ricardo
 
 Auf der Insel gibt es einen Flugplatz
                            mit hellblauem Tower, ein grünes Hotel, ein Restaurant in typischer
                          Bauweise der Indianerhütten, wir entdecken eine
                          Toilette über dem Meer errichtet, also mit Fließwasser,
                          ein kleines Museum, die Polizei, zwei Telefonzellen,
                          betrieben mit Solarstrom, und last but not least – ein
                          Kokosbaumwald. Porvenir ist flach wie alle Inseln auf
                          San Blas und auf Sand und Korallen stehen die Hütten
                          und wachsen die Kokospalmen.
 MolasWir sind in einer anderen Welt angekommen, sitzen sprachlos
                            wieder an Bord und schauen den Indianern zu. Die
                            meisten paddeln mit nur einem Paddel, wobei der zweite
                            Mann ständig Wasser schöpfen muss, andere
                            fahren direkt über das Riff und stoßen
                            sich zum Vorwärtskommen nur mit einer Stange
                            ab. Wie eine Faust auf das Auge passt der Außenborder
                            am Kanu, auch das gibt es ab und zu. Wieder kommt
                            Besuch angepaddelt, eine Kunafamilie mit kleinem
                            Sohn. Von ihnen erstehe ich die erste Mola mit einem
                            Papageienmotiv und darunter ist mein Geburtsjahr
                            gestickt, 1950. Der Bub wartet auf ein Candy.
  traditionelle Molas
 
 
   "marktorientierte" Molas
 
 Die traditionelle Nähkunst der Kuna-Indianerinnen
                          entstand Mitte des 19. Jahrhunderts und hat sich wohl
                          aus der Körperbemalung abgeleitet. Die Mola-Applikations-Stickerei
                          ist ein einzigartiges Kunsthandwerk Mesoamerikas. Dabei
                          werden Stoffreste in mehreren Lagen miteinander vernäht
                          und durch Heraustrennen und umnähen von einzelnen
                          Flächen ergeben sich die Motive. Eine gute Mola
                          zeichnet sich durch die Anzahl der verwendeten Stofflagen,
                          die Feinheit der Nähstiche und die Gleichmäßigkeit
                          und Größe der ausgeschnittenen Teile des
                          Bildes aus.
  
 Ursprünglich und noch heute schmücken Molas
                          die Blusen der Frauen. Das rechteckige Motivbild reflektiert
                          eine Mischung aus traditioneller Kuna Kultur mit Einflüssen
                          aus der modernen Welt. Es gibt traditionelle Motive
                          mit geometrischen Mustern, aber auch umgestaltete Industrielabels,
                          z. B. San Blas Hard Rock haben wir entdeckt. Molas
                          werden in Museen der ganzen Welt ausgestellt. Die Kuna-Indianerinnen
                          sind ruhig, sehr selbstbewusst und äußerst
                          beharrlich. Es ist fast unmöglich ihnen keine
                          Mola abzukaufen. Vier Wochen nähen sie an einer
                          Mola, die sie für 15 Dollar verkaufen. Obwohl
                          jeder von uns eine andere Sprache spricht, verstehen
                          wir uns mit den Kuna-Indios doch irgendwie.
  selbstbewusste Kuna Frau
 
