Logbuch unserer Atlantiküberquerung

Ab 22. November wollen wir hier täglich kurz berichten, was wir tun, wie

es uns geht und wie das Wetter auf dem Atlantik ist. Wenn mal ein Bericht

ausbleibt, heißt das nicht unbedingt, dass es uns schlecht geht.

Wahrscheinlich liegt das dann eher an der Datenübertragung!

Fotos werden wir nachliefern, sobald wir drüben sind!


 
Datum 11. Dezember 2009
Position 14°04,46 N, 060°56,96 W, Atlantik
Seemeilen bisher 6887
Seemeilen bis St.Lucia 0
Tage unterwegs seit Las Palmas 20
Wind ??
   

Wir sind da!

Gestern abend um 19:45 Uhr Ortszeit ist es soweit, wir überqueren die Ziellinie in Rodney Bay auf St. Lucia. Nach genau 18 Tagen 6 Sunden und 45 Minuten haben wir unser Ziel in der Karibik erreicht. Die Ansteuerung bei Nacht war zwar nicht gerade schwierig, trotzdem ist es immer wieder sehr spannend einen unbekannten Hafen bei Nacht anzulaufen.

An der Nordspitze von St. Lucia war erstmal Vorschiffsakrobatik angesagt. Bei 4 bis 5 m Wellenhöhe mussten wir die beiden Spinnakerbäume bergen, weil auf den letzten fünf Meilen ein Amwindkurs angesagt war. Als wir die Zielline erreichen, flitzt ein kleines Schlauchboot um uns herum. Drin steht ein Fotograf, in der einen Hand die Motorpinne in der anderen die Kamera. Er fotografiert, was das Zeug hält, und da wir gerade mit ordentlich Lage am Wind segeln, sieht das bestimmt auch toll aus.
Heute morgen werden uns die Fotos dann zum Kauf angeboten, schlappe 450 Euro will er für die Serie haben. Um diesen Preis sollen die Fotos, so gut sie auch sein mögen, ruhig auf seiner Festplatte verschimmeln, nicht mit uns!!

Zurück zum Einlaufen gestern abend. Die Einfahrt in die Marina wird nochmals aufregend. Wir haben keine Ahnung, an welchen Liegeplatz wir müssen. Mit Schleichfahrt tasten wir uns hinein und rufen auf Kanal 72 ARC Berth Control. Mit Lichtsignalen werden wir dann ganz langsam an unseren Liegeplatz dirigiert. Perfekter ARC Service.
Dort erwartet uns das ARC-Empfangskomitte mit zwei Gläsern Rumpunsch, extra stark, für die Nachtankömmlinge, mit einem schönen Früchtekorb und einer Magnumflasche Heineken Bier. Auf die Karibikschönheiten, die tagsüber Dienst haben, müssen wir leider verzichten, dafür werden die Präsente von zwei netten Rasta-Jungs überreicht.
Wir sind da und plötzlich fällt uns auf, dass nichts mehr wackelt, vor allem auch das Bett nicht, in das wir schon bald totmüde aber glücklich hineinfallen.

Hier endet die tägliche Berichterstattung von unserer Atlantiküberquerung. Die Bilder dazu liefern wir in den nächsten Tagen nach, wenn wir wieder eine gute Internetverbindung haben. Hier in St. Lucia werden wir auch entscheiden, wie unsere Reise weitergeht, weiter in den Pazifik, Richtung Neuseeland oder evtuell doch zurück nach Europa.
Jetzt freuen wir uns erstmal auf unsere Enkelin Lilli und ihre Eltern aus New York, die uns an Weihnachten besuchen kommen.
Uwe

Wir wünschen Euch allen frohe Weihnachten und ein gutes Neues Jahr
Brigitte und Uwe


Datum 10. Dezember 2009
Position 14°13,21 N, 060°24,62 W, Atlantik
Seemeilen bisher 6732
Seemeilen bis St.Lucia ca. 32
Tage unterwegs seit Las Palmas 19
Wind Ost-Nort-Ost 5-6 Bft
   

Land in Sicht!

