Unser Logbuch

hier gibt`s das Neueste von unserer Reise.

Die Einträge hängen davon ab, wann wir einen Internetzugang

finden. Wir werden natürlich versuchen, möglichst aktuell zu sein


 
Datum 21. September 2010
Position 13°49,66´S, 171°45,56´Apia, West Samoa
Seemeilen bisher 13580
Wind ESE 2
Tage unterwegs 528


Momo segelt durch den Feuergürtel!


400 Seemeilen nonstop nach Samoa, der ehemals deutschen Kolonie, geht es am Mittwoch dem 8. September um genau 11.00 Uhr.

Wir sind das sechste Schiff, das Suwarrow heute verlässt mit Kurs Samoa. Unsere Ankerkette holen wir mit viel Gefühl in einer Slalomfahrt zwischen den Korallenköpfen hoch. Der Gezeitenstrom zusammen mit Sir Perkins spülen uns mit achteinhalb Knoten Fahrt aus dem Pass. Acht Tage Robinsonaufenthalt auf Suwarrow sind nun Vergangenheit. Das schöne Bild von Momo im türkisklaren Wasser, einen Schatten werfend auf den weißen Sand und das Bild der Vögel, wie sich die türkis-schillernde Lagune in ihrem Gefieder spiegelt, bleibt in unserer Erinnerung.Jetzt freuen wir uns auf Samoa!



Kurs 266 Grad. Der Südostpassat bläht Momos Segel und lässt ihre 16 Tonnen fast schwerelos über die lang gezogenen Wellen des tiefblauen Pazifiks tanzen. Es wird ein Tag zum Eingewöhnen an Bord, bei achterlichem Wind und fünf Windstärken ohne Squalls, dafür Sonne pur – so lieben wir es. Oscar und Graciella, unterwegs mit dem Katamaran Zenitude sind in UKW-Hörweite, sie sind kurz vor uns auf Suwarrow gestartet. Die Nacht wird schwarz und einsam. Die Schlafenszeit wird wieder in ein Mal vier und ein Mal drei Stunden eingeteilt – werden wir uns jemals daran gewöhnen? Auf 130 Seemeilen beläuft sich unser Etmal der letzten 24 Stunden - wir sind damit zufrieden.


Johannes steuert

Am zweiten Tag queren wir den Tongagraben.

Niemand braucht uns derzeit genügend „Wasser unter dem Kiel“ zu wünschen, denn wir haben mehr als genug davon. Hilfe, so tief kann ich gar nicht schwimmen! Aber Momo kann. Der Tongagraben erstreckt sich als Tiefseerinne zwischen den Samoainseln im Norden und den Tongainseln im Westen, zwischen 13° und 27° südlicher Breite und 163° und 175° westlicher Länge. Unvorstellbare 9000 Meter tief ist der Graben im Schnitt, der tiefste Punkt, das Witjastief weist sogar 10 882 Metern auf. Geologisch bildet der Tongagraben einen Teil der Nahtstelle zwischen der Australplatte im Westen und der Pazifikplatte im Osten, die mit einer Geschwindigkeit von 15 bis 24 Zentimetern pro Jahr westwärts unter die Australplatte wandert. Dies bildet eine Subduktionszone, infolge der gegeneinander gerichteten Plattenbewegungen. Spannungen im Gestein und vulkanische Aktivitäten können entstehen mit verheerenden Ausbrüchen von Vulkanen oder untermeerischen Seebeben. So werden die gefürchteten Tsunamis ausgelöst.

Uns lässt dieser Pazifische Feuerring aber ganz cool. Unsere einzige Sorge gilt momentan den Squalls, die uns immer häufiger erwischen und beschäftigen. Wie mit dem Lineal gezogen sieht die Unterseite der Wolkentürme aus, die man Squalls nennt. Kommt die Linie näher und näher, dann kriegen wir ganz sicher einen Regenguss ab, wenn sie genau über uns ist. Gleichzeitig legt der Wind zu. Wir verkleinern rechtzeitig das Großsegel und heute binden wir sogar drei Reffs ein. So sind wir beschäftigt mit ein- und ausreffen, ein harter Arbeitstag ist das. Auf gar keinen Fall dürfen wir zu viel Tuch fahren und unser Rigg zu stark beanspruchen.


Squalls nerven!