 Ein stilisierter Oktopus schmückt
                              die Kuna-Flagge.
 Schon wieder ein Boot! Wir haben noch keine Kuna
                              Flagge, die bieten uns die nächsten Indianerinnen an.
                              Schweren Herzens schmücken wir Momo damit,
                              obwohl uns das Motiv befremdet, aber die Flagge
                              gibt es
                              schon seit 1925 und stellt einen stilisierten Oktopus
                              dar.
 Das Indianerdorf Nalunega.Rechts neben uns liegt die kleine Insel Porvenir und
                            links sehen wir drei weitere Inseln, mit typischen
                            Indianerhütten darauf. Mit dem Dinghy besuchen
                            wir Nalunega. Ein Indianer, er spricht sogar Englisch,
                            nimmt freundlich unsere Leine und bietet sich an,
                            uns das Dorf zu zeigen. Unsere Schritte führen über
                            Korallen und angeschwemmten Plastikmüll zur
                            ersten Hütte, gebaut aus Zuckerrohr mit Palmdach.
                            Ein großer hoher Raum, angenehm kühl und
                            ganz sauber, das ist die Wohnung für eine 14-köpfige
                            Großfamilie. Die Verbreitung des billigen einfachen
                            Plastikstuhls ist wohl nicht zu bremsen, von vielen
                            westlichen Kneipen und Terrassen hat er seinen Einzug
                            bis nach Kuna Yala gefunden. Sobald die Indianerinnen
                            uns sehen, breiten sie im Sand vor den Hütten
                            ihre Molas aus. Unser Besitz an Molas wird ständig
                            größer, aber wir können die Frauen
                            nicht kränken.
  Kirche in Nanulega, als Glocke dient eine rostige Gasflasche
 
 So winzig die Insel vom Wasser her
                            aussieht, so stehen hier doch unter Kokospalmen an
                            die 400 Hütten.
                          Hunde, Hühner, eine Katze und ein Schwein gehören
                          auch zur Kommune. Wir sehen einem Indio zu, wie er
                          ein traditionelles Ulu (Einbaumkanu) mit einer Art
                          Ziehspatel aushöhlt.
 Mit großen Augen schauen uns die kleinen Indio-Kinder
                          an. Ein Bub fährt stolz mit seinem Plastikdreirad über
                          den Sand. An den Kuna-Kindern geht der westliche Einfluss
                          natürlich auch nicht vorbei. Im Dorf von Nalunega
                          gibt es sogar eine kleine Schule, einen kleinen Laden
                          und Wasserstellen mit fließendem Wasser. Das
                          Wasser kommt über eine Leitung vom Festland herüber.
 
 
   eine Kuna Familie
 
 
   der Familienhund auf dem "Plastikstuhl"
 In der größten Hütte, dem Versammlungshaus,
                            treffen wir auf den Häuptling, er liegt in der
                            Hängematte und sieht eigentlich gar nicht wie
                            ein Häuptling aus. Organisiert und geführt
                            wird das Volk der Kunas von Stammesführern. Jedes
                            Dorf hat drei chiefs. Drei „Oberchefs“,
                            die Caciques, führen die Nation als Ganzes , wovon
                            einer von ihnen dann als höchster Führer
                            gewählt wird. Die Stammesführer sind nicht
                            nur für die Politik zuständig, sie sind gleichzeitig
                            geistiger, medizinischer und geschichtlicher Führer. Übrigens
                            darf kein Fremder auf Kuna Yala leben oder Land erwerben.
                            Die Kunas dürfen nur untereinander heiraten. Ganz
                            toll, dass die Kunas Fremde aber offen empfangen. Wir
                            sind beeindruckt, und hoffen dass die Kunas ihre Kultur
                            trotz des westlichen Einflusses noch lange bewahren
                            können.  Kreuzfahrtschiff Club Med vor Porvenir.Wir stellen uns das sehr schwierig vor, vor allem,
                            als wir erstaunt am frühen Morgen das Kreuzfahrtschiff
                            Club Med II vor der Insel Porvenir ankern sehen.
                            Mit sehr gemischten Gefühlen verfolgen wir nun
                            eine Invasion der Kreuzfahrttouristen, wie sie mit
                            kleinen Booten zur Insel Porvenir und auch zu der
                            Wohninsel Nalunega gefahren werden. Die Indianerinnen
                            sind heute schön in Tracht gekleidet und mit
                            buntem Perlenschmuck an Armen und Beinen geschmückt.
                            Viele Frauen tragen auch noch den Nasenring, der
                            zum ältesten Piercing gehört. Ihre Molas
                            hängen die Frauen, das große Geschäft
                            erwartend, an Leinen auf der Insel Porvenir auf.
                            Die Präsentation ist so natürlich besser,
                            als aus den Fässern. Die Franzosen sind keine
                            gute Kunden, sie kaufen wenig, erzählt uns jemand.
                            Aber die Momos erstehen mal wieder eine neue Mola.
  Mola-Präsentation für die Kreuzfahrttouristen
 