Um 14:20 Uhr Ortszeit, 19:20 Uhr deutscher Zeit ist es soweit. Land in Sicht - voraus liegt St. Lucia.
Der schönste Augenblick für jeden Segler, der Landfall nach einer langen Reise. Nach 18 Tagen, 2 Stunden und 20 Minuten haben wir unser Ziel vor Augen!

Gestern ließ uns der Atlantik nochmal ahnen, was er drauf hat. Der Wind hat am Abend zugenommen auf 25 Knoten, in Böen bis 28, fast Windstärke sieben. Die See geht hoch, 4 - 5 Meter mögen es sein, aber sie ist lang und dadurch sehr angenehm. Momo läuft die ganze Zeit mit Rumpfgeschwindigkeit, 7,8 Kn oder darüber. Wenn wir in die Wellentäler hinunter surfen haben wir auch schon mal 11,5 auf dem Speedometer.
In meiner zweiten Freiwache heute Nacht dann noch der Hilferuf der Crew an Deck: Wir müssen reffen! Aus fast heiterem Himmel trifft uns ein Bö mit 38 Knoten Wind. Aber inzwischen sind wir das gewöhnt und nach einer halben Stunde ist der Spuk vorbei und ich kann mich wieder in die Koje legen.

Jetzt, wo wir unser Ziel sehen, haben wir doch noch 35 Meilen zu segeln, bei Tageslicht nicht mehr zu schaffen. Aber die Ansteuerung von Rodney Bay ist nicht schwieríg. Dort wartet schon das Empfangskomitee mit Rumpunsch und Steelband auf uns!
Uwe


Datum 9. Dezember 2009
Position 14°40,15 N, 057°43,51 W, Atlantik
Seemeilen bisher 6582
Seemeilen bis St.Lucia ca. 176
Tage unterwegs seit Las Palmas 18
Wind Ost-Nort-Ost 5-6 Bft
   

Kein Verlass auf das Radargerät!

Die Umgebung von Momo hat sich auch am 18. Tag unserer Überfahrt nicht verändert:
Aquamarinblau das Wasser mit weißer Gischt auf den Wellen, ein Himmelblau über uns mit weißen Passatwölkchen.
Der Skipper hat sich einen Angelalarm gebastelt mit Gummileine und Coladose. Jetzt braucht er noch einen Stein, damit die Dose schäppert wenn ein Fisch anbeißt - aber woher einen Stein nehmen, auf 4000 Meter Wassertiefe?

Die vergangene Nacht verlief schnell und ruhig. Schnell die Fahrt und ruhig was die unangenahmen Squalls angeht. Während meiner Nachtwache hat das Radar keine "Wassersäcke" angezeigt, und weil ich mich darauf velasse, kann ich relaxed Musik hören, Planeten gucken und Sternbilder suchen. Wobei die Sternbilder schwierig zu finden waren, ständig sind einige Sterne schwarz überpinselt (Wolken). Als der Skipper mich um 23.00 Uhr ablöst und der Orion direkt über Momo steht, fängt er gleich an zu reffen. Ein Squall! Aber nichts war zu sehen auf dem Radarschirm. Das 12 Jahre alte Radar ist von einem Tag zum anderen einfach kaputt gegangen. Momo braucht ein neues Radargerät, das kriegt sie zu Weihnachten. Der Skipper baut es ein und noch viele andere Dinge stehen schon wieder auf einer neuen Liste mit "to do" und "zu Besorgen".

Zum Glück ist bald Weihnachten, da machen wir erst mal Urlaub! Noch 28 Stunden to go, wenn wir die Geschwindigkeit halten können.
Brigitte


Datum 8. Dezember 2009
Position 15°08,87 N, 055°03,43 W, Atlantik
Seemeilen bisher 6424
Seemeilen bis St.Lucia ca. 334
Tage unterwegs seit Las Palmas 17
Wind Ost-Nort-Ost 4-5 Bft
   

Noch 55 Stunden

Heike, die zu Hause unsere Berichte ins Logbuch stellt (danke Heike) wird immer nervöser, weil die Texte immer später kommen. Der Grund ist einfach: wir haben unsere Bordzeit wieder um eine Stunde zurückgestellt und die Zeitverschiebung zu Deutschland beträgt jetzt schon fünf Stunden.