Über Amateurfunk bleiben wir mit unseren Seglerfreunden in Verbindung.
Die SY Thule, ist inzwischen auf Suwarrow angekommen, Lison Life hat uns schon vor Tagen verlassen und liegt bereits auf American Samoa. Zum Verproviantieren sehr günstig, die Einklarierungskosten von 150 US Dollar jedoch teuer, vor allem bei nur kurzer Aufenthaltsdauer und der Ankerplatz vor Pago Pago auf American Samoa ist nach Schilderung von Dirk von der Lison Life auch nicht der Hit. Jetzt ist unser Entschluss gefasst, wir fahren durch bis zum Hafen von Apia auf (West) Samoa.

Auch die vierte Nacht ist stockfinster und tief schwarz der endlose Pazifik Wir schlafen miserabel und langsam wird es Zeit, dass wir ankommen. Jetzt beginnt auch noch der fünfte und letzte Tag vor dem Landfall mit Squalls. Der Wind legt zu, der Wind nimmt ab, wir reffen ein und aus und stehen im Regenguss, aber er ist warm – wir beklagen uns nicht.

Leuchtfeuer Tapu Tapu - endlich
Morgens um 3.00 Uhr beim Wachwechsel sichten wir das Leuchtfeuer von Tapu Tapu auf Samoa und um 6.00 Uhr sieht der Skipper Land. Seine Crew schläft wie immer um diese Zeit und verpasst so den ersten Blick auf Samoa. Die Wassertiefe nimmt jetzt kontinuierlich ab, alle fünf Meilen haben wir 1000 Meter weniger Wasser unter dem Kiel. Das Landschaftsbild, das dem Albtrauf gleicht, laut Uwe, zeichnet sich immer klarer ab.


Apia voraus

Apia Marina
Samstag, 11. September, 9.20 Uhr Samoa-Zeit (UTC -11). Obwohl wir den Katamaran Zenitude mit Oskar und Gracialla unterwegs nie zu Gesicht bekommen haben, läuft er zeitgleich mit uns in den Hafen ein. Ein Schlauchboot der Marina Apia begleitet uns zum Fingersteg. Wir liegen zwischen zwei Booten aus Neuseeland, Simon und Craig helfen beim Festmachen und gleich wird erzählt: woher, wohin und wie war die Überfahrt. Schön, auch mal wieder im Hafen zu liegen. Das letzte Mal ist ewig her - in Panama in der Shelter Bay Marina. Einklarieren ist heute zum Samstag nicht möglich, morgen am Sonntag erst recht nicht. Wir setzen die gelbe Flagge, das heißt wir dürfen nicht an Land. So erholen wir uns von den stressigen Tagen und Nächten auf dem Pazifik und schlafen mal wieder richtig aus und unterhalten uns an den Stegen mit vielen „alten Bekannten“. Die Neuseeländer sind aber eindeutig in der Mehrzahl, gefolgt von Amerikanern und Australiern. Gegenüber liegt noch ein Schiff mit Heimathafen Heidelberg, eine Yacht aus Österreich und Michele aus Italien mit seinem roten Schiff ist auch da. Ist das ein Luxus, Momo hat Landstrom, auch Wasser können wir unbegrenzt auffüllen und verbrauchen. Endlich mal wieder Wäschewaschen mit viel Wasser und Seife! Was braucht ein Segler noch? Internet! Im Hotel Aggie Grey's kaufen wir uns ins Internet ein: Fünf Stunden für 60 Samoa Taler.