 Der Tag als der Regen kam.
 In den kommenden Tagen trinken wir nur noch Regenwasser.
                          Wir freuen uns wie Kinder, als wir nach bestimmt zwei
                          Monaten mal wieder Regen sehen und spüren. Eigentlich
                          ist im März noch Trockenzeit, die Regenzeit beginnt
                          erst im April und dauert bis Dezember. Den ersten Wolkenbruch
                          nützen wir für eine ausgiebige Dusche unter
                          freiem Himmel. Dann sammeln wir begeistert innerhalb
                          von zwei Stunden in unserem Sonnendach, das wir auch
                          als Regensammelbecken mit seinem extra eingenähten
                          Abfluss verwenden können, über 200 Liter
                          Wasser. Der Wassertank und alle Wasserflaschen sind
                          jetzt voll. Das beste Wasser seit langem, ohne Chlorgeruch.
                          Wasser wird immer wertvoller und seltener auf unserer
                          Fahrt. Wir haben keinen Wassermacher wie die meisten
                          Fahrtensegler und sind auf das Wasser in den Supermärkten
                          und auf den Regen angewiesen. In Bonaire haben wir
                          destilliertes Wasser gebunkert, das dort als Trinkwasser
                          genommen wird. Es war teuer und schmeckt scheußlich
                          mit einem rauchigen Nachgeschmack, damit schmeckt nicht
                          mal der Bünting Tee.
 
 
   
 '
  endlich Regen
 Chichime CaysVon den 365 San Blas Inseln besuchen wir als nächste
                          die Chichime Cays auf 9°35’22 und 78°52’90.
                          Unser Anker fällt, geschützt hinter Riffen
                          und zwischen den zwei Inseln Uchutupu Dummat und Uchutupu
                          Pipigua. Noch ein Paradies. Vier einzelne Indianerhütten
                          stehen auf den Inseln mitten im Kokospalmenwald. Die
                          Kunas wohnen hier aber nicht ständig, sondern
                          im Wechsel von Monat zu Monat.
  Momo in den Chichime Cays
 
 Auch auf Chichime dreht sich alles um die Kokosnuss,
 deshalb habe ich mal näheres und interessantes über
                          den riesigen Baum mit seinem dünnen Stamm nachgelesen:
 Die Kokospalme, auch Baum des Himmels genannt, stellt
                          hohe Wärmeansprüche, woran es ihr auf San
                          Blas niemals fehlt. Der erstaunlich dünne, 20
                          bis 30 Meter hohe Stamm mit einem Durchmesser von nur
                          ca. 30 Zentimeter ist extrem beweglich. Der Stamm hat
                          eine verdickte Stammbasis und ringsum laufende dünnen
                          Wurzeln verankern sich im Sand. Sogar Salzwasser verträgt
                          der Baum. Der Schopf besteht aus dreißig gefiederten
                          Blättern, die drei bis sieben Meter lang und in
                          zahlreiche Blattsegmente aufgeteilt sind, damit sie
                          dem Wind wenig Widerstand bieten. Die Kokospalme verträgt
                          permanente starke Seewinde und übersteht starke
                          Stürme, nur Orkane überfordern manchmal die
                          Leistungsfähigkeit.
 Die Kokospalme ist eine der großen
                            NutzpflanzenSie ist seit drei Jahrtausenden eine wichtige Nahrungs-
                            und Rohstoffquelle. Früchte, Blätter und
                            das Holz können verarbeitet werden und selbst
                            die trockenen Fasern finden Verwendung, sie liefern
                            hervorragendes Brennmaterial. Die Palme trägt
                            das ganze Jahr über Früchte, die in ihrer
                            Krone in Gruppen verschiedener Entwicklungsstadien
                            wachsen. Reife Nüsse wachsen ständig nach.
                            50 bis 80 Früchte Ertrag bringt eine Kokospalme
                            und erreicht ein Alter zwischen 100 und 120 Jahre.
                            im Kokospalmenwald
 