Das Ende unserer Atlantiküberquerung ist jetzt abzusehen. Wir hoffen, in der Nacht vom 10. zum 11. Dezember anzukommen, vorausgesetzt, wir können unsere Durchschnittsgeschwindigkeit von sechs Knoten halten. Die Wetterprognose sieht gut aus: der Wind soll wieder etwas zunehmen auf 5-6 Bft, also das könnte klappen. So langsam reicht`s auch! Wir wollen mal wieder eine Nacht durchschlafen, in einem Bett das nicht ständig unter einem wegrollt und frühstücken wollen wir wieder mal, ohne ständig auf die Kaffeetasse aufpassen zu müssen. Von Brigittes Akrobatik beim Kochen ganz zu schweigen.

Aber wir dürfen uns nicht beklagen, bis auf den Sturm neulich nachts, hatten wir super Verhältnisse, tollen Wind und immer schönes Wetter, daher ja auch der Name "Barfussroute"
Ach ja, heute ist übrigens unser Hochzeitstag aber den werden wir zusammen mit dem Ankunftsfest feiern.
Uwe


Datum 7. Dezember 2009
Position 15°28,68 N, 052°39,22 W, Atlantik
Seemeilen bisher 6272
Seemeilen bis St.Lucia ca. 474
Tage unterwegs seit Las Palmas 16
Wind Ost-Nort-Ost 5 Bft
   

Passatsegeln vom Feinsten

ist die sternenklare 15. Nacht unserer Atlantiküberfahrt. Schon fünfzehn Nächte sitze ich allein in der Nacht im Cockpit unserer 12-Meter-Welt Momo und höre dem Wind und den Geräuschen des Meeres zu. Ein immer lauter werdendes Rauschen kündigt den Wellenberg an, der Momos Heck hochhebt. Die Gischt auf den Wellenkämmen sprudelt, am Rumpf ein Plätschern, dann donnert der Bug von Momo unter lautem Dröhnen durch die Wasserwand. Immer mal wieder schlägt eine Welle quer und läßt den Rumpf erzittern, das Schiff schaukelt jetzt hin und her, der Mast mit den zwei ausgebaumten Segeln pendelt in einem weiten Radius mit. (Innen schläft der Skipper mit Ohrstöpseln gegen den Lärm, ständig gibt es neue Dinge, die Kling und Klong machen.) Die Welle war jetzt zuviel für Johannes meinen ruhigen Steuermann, er ist aus dem Ruder gelaufen und braucht meine Hilfe.

Heute spielen Steel Bands Ragea an Bord (vom Ipod) auf dem durch den weiten dunklen Ozean donnernden Schiff. Bei diesen Klängen und dem Rhytmus schwebt und wiegt sich das Schiff auf den Wellen unter dem Sternenzelt. 27 Grad misst das Thermometer, die Karibik ist nicht mehr weit. Diese Nacht entschädigt für die vergangenen zwei, keine Squalls, Gewitterstürme und auch kein anderes Schiff ist auf unserem Kurs unterwegs. Der Halbmond zeigt sich noch, aber der hängt hier anders am Himmel als zuhause.

Nach 12 Stunden ist es wieder Tag, wir laufen immer noch Kurs 256, allein auf dem Meer, unter gleißender Sonne und Passatwölkchen. Sonst gibt es nichts Neues, außer ein paar Scherben. Der Skipper hat zwei Porzellan-Kaffeetassen zerdäppert, eine blöde Welle war schuld. Jetzt haben wir nur noch zwei Tassen im Schrank, also nicht mehr alle! An einer zerbrochenen Wäscheklammer hat er sich einen Metallsplitter im Finger zugezogen. Der Haushalt hier ist "gefährlich". Uwe ist auch besser im Ölfilter wechseln, Lichtmaschine ein- und ausbauen und Fehlerquellen suchen am Perkins-Motor. Das liegt mir nicht, ich arrangiere mich dann mit der Küchenakrobatik bei 30 Grad wechselnder Schräglage.