Montag 13. September

statt bei der Hochzeit unseres Sohnes im fernen New York zu sein, warten wir im Hafen von Apia auf die Behörden. Einer nach dem Anderen kommt an Bord, bekleidet mit der traditionellen Männermode, einem Wickelrock, genannt Ie Faitaga. Zuerst kommt der Beamte vom Gesundheitsministerium, fragt nach Pest an Bord oder sonstigen ansteckende Krankheiten. Beim Beamten für Landwirtschaft deklarieren wir eine Pampelmuse aus Tahiti, einen Kürbis aus Raiatea und eine Aloe Vera Pflanze aus Porto Santo. Wir dürfen das Gemüse und die Pflanze freundlicherweise aber behalten. Unseren Abfall müssen wir aber im Anschluss auf dem Amt kostenpflichtig abliefern. Wir versichern ihm außerdem keine Ratten an Bord zu haben, vergessen aber schnell wieder, dass wir eine Rattenabwehr an unseren Festmacherleinen anbringen sollen, damit nicht doch eine Momo-Ratte auf Samoa an Land geht. Fleisch an Bord darf auch nicht sein, aber bekanntlich ist Brigitte, die Crew ja Vegetarier und das Thema Fleisch ist schnell erledigt. Die Büchsen und das Eingemachte für den Skipper ist gut versteckt und bleibt an Bord. Jetzt läuft die Unterhaltung im Small talk weiter. Der freundliche Samoaner fragt uns aus welchem Teil Deutschlands wir stammen – die Nachricht von der Wiedervereinigung scheint noch nicht in Samoa angekommen zu sein. Auch interessiert ihn weshalb unsere Momo Momo heißt. Zeit für den nächsten Herrn im Rock, er kommt von der Immigration. Sobald sein Formular ausgefüllt und alle seine Fragen beantwortet sind, stempelt er unsere Pässe. Zu guter Letzt erscheint noch der Zoll. Nach fünf Stunden sind wir einklariert und dürfen die Flagge von Samoa setzen und endlich auch offiziell an Land gehen.


der Immigration Officer will mal Kapitän sein

Der "Independent State of Samoa"

ist seit 1962 ein unabhängiger Inselstaat im westlichen Teil der Samoainseln. (Der östliche Teil gehört zu den USA.)
Die gesamte Landfläche misst 2944 Quadratkilometer und 170 000 Einwohner leben auf den vier bewohnten Inseln. Die größte Insel ist Savai, gefolgt von Opulu mit der Hauptstadt Apia mit dem Internationalen Flughafen. Weitere bewohnte Inseln sind Manono und Apolima. Die kleineren Inseln Fanuatapu, Manono, Namua, Nuulopa, Nuulua, Nuusafee und Nuutele sind unbewohnt.Das Klima ist tropisch-ozeanisch mit einer Trocken- und einer von November bis April dauernden Regenzeit. Die Temperaturen schwanken zwischen 20 und 30 Grad und obwohl die Inseln nicht in der Haupteinfallslinie der Cyclone liegt, werden sie doch hin und wieder von schweren Stürmen getroffen. Gesprochen wird Samoanisch und Englisch, bezahlt wird mit dem West Samoa Tala, hört sich an wie Taler. Zweidrittel der Samoaner sind in der Landwirtschaft beschäftigt, exportiert werden Autoteile, Fische und BierGeschichte:

Schon vor 3000 Jahren wurde Samoa besiedelt. 1722 erreichte der erste Europäer Samoa, der Niederländer Jakob Roggeveen, 1768 Louis Bougainville, er nannte die Inseln „Navigator Islands“. Schon 1830 kamen die ersten Missionare der Britischen Church Missionary und christianisierten schnell die Samoaner. In den folgenden Jahren kämpften die USA, die Briten und die Deutschen um die Macht auf Samoa (Kanonenbootpolitik), was im Jahr 1900 zur Teilung führte. Ost-Samoa wurde amerikanisches Territorium und West Samoa Deutsche Kolonie, England wurde mit anderen Inseln zufrieden gestellt. Zu Beginn des 1. Weltkriegs besiedelte Neuseeland Samoa, in dieser Zeit starb ein Drittel der Bevölkerung an der Spanischen Grippe, die ein neuseeländisches Quarantäneschiff eingeschleppt hatte. Am 1.1.1962 erhielt West-Samoa als erstes fremd beherrschtes Land Polynesiens seine Unabhängigkeit. Und jetzt ist Momo im Hafen von Apia!



Die Hauptstadt Samoas, Apia, mit 45 000 Einwohnern, liegt auf der zweitgrößten Insel, Upolu. Apia ist die einzige Stadt der gesamten Samoa Inselgruppe. Von der Apia-Marina laufen wir die Uferpromenade entlang Richtung Innenstadt. Recht beschaulich wirkt die Stadt auf uns. Nur wenige Häuser sind noch im Kolonialstil erhalten, die meisten Gebäude sind einfach nur zweckmäßig.