 Die Kokosnuss gehört zu den selenhaltigsten Lebensmitteln.
                          Sie enthält Wasser, Fett, Kalium, Calcium, Magnesium
                          und Vitamin C. Auf Inseln ohne Quellen werden 3-6 Nüsse
                          als Flüssigkeitsbedarf benötigt. Ein Vitamin-B-reicher
                          Saft wird aus den Blüten gewonnen, auch zu Palmwein
                          oder Essig vergoren oder süßer Palmhonig
                          daraus hergestellt. Medizinisch kann das sterile und
                          isotonische Kokoswasser unter Notfallbedingungen intravenös
                          als Infusionslösung eingesetzt werden.
 Wer hat die Kokosnuss, wer hat die Kokosnuss geklaut?Die friedlichen Indianer verstehen überhaupt Spass, wenn
                            ein Tourist nur eine am Boden liegende Nuss mit nimmt.
                            Jede Nuss hat auf Kuna Yala ihren Besitzer. Wir sehen
                            einen farbigen Kahn mit Außenborder auf der
                            Insel Kokosnüsse abholen. Die Nüsse werden
                            zu 25 Cent das Stück nach Kolumbien verkauft.
                            Vor dem Export entfernen die Indios in Handarbeit
                            die äußeren Schichten bis zur steinharten
                            5 mm dicken inneren Schale. Zwei Methoden konnten
                            wir beobachten: mit einer großen Zange öffnet
                            eine Indianerin die fasrige Schale der Nuss, und
                            ein Indianer stößt die Nuss mehrmals auf
                            einen spitzigen Pfahl bis er die Fasern lösen
                            kann. Beide Methoden erfordern sehr viel Kraft. Kokosnüsse
                            sind, zusätzlich zu den Molas, die wichtigste
                            wirtschaftliche Einkunftsquelle der Kunas.
  eine Methode Kokosnüsse auszupacken -
 und auf diesem
                          Video sieht man eine andere
 
 Heute haben wir Urlaub.
 Fische, richtig bunte Fische beobachten wir im
                              türkisblauen
                            Wasser durch die Taucherbrille in der gegliederten
                            Landschaft unter Wasser. Wir schwimmen über eine
                            Wiese, wir machen uns ganz flach, denn die Grashalme
                            kitzeln, so dicht darüber sind wir. Dann wird
                            das Wasser plötzlich tiefer und unter uns sind
                            Korallenbänke, der Lebensraum der Fische. Wir
                            kämpfen auf dem Rückweg mit der Strömung.
                            Kurz vor dem Strand baut sich plötzlich eine Sandmauer
                            vor uns auf und die Wassertiefe von 10 Metern verringert
                            sich auf 50 Zentimeter und hier scheint sich eine Gruppe
                            von Seesternen so wohl zu fühlen wie wir uns.
                            Heute ist Urlaub, heute wird nichts repariert.
  Seesterne  im glasklaren
                        Wasser (Video)
 
 
 Nur 15 Meilen entfernt liegen die unbewohnten Holandes
                          Cays.Ziemlich trickreich und auch nur bei Tage und hohem
                          Sonnenstand anzulaufen sind die Holandes Cays. Ganz
                          deutlich sehen wir aber die Durchfahrten zwischen den
                          Riffen. Momo steht jetzt im „Pool“, über
                          weißem Sand und nur noch e i n Meter Wasser ist
                          unter dem Kiel. Den Anker hat der Skipper vor der Sandmauer
                          auf 12 Meter Tiefe platziert, der hält ganz sicher,
                          auch bei 6 Windstärken, die es in den nächsten
                          Tagen gibt, haben wir ein sicheres Gefühl. Aber
                          noch ist es ruhig, im so genannten Swimmingpool, in
                          dem noch weitere 15 Yachten ankern.
 Ein irrer Platz, dieser Pool. Eine total ebene weiße Sandfläche im Durchmesser
                          von ca. 500 m mit drei Metern Tiefe, lässt
                          das Wasser unter dem blauen Himmel im Sonnenlicht in
                          hellem
                          Türkis leuchten. Diese Sandfläche fällt
                          dann fast senkrecht ab auf 15 Meter Tiefe, so bekommt
                          der Pool einen aquamarin-blauen Saum. Traumhaft anzusehen.
                          Durch das kristallklare Wasser sehen wir unter Momo
                          rote Seesterne leuchten. Rings um unseren Pool liegen
                          Inseln mit Palmenwäldern, aus dem Meer zu wachsen
                          scheinen. Nach Osten ist der Blick frei auf das offene
                          Karibische Meer und deutlich markiert die Gischt die
                          Lage des Riffs. Obwohl wir mitunter starken Wind am
                          Ankerplatz haben, liegen wir ruhig und kein Schwell
                          kommt über die Rifflinie.
  Hollandes Cays
 