Heute stellen wir schon wieder die Uhr um eine Stunde zurück, jetzt muss der Atlantikbericht noch früher raus. Ein Vorteil beim Segeln über den Atlantik ist, dass man keinen Jetlag bekommt. Fliegen ist natürlich viel schneller, aber man spürt keine Wellen, hat keine Ahnung wie gewaltig der Atlantik ist.
Brigitte


Datum 6. Dezember 2009
Position 15°56,64 N, 049°54,70 W, Atlantik
Seemeilen bisher 6016
Seemeilen bis St.Lucia ca. 635
Tage unterwegs seit Las Palmas 15
Wind Ost-Nort-Ost 5-6 Bft
   

Maschinenproblem

Immer noch sind wir damit beschäftigt, unser Schlafdefizit aus der Sturmnacht vorgestern aufzuarbeiten, d. h. zum Mittagsschläfchen kommt noch ein Vor- und ein Nachmittagsschläfchen hinzu. Ich bin schon wieder fit, aber Brigitte klagt noch über starke Kopfschmerzen.
Heute Nacht gab`s nur einmal Squall-Alarm. Dann heisst es die Twins vorne reffen, warten bis der Bursche durch ist - das dauert meist so etwa 20 Minuten - und dann wieder ausreffen.
Wir haben wieder Passatsegeln vom Feinsten: 5 - 6 Windstärken genau von achtern mit Wattebauschwölkchen am Himmel und Momo strebt mit 7-8 Knoten nach Westen. 5 oder 6 Tage noch?!

Gestern abend gab`s nochmal Aufregung. Als wir die Batterien laden wollen, springt die Maschine nicht an. Schnelle Diagnose: der Motor bekommt keinen Diesel. Unsere Panik hält sich in Grenzen, denn mit unserer jetzigen Energieversorgung kommen wir locker auch ohne Maschine aus und nach St. Lucia kommen wir sowieso ohne.
Trotzdem muss das natürlich repariert werden.
Der Spritmangel kann drei Ursachen haben: 1. Tank leer, scheidet aus, der ist mit 550 Liter randvoll. 2. Luft im Diesel und 3. Leitungen mit Dreck aus dem Tank verstopft. Letzters scheint mir am Wahrscheinlichsten, weil wir starken Seegang haten und der Dreck im Tank aufgewirbelt sein kann und weil die Maschine vorher nicht gestottert hat. Das würde sie nämlich, wenn sie Luft ansaugt.

Also erst mal Vorfilter und Feinfilter wechseln, Startversuch - nichts. Wir vertagen das Problem auf heute früh, wenn wir mehr sehen.
Heute Morgen will ich die Leitung vom Tank zum Vorfilter checken. Dazu muss ich ein dazwischen geschaltetes Rückschlagventil ausbauen und damit habe ich die Ursache schon gefunden: Eine Schlauchschelle ist ganz lose und genau hier zieht die Maschine Luft statt Diesel.

Eigentlich checke ich regelmässig alle 287 Schlauchschellen, die irgenwo an Bord verbaut sind. Diese hier scheint mir entgangen zu sein!
Der Rest ist schnell passiert: Schelle fest, Dieselleitung entlüften, Startversuch - läuft!
" Heute schnurrt der aber besonders schön," meint Gitti erleichtert
Uwe


Datum 5. Dezember 2009
Position 16°24,42 N, 047°11,67 W, Atlantik
Seemeilen bisher 4948
Seemeilen bis St.Lucia ca. 795
Tage unterwegs seit Las Palmas 14
Wind Ost-Nort-Ost 6 Bft
   

Feuerwerk auf dem Atlantik!