Mindestens zwölf Kirchen zählen wir auf einer Strecke von einem Kilometer. Das Straßenbild wird von den bunt bemalten Bussen mit den offenen Fensterscheiben beherrscht, dem Verkehrsmittel der Samoaner. Vor dem Regierungsgebäude können wir die Flaggenparade des Polizeicorps miterleben. Sie findet jeden Werktag morgens um 9.00 Uhr statt, sofern es nicht regnet, sonst würden ja die Musikinstrumente nass werden. Achtung, Linksverkehr herrscht hier! Wir erfahren, dass erst seit zwei Jahren links gefahren wird, aus dem einfachen Grund, weil Samoa rechts gesteuerte Fahrzeuge billiger als die links gesteuerten Fahrzeuge importiert. Kurzerhand haben sie die Fahrtrichtung gewechselt. Bei dem übersichtlichen Straßennetz der Insel: eine Uferstraße und drei Straßen quer über die Insel in Nord-Süd-Richtung, war dies sicher kein Problem.


Man(n) trägt Rock in Samoa

Aber erst mal füllen sich die Straßenränder der Stadt mit riesigen Pfützen, denn drei Tage lang schüttet es wie aus Kübeln, obwohl laut Kalender erst nächsten Monat die Regenzeit beginnen soll. Arbeiten an Bord.
Die „Regenzeit“ verbringen wir mit Wartungs- und Reparaturarbeiten. Als Erstes jedoch arbeitet Uwe an einer aktuelleren Berichterstattung über unsere Reise, einem Blog innerhalb unserer Webseite, zu finden in unserem Logbuch. Momo- Express, eine Art Bildzeitung, auf Empfehlung von Bert von der Heimkehr, der, wie auch manche andere Freunde, gerne öfter von uns hören will. An Deck entdeckt Uwe einen angebrochenen Edelstahl-Toggle am Steuerunterbordwant. Der Beschlag wäre unterwegs schlagartig durchgebrochen und das Want, die Stahlseilverbindung, hätte den Mast nicht mehr verstakt – nicht auszudenken. Über Kanal 16 macht Uwe einen Rundruf an die Segler im Hafen, ob vielleicht jemand mit einem Ersatzteil aushelfen kann. Viele hilfsbereite Mitsegler kommen vorbei, aber niemand hat den exakt passenden Toggle. Auf den Tipp des Hafenmeisters geht Uwe zur Werkstätte der hiesigen Reederei, die ihm aber nicht selber helfen können. Der hilfsbereite Chef fährt Uwe in seinem Wagen in eine andere Werkstatt und es dauert keine zwei Stunden, dann biegen und sägen ihm drei Mann hoch das kleine Toggle aus einem Stück gewöhnlichem Stahl. Hundert Taler (umgerechnet 40 Euro) kostet das Ersatzteil – und es passt genau. Bis Neuseeland hält es sicher durch und dort müssen wir dann wohl in den sauren Apfel beißen und das stehende Gut austauschen.


ein gebrochenes Toggle kann Mastverlust bedeuten

Auf die geglückte Reparatur, in einem Land wo es keinerlei Ersatzteile für Segelyachten gibt, stoßen wir mit einem nach deutschem Reinheitsgebot gebrauten Vailima Bier aus Samoa an. Das Bier ist nach dem Tal genannt, wo 1890 der Schottische Schriftsteller Robert Louis Stevensen (er schrieb u.a. „Die Schatzinsel) vier Jahre lang, bis zu seinem Tod, gelebt hat. Das Bier schmeckt jedenfalls sehr gut.

Hilfe unter Seglern wird Groß geschrieben!
Endlich können auch wir mal ein Gutes Werk tun. Der Katamaran Zenitude, gestern aus Apia ausgelaufen, kommt wieder zurück. Der Gaszug ist gebrochen, nachdem er schon 40 Meilen vom Hafen weg war. Mindestens 14 Tage würde es dauern, auf ein Ersatzteil zu warten. Da uns auf einer unserer ersten Fahrten mit Momo vor einer Schleuse in Holland, auch noch an einem Sonntag, der Gaszug gerissen ist, haben wir für unsere große Reise gleich zwei Gaszüge als Ersatzteil mitgenommen und können jetzt Oskar aushelfen.