 Das kleine Riff im Swimmingpool.
 Wir ankern mit den Schlauchboot auf einer Sandfläche
                          dem kleinen Riff, das mitten im Pool liegt. Der bisher
                          tollste Schnorchelplatz liegt unter uns mit einer vielfältigen
                          und bunten Phantasiewelt. Kugelrunde Mustard Hügel,
                          hohe Finger- und Kaktuskorallen, kleine Golfballkorallen
                          und die filigranen Seefarne, die sich in der Strömung
                          wiegen, das ist die Welt der Fische. Eine verwinkele
                          Korallenstadt, bewohnt von den unterschiedlichsten
                          Fischen mit sonderbaren, witzigen Namen wie Yellow
                          stingray, Green morey, rote Squirrel fishes, Blue and
                          Indigo hamlet, im Kampfanzug der Harlequin bass, der
                          Tobacco fish, der rote Glass eye und Big eye snapper,
                          der Rainbow runner, und der Yellow tail snapper und
                          der Candy bass ist rot-gelb gestreift, wie ein Lutschbonbon.
                          Die Fische leuchten in allen Farben, auch in Neon und
                          tragen die phantasievollsten Muster, als Designer würde
                          ich sie mir als Vorlage nehmen. Die Vegetarier unter
                          den Fischen knabbern an den Korallen herum, andere
                          verschwinden erschreckt zwischen Ritzen und Hohlräumen,
                          aber das Geschwader Stachelmakrelen kümmert sich überhaupt
                          nicht um uns. Hinter dem Mustard Hügel taucht
                          ein Trupp ständig grinsender Fische auf und die
                          ganz Schüchternen verstecken sich hinter den Kaktuskorallen
                          Ich sehe dich aber! Der ganz trickreiche, kleine weiß-gelbe
                          Geselle schwimmt rückwärts, so sieht es jedenfalls
                          aus. Das große „aufgemalte“ Auge
                          hat er wohl nur zur Täuschung. Stundenlang könnte
                          man über dieser fremden Welt schweben, aber trotz
                          den 27 Grad Wassertemperatur wird es uns irgendwann
                          kalt. Wir schnorcheln zurück zum Dinghy, der kleine
                          Anker hat gehalten, da läuft doch unter uns auf
                          dem weißen Sandboden eine große Conch-Schnecke,
                          ja, sie läuft! Ein Krebs wohnt darin und geht
                          mit ihr spazieren.
 Coconut-ChannelVier Tage hält uns das „schlechte“ Wetter
                          mit 7 Windstärken bei 33 Grad Wärme auf den
                          Holandes Cays fest. Solange unser Anker hält,
                          und das tut er, bleiben wir gerne hier, wir können
                          dann halt eine Insel weniger anlaufen. Die Buschtrommel
                          funktioniert hier über Funk. Man kann auf den
                          Coconut Cannels wie das „Panama Connection Net
                          auf 8107 Khz oder das SW Caribean Net auf 6209 Khz
                          alles Mögliche erfahren: wie viele Ankerlieger
                          in einem bestimmten Ankerplatz sind, wo wer ist, zum
                          Beispiel finden wir in unserer Umgebung zwei weitere „Momos“ aus
                          Deutschland, zu erfahren sind Informationen jeder Art,
                          auch wie viel eine Taxifahrt in Panama-City kostet
                          und kaum zu glauben, aber manche Seglerinnen trommeln
                          sich zum Yoga auf dem Strand zusammen. Dazu muss ich
                          allerdings erklären, dass nicht jeder wie wir,
                          die San Blas Inseln in 10 Tagen abhandelt. Manche sind
                          monatelang, sogar für Jahre hier im Paradies und
                          einige finden gar nicht mehr weg.
 Auf die Frage von Mitseglern, wie lange
                            wir schon unterwegs sind, kommt ein Erstauntes -
                            erst? Auf die
                          nächste Frage, wie lange wir unsere Reise veranschlagt
                          haben, kommt ein Entsetztes - so schnell, warum denn
                          das? Viele Segler, die wir jetzt antreffen, sind schon
                          Jahre auf See und haben immer noch ein open-end, sie
                          verstehen unsere „Hetze“ nicht.  Kokospalmen auch auf den Lemmon Cays
 Statt des üblichen Passats bläst immer noch
                          ein starker Nord-Westwind. Sehr ungewöhnlich für
                          diese Zeit, sagt jeder. Hoch am Wind segeln wir zu
                          den Lemmon Cays und am nächsten Tag gleich weiter,
                          wieder zu unserem Ausgangspunkt, nach Porvenir zum
                          Ausklarieren. Als der Zöllner hört, dass
                          wir weiter nach Puerto Lindo wollen, gibt er Uwe Post
                          mit für Guido. Momo ist also jetzt ein Postschiff.
 Von der Karibik gefällt es uns auf Kuna Yala
                          eindeutig am Besten. Interessant war es, die Indianer
                          mit ihrer noch erhaltenen Kultur kennen gelernt zu
                          haben, denn die Zivilisation wird immer mehr von ihrer
                          Ursprünglichkeit rauben. Noch ein paar Tage Traumurlaub wären schön
                          gewesen, mit blauem Himmel und Sonnenschein. Wir müssen
                          jetzt endlich zum Panamakanal. Die Momos haben es ja
                          eilig, wie unsere Mitsegler bemerken.  Wir verlassen das Paradies Kuna Yala
                            am 9. März,
                          Colon am Panamakanal und eine der gefährlichsten
                          Städte der Welt ist unser Ziel mit einem Zwischenstopp
                          in Puerto Lindo.Um 7.10 Uhr gehen wir Anker auf, kurz nachdem der Flieger
                            direkt neben uns auf die kleine Landebahn von Porvenir
                            herunter sticht. Hilfe, unser Mast! Ohne was zu denken
                            ließen wir gestern Nachmittag unseren Anker
                            in Verlängerung der Landebahn fallen. Zum Glück
                            hat der Wind gedreht und wir sind aus der Einflugschneise
                            geschwoit.
  
 Grau verhangen ist der Himmel und der
                            Wind ist gegen uns, so lange wir um das Riff von
                            Porvenir im Canal
                          de San Blas fahren. Das Meer schaukelt sich unangenehm
                          in alle Richtungen auf. Bei 4 Windstärken plagen
                          wir Momo ganz hoch an den Wind und umfahren die Escribanos
                          Bank. Auch Sir Perkins brauchen wir zur Hilfe, denn
                          wir möchten nicht in der Nacht ankommen. Puerto
                          Lindo liegt 45 Seemeilen entfernt und die Tage sind
                          kurz. Jetzt kommt mal wieder ein Spruch vom Skipper
                          wie er so auf die Küstenlinie von Panama schaut: „Wie
                          im Schwarzwald sieht es hier aus“! In verschiedenen
                          Grautönen gestaffelt erheben sich die Bergketten
                          im dunstigen Licht des heutigen Tages.
 Nombre de DiosBevor wir Puerto Lindo erreichen, segeln wir noch an
                            dem geschichtsträchtigen Ort an Panamas Küste
                            vorbei, an Nombre de Dios (übersetzt Der Name
                            Gottes). Kolumbus war hier bei seiner vierten Reise.
                            In der Bucht musste er im Jahr 1510 die Karavelle
                            Vizcaina wegen Schiffsbohrwurm aufgeben. (Das Wrack
                            wurde im Jahr 2001 durch den Schatztaucher Warren
                            White gefunden, es wurde wohl bisher immer an einem
                            anderen Platz vermutet). Im Jahr 1510 war Nombre
                            de Dios der Haupthafen der spanischen Erobererflotte.
 Das Postschiff Momo läuft
                              in Puerto Lindo ein.Hoch schäumt die Brandung des Meeres an den dem
                          Festland vorgelagerten kleinen Inseln, als wir in die
                          Bucht von Puerto Lindo fahren und, wie uns empfohlen
                          wurde, gleich hinter der kleinen Insel Linton ankern.
                          Wir liegen wirklich gut und geschützt gegen den
                          Schwell der in die Bucht drückt. Jetzt muss Uwe
                          schnell noch Guido suchen und seine Post aus Porvenir
                          abliefern. Mit dem Schlauchboot fährt Uwe ans
                          Festland, vor dem urigen Restaurant von Hans (aus Holland)
                          an und findet auch schnell Guido (aus Österreich).
  die Idylle täuscht etwas,
 Puerto Lindo ist ein ziemlich
                              vergammeltes Kaff
 