Landausflug
Zusammen mit unseren neuseeländischen Nachbarn Mary und Simon mieten wir uns für einen ganzen Tag ein Taxi, unser Fahrer ist Tualasea. Wir fahren entlang der Nordküste, vorbei am Flughafen, am Royal Somoan Golf Course, durch üppigste Vegetation und viele Dörfer mit noch mehr Kirchen. In jedem der kleinen einfachen Dörfer gibt es mindestens fünf Kirchen und eine Grundschule. Die traditionell offenen Häuser, in runder oder ovaler Form sind nur mit Holzstützen gebaut, darüber ein Dach, keine Fenster, keine Türen. Fale nennt man sie. Die Häuser stehen verstreut zwischen Kokospalmen, Bananen-, Nonu- und Brotfruchtbäumen, viele Hühner und Schweine laufen frei umher, auch die Durchgangsstraße gehört zu ihrem Revier.



Die offenen Gebäude eignen sich wohl auch gut zum Wäsche aufhängen, überall flattert die bunte Kleidung. Eine große Bedeutung hat in der Kultur der Samoaner die Großfamilie, genannt Agia. Ganz ohne Bedeutung scheint in der offenen Gesellschaft jedoch die Privatsphäre zu sein. Ist das noch ein Übrigbleibsel aus der Deutschen Kolonialzeit auf Samoa? Piksauber wird alles gefegt, Häuser, Plätze, selbst die Blätter werden von den Wiesen gekehrt – fast sieht es nach Schwäbischer Kehrwoche aus. Jedes Dorf hat ein größeres, wie auch die Wohnhäuser offenes, Versammlungshaus.



Hier trifft sich abends die Dorfgemeinschaft mit dem Matai, dem Chef. Die Männer trinken das traditionelle Kava Getränk, Frauen flechten Matten und Körbe und es wird viel gesungen. Jedes der insgesamt 31 Dörfern von Samoa kann über interne Angelegenheiten selbst entscheiden und verwalten. Es gibt weder eine zentrale Stadtverwaltung für Apia, noch eine Gemeindeverwaltung der Dörfer oder ein Meldewesen. Über dem Matai, dem Chef oder Häuptling des Dorfes steht der Alii (der High chief), dann gibt es noch - wir würden sagen einen Pressesprecher - auf Samoa ist es der Tulafale, der Talking Chief.

Mit unserem Taxifahrer Tualasea haben wir einen Glücksgriff gemacht, er zeigt uns nicht nur touristische Sehenswürdigkeiten, wir erfahren von ihm auch viel über sein Land und die Kultur. Wir fragen nach Arbeitslosigkeit. Obwohl es wenig Arbeitsplätze gibt, sind die Menschen nicht arbeitslos klärt uns Tualasea auf.



Die Samoaner leben autark, den Familien gehört ihr Land auf dem sie wohnen und damit auch die Pflanzen und Bäume, von denen sie täglich ihre Früchte pflücken können. Noch ein paar Hühner und ein oder mehrere Schweine, das reicht zum Leben aus.Drei und mehr Kinder hat fast jede Familie. Jedes Dorf hat seine eigene Grundschule und die älteren Kinder fahren jeden Tag mit dem Insel-Schulbus zur Schule nach Apia und wieder nach Hause ins Dorf.

Die Religion ist der Lebensinhalt der Samoaner.
Aus Stein gebaut sehen wir in jedem kleinen Dorf mindestens fünf Kirchen, zum Teil recht prunkvolle. Dies im krassen Gegensatz zu den einfachen Fale Häusern der Einwohner. Die Kirchenschulen, in die viele Kinder gehen, sind natürlich nicht kostenfrei und, wie ich aus dem Gespräch mit Tualasea heraushöre, geben die Samoaner ihr letztes Geld den Kirchen. Speziell der Sonntag ist Gott gewidmet mit drei Services und gearbeitet wird an diesem Tag absolut nichts, alles ist geschlossen, sogar die Hauptstadt ist sonntags völlig ausgestorben. Mich interessiert wie viele Kirchen auf der Insel Opulu stehen, aber unser Führer versteht mich falsch und zählt die Religionsgemeinschaften auf: Congregational Christion Church in Samoa, Römisch-Katholische-Kirche, Methodisten, Kirche Jesu Christi der Heiligen Letzten Tage, Pfingstbewegung, Siebenten-Tags-Adventisten, Zeugen Jehovas, Bahai, Neuapostolische Kirche, Mormonen und noch ein paar andere. Unglaublich und das auf der kleinen Insel. Die Missionare haben ganze Arbeit geleistet. Trotzdem bestehen anscheinend noch weiterhin die traditionellen Vorstellungen, wie der Glaube an böse Geister, weiter. Die prunkvollste Kirche besichtigen wir auch von innen, hier hat Tualasea persönlich die Stahltreppe und die Fenstereinfassungen gemacht. Von Beruf ist unser Taxifahrer und Fremdenführer auch noch Schlosser. Ganz stolz erzählt er uns, dass er seine Tochter, die während der Bauzeit der Kirche geboren wurde, auf den Namen „Basilica“ getauft hat.