 Das Klima ist feucht und tropisch heiß, mit
                          Regenwald bewachsen sind die Ufer wie auch sämtliche
                          Berge im Umkreis. Um 19.00 Uhr Ortszeit ist es dunkel
                          und es bleibt keine Zeit mehr die Gegend zu erforschen,
                          so beschließen wir erst übermorgen zum Panamakanal
                          weiterzufahren und genießen die letzte Nacht
                          vor Anker.
   Mittwoch 10. März wir bleiben noch eine Nacht
                          in Puerto LindoIm Restaurant von Hans trinken wir einen köstlich
                          kühlen, frisch gepressten Ananassaft und uns interessiert,
                          wie es ihn so einfach von Holland nach Panama verschlagen
                          hat. Heute Abend kommen wir wieder! Wir haben heute
                          Hühnchen oder Oktopus in Kokosnuss-Soße
                          meint der Holländer. Im Dorf treffen wir dann
                          aber nur noch Einheimische, die Panamesen, sie sind
                          Kariben und ziemlich dunkelhäutig. Wir kommen
                          uns mit unseren kurzen Hosen, dem Rucksack und der
                          Kamera sehr fremd vor. Manche geben einem freundlich
                          die Hand, stellen sich vor und fragen wie es geht.
                          Schlimm finden wir den überall am Ufer verstreuten
                          angespülten Plastikmüll, hauptsächlich
                          Flaschen und Flip Flops.
    das findet man leider in der ganzen Karibik: Plastikmüll
                              am Ufer
 
 Am Tag 304 nach unserer Abreise ziehen wir unser Dinghy
                            an den Strand der Isla Linton und werden schon argwöhnisch
                            beobachtet.
  wir werden schon erwartet!
 