den Kirchen geben die Samoaner ihr letztes Geld

Landschaftlich ist die Insel wunderschön.
Bestimmt fünfzig Flüsse entspringen den Bergen im Landesinneren, Wassermangel herrscht auf dieser Südseeinsel also nicht und entsprechend üppig sprießt die Vegetation. Hinter der Parkanlage des Methodisten Theological College finden wir einen Fels-Pool, den Piula. Mary und Simon versäumen nicht, in diesem Süßwasserpool zu schwimmen. Weiter queren wir nun die Insel von Nord nach Süd. Kaum ein Auto ist unterwegs. Einheimische „Straßenarbeiter“ rücken dem Urwald rechts und links der Straße mit der Machete zu Leibe und andere transportieren auf ihren Köpfen Kokosnüsse und Papayas in Körben aus Palmblätter geflochten.



Einen der vielen Wasserfälle, den Fuipisia Waterfall, zeigt uns Tualasea von einem Aussichtspunkt aus, dort ist auch ein kleiner Garten mit sämtlichen heimischen Pflanzen angelegt. Obligatorisch laufen Hühner mit ihren Küken und krähende Hähne herum. Sofort sind sie zur Stelle, als uns Tualasea zeigt, wie man eine Kokosnuss knackt: Mit einem harten Gegenstand schlägt man die braune Nuss in Längsrichtung auf, genau zwischen den „Augen“, dann bricht sie sofort auseinander. Der Reihe nach trinken wir das Kokoswasser ab. Jetzt geht’s um die Verarbeitung des Fruchtfleiches. Unser Alround-Taxifahrer setzt er sich auf eine Art Schemel, vorne ist eine Raspel angebracht, ganz easy lässt sich nun das Fruchtfleisch in feine Flocken raspeln. Was auf den Boden fällt stibitzen die gackernden Hühner. Überall wo Kokospalmen wachsen, ernähren sich sämtliche Tiere von den Kokosfrüchten: angefangen von den Krebsen, Ratten, Schweinen und Hühnern. Jetzt gibt’s Kokosmilch für uns. Dazu packt Tualasea die Kokosflocken nicht in ein Tuch, sondern zwischen Fasern (sieht aus wie Holzwolle) und presst mit seinen Händen die Masse aus – weiße sämige Kokosmilch läuft in die Holzschale – köööööstlich und so frisch!


frisch gepresste Kokosmilch

Tsunami-Katastrophe vor fast genau einem Jahr.

Auf zirka 7 Kilometer folgen wir der Uferstraße Richtung Süd-Osten mit weißen Traumsandstränden. Links von uns, wenige Meter über Meereshöhe, sehen wir traurige Reste von Dörfern und Siedlungen, es waren die Orte Vavau, Aufaga und Lepa. Nur die Gräber, die mal vor den Gebäuden standen, haben den sechs Meter hohen Tsunamiwellen vom 30. September 2009 getrotzt. 140 Menschen hatten keine Chance zu entkommen, die mit Urwald bewachsene Steilwand hinter ihren Häusern versperrte ihnen den Rückzug. In zehn Kilometer Tiefe bebte der Meeresboden relativ dicht vor der Insel, so dass der Bevölkerung nur 15 Minuten blieb, um sich vor der Flutwelle in Sicherheit zu bringen. Die Region Samoa mit dem Tongagraben gehört zur aktivsten Erdbebenregion der Welt.Ein Jahr nach der Katastrophe liegen die Touristen wieder am Sandstrand, das Leben geht weiter.


hier hat der Tsunami zugeschlagen

Auch wir essen im kleinen Strandlokal Fish and Chips und genießen die Aussicht auf die Mini Insel Nuutele Island. Weiter geht’s die Uferstraße Richtung Westen, stolz zeigt uns unser Fremdenführer das Sinalei Reef Resort, das sei der Platz für Honeymoom! Wirklich wunderschön.

Eine Wasserloch in einer alten Lavahöhle lockt Simon wieder zum Baden, Uwe und ich schauen am Strand der Gischt zu, wie sie auf den schwarzen Lavafelsen Fontänen aufwirft. Noch einmal geht’s quer über die Insel, von Süd nach Nord und die Uferstraße zurück zum Hafen. Wir verabschieden uns begeistert von unserem Taxifahrer, der uns in neun Stunden kreuz und quer über die Insel gefahren hat. Eine Woche lang war ein Tanzfestival in der Stadt, leider genau vor unserer Ankunft. Uns bleibt jetzt nur noch, wollen wir die traditionellen Tänze sehen, ein Besuch im berühmten Aggie Grey's Hotel. Der halbe Hafen ist anwesend, aber auch Neuseeländische Hoteltouristen und Einheimische besuchen das Spektakel. Die Samoaner tragen farbenfrohen Kleidern mit floralen Mustern, die sich eng um die runden Körperformen der Damen spannen. Das Schönheitsideal der Polynesier unterscheidet sich völlig von dem Europäischen.



Apropos Alter: Wir mit unseren 60 plus zählen auf Samoa zu den Uralten, die meisten sind bis zu diesem Alter schon verstorben. Ein Polynesier im ehrfürchtigen Alter von sechzig Jahren sitzt nur noch vor seiner Hütte und lässt sich von der Familie bedienen. Auch das wissen wir von unserem Fremdenführer Tualasea, der uns ernsthaft auf 20 Jahre jünger geschätzt hat. Die traditionelle Samoan Show – Fiafia – beginnt. Temperamentvoll, farbig und froh. Ist das ein Schuhplattler - mit Palmenröckchen und Haifisch-Zahn-Kette um die Körper der jungen Samoanern? Feuerschlucker, im Spiegelbild des Hotelpools dürfen natürlich auch nicht fehlen. So viel Tanz macht hungrig, wir freuen wir uns auf das Samoan Buffet.

Sicher hat schon ein Leser bemerkt, dass kaum mehr ein Datum in den Berichten erscheint, die Tage fließen ineinander, wir leben von Sonnenaufgang zu Sonnenuntergang. Schiffe im Hafen kommen und gehen, sie fahren aber alle nur noch in eine Richtung – Neuseeland über das Königreich Tonga. Auch für uns wird es jetzt Zeit, am Dienstag dem 21. September wollen wir den Hafen von Apia verlassen. Richtung Neuseeland über Tonga – natürlich. Die Pazifikbeleuchtung, der Vollmond ist bestellt. Das gute Vailima Bier (in 0,7 Liter Flaschen) ist gebunkert, auch Kürbisse, Bananen, Avocados, Auberginen, Tomaten und Gurken waren auf dem einheimischen Marketi Fou in der Fugalei Street zu bekommen. Ein riesiger Markt unter einem Dach, durchgehend geöffnet, jeder Stand verkauft im Prinzip das Gleiche. Unter den Markttischen wird auch geschlafen, die erst wenige Tage alten Säuglinge gestillt und die Männer versammeln sich zu Brettspielen im Außenbereich des Marktes, wo es auch einfache Imbissstände mit einheimischer Kost gibt.


Markt

Am Samstag ist die Hölle los auf dem Markt. Mit den bunten Bussen reist die Bevölkerung mit dem Nachschub von frischer Ware an, volle Körbe schleppen sie in die Markthalle. Entweder ist es eine Wahlveranstaltung, oder es ist eine christliche Versammlung – vor der Markthalle wird gepredigt und gesungen. Eine andere Welt! Ursprünglich, fröhlich, bunt, einfach. Morgen verlassen wir nach 10 Tagen Aufenthalt Samoa. Wir sind jetzt sehr gespannt auf Vava'u, die nördlichste Inselguppe im Kingdom of Tonga, vier bis 5 Segeltage entfernt.


der Vollmond beleuchtet unseren Weg nach Tonga

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