 Die unbewohnte kleine Insel, dicht
                            mit Urwald bewachsen, gehört einem Engländer, erzählt man
                          uns. Nur Affen leben auf ihr und unter denen hat es
                          sich wohl schon herumgesprochen, dass zwei Touristen
                          aus Schwaben heute zu Besuch kommen. Das Schlauchboot
                          ist noch nicht auf den Strand hoch gezogen, da werden
                          wir schon aus zwanzig Meter Höhe vom Wipfel der
                          Palmen herab von zwei schwarzen Affen argwöhnisch
                          beobachtet. Uwe macht schnell sein Teleobjektiv auf
                          die Kamera und fotografiert sie von allen Seiten. Ich
                          entdecke einen dritten Affen, der auf dem Fenstersims
                          einer verlassenen Hütte träge in der Sonne
                          sitzt. Aber auch er beobachtet uns. Ich gehe schon
                          mal voraus, vielleicht lässt sich der Affe am
                          Fenster ja fotografieren.
 Jetzt spielt sich in Windeseile ein Affentheater ab!Der schwarze Spider-Affe springt auf, statt abzuhauen
                            läuft er auf mich zu und reckt dabei bedrohlich
                            seine langen Arme in die Höhe. Nichts wie weg
                            hier, zum Schlauchboot zurück. Was macht eigentlich
                            Uwe? Der knipst immer noch die Zwei auf der Palme.
                            Lautlos hat mich der Affe erreicht, packt von hinten
                            zu mit seinen langen Armen und zieht mich auf den
                            Sandboden. Hilfe!!! Alles geht jetzt rasend schnell.
                            Ich sehe nur noch Schwarz, habe das Gefühl,
                            dass mich X-Arme umklammern. Kein Ton, kein Geräusch.
                            Der Affe beißt einfach zu. Keine Chance mich
                            aus der Umklammerung zu lösen. Wieder beißt
                            er, wieder und wieder. Völlig hilflos bin ich
                            dem Affen ausgeliefert, er hat eine unheimliche Kraft.
                            Hilfe, Hilfe – warum kommt Uwe denn nicht?
                            Das war es dann wohl, denke ich und sehe mein Ende
                            auf einer Urwaldinsel mit zerbissener Schlagader.
  Angriff von hinten
 
 Uwe ist bei meinem ersten Hilfeschrei
                            noch am Ufer gestanden, drückt aber, ganz Sensationsreporter,
                          noch vorher den Auslöser der Kamera,  spurtet
                          dann aber zum Kampfplatz, spielt den „Wilden Mann“ und grölt
                          und schreit und fuchtelt wild mit seiner Kamera herum.
                          Der Affe lässt von seinem Opfer ab. Wir rennen
                          zum Strand, der verrückte Affe hinterher. Jetzt
                          habe ich furchtbare Angst, nur weg von der Insel. Schnell
                          ins Boot. Geschafft! An Armen und Beinen läuft
                          das Blut herunter, der rechte Arm ist dick und schwillt
                          an, verzweifelt halte ich den blutenden dicken Arm
                          ins Salzwasser.
  vom wilden Affen gebissen
 
 Zurück auf Momo, ist Uwe als Sanitäter voll
                          im Einsatz. Sieben Bisse zählen wir, dazu noch
                          Prellungen und Blutergüsse. Auswaschen mit Mineralwasser,
                          Desinfektion mit Betaisodona und darüber legt
                          Uwe ein Antiseptisches Pflaster, und umwickelt jeden
                          Biss mit Mullbinden. Am Ende sehe ich so gestreift
                          aus wie ein Zebra, bin aber heilfroh, dass wir die
                          gezackten Bisslinien nicht nähen mussten. Uwe
                          schickt zur Sicherheit noch ein mail zu unserem Hausarzt
                          in Ludwigsburg. Alles richtig gemacht, falls eine Rötung
                          um die Wunden auftauchen sollte, muss der Patient Antibiotika
                          nehmen, schreibt Doktor Ulmer zurück.
 Heute Abend gehen, vielmehr fahren
                            wir mit dem Schlauchboot zum Essen in das kleine
                            Restaurant von Hans am Ufer
                          der Bucht. Er hört sich die Affengeschichte an
                          und meint, „ihr müsst den Affen Bananen
                          oder Crackers mitbringen, sonst sind sie sauer“.
                          Alles klar, die blöden Touris haben die Affen
                          wahrscheinlich mit der Fütterung erst gefährlich
                          gemacht. Der Abschied von der Insel, die von
                            drei Affen beherrscht wird, fällt uns nicht schwer. Wir verlassen sie
                          am Donnerstag, dem 11. März. Die Schelter Bay
                          Marina wird unser nächster Aufenthalt werden.
                          Sie liegt direkt hinter dem Breakwater, vor der Einfahrt
                          zum Panamakanal und gegenüber von Colon Town.  
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