Wie immer, seit 13 Tagen, gehört die Nacht zur Fahrt dazu, wir haben uns inzwischen daran gewöhnt. Uwe nimmt die erste Freiwache und geht kurz nach Einbruch der Dunkelheit in die Koje. So muss das auch heute sein, in der 13. Nacht. Double hand ist single hand. Ich sitze nun allein unter schwarzem Himmel, der Vollmond lässt sich heute überhaupt nicht blicken. Das Sternenzelt über mir ist stellenweise mit schwarzer Farbe überwalzt. Links in dem Wolkenberg, er sieht aus wie eine Fratze zuckt ein Blitz. Mein schweigsamer Windpilot steuert, nicht den Wunschkurs, aber vorbei am linken Gewitter. Jetzt gehts Schlag auf Schlag: rechts Blitze, hinter mir Blitze - bestimmt 6 Gewitter gleichzeitig - die Szenerie wirkt gespenstisch. Der Wind legt zu und vorsichttshalber reffe ich mal unsere Twin-Segel, die von den Blitzen hell erleuchtet werden. Nach meiner ersten Unruhe, staune ich nur noch über das Schauspiel über mir, ich bin ja völlig machtlos hier allein auf meiner Cockpitbank.

Auf dem Rader zeigen sich jetzt die ersten Squalls, sie sehen aus wie Kartoffelsäcke, die mit Regen gefüllten Wolken. Der Skipper übernimmt heute eine Stunde früher die Wache, vielleicht will er auch noch Feuerwerk sehen?

Die aufgeladene Atmosphäre über uns überbietet sich. Jetzt schleicht sich ein Squall von links hinten, neben uns her, kommt von vorne auf uns zu. Schnell reffen wir noch weiter. Die schwarze Monsterwolke schüttet ihr Wasser über uns ab, der Wind legt von 25 Knoten auf bis zu 45, Windstärke 9. Die Wellen sind 4 -5 Meter hoch und fangen an, zu brechen. Sonst hören sie sich an wie ein Wasserfall, jetzt glaubt man ein Zug fährt über uns, ein Klatschen, Krachen und dazu noch der sintflutartige Regen. Uwe muss von Hand steuern, vor dem Wind ablaufen und die Windrichtung wechselt ständig um 90 Grad. Keine Chance unserem Squall zu entrinnen, er läuft stundenlang mit und der Wind bleibt bei 35 - 40 Knoten. Eigentlich habe ich jetzt Freiwache, kann aber kein Auge zu tun. Ich liege im nassen Ölzeug und Schwimmweste auf die Bank im Salon und sehe durch die Luken die Lichter der Blitze zucken.

Der Skipper dagegen steht den ganzen Naturgewalten zum Trotz 4 Stunden hinter dem Steuer und seine Süß- und Salzwasserduschen bekommt er heute mehr als genug.

Auch der schlimmste Tag, beziehungsweise Nacht geht mal zu Ende und ein strahlender Morgen schließt sich an, als wäre nichts gewesen. Wir trocknen die nassen Sachen, aber vor allem schlafen wir den ganzen Tag - immer im Wechsel.

Inzwischen hat sich ein unheimlich hoher Seegang aufgebaut - mir schwant, eine neue unangenehme Nacht schließt sich an. Noch 787,1 Seemeilen bis St. Lucia. Heute hab ich genug.
Brigitte


Datum 4. Dezember 2009
Position 16°48,53 N, 044°41,23 W, Atlantik
Seemeilen bisher 4804
Seemeilen bis St.Lucia ca. 941
Tage unterwegs seit Las Palmas 13
Wind Ost-Nort-Ost 4-5 Bft
   

Donnerwetter

Irgendwie scheint Rasmus uns das übel genommen zu haben, dass wir ihm eine seiner goldenen Doraden geklaut haben. Seit heute Nacht geht`s nämlich richtig zur Sache, ein Schauer, ein Gewitter und ein Sqaull jagt den anderen im Halb-Stundenrhytmus. Rings um uns herum zucken die Blitze in den riesigen Wolkentürmen, die dann in der Dunkelheit von innen heraus leuchten - gespenstisch!

Bei den Sqalls (Schauerböen) wissen wir vorher nie, wieviel Wind in ihnen steckt. Deshalb reffen wir vorsichtshalber, wenn sie sich bis auf etwa eine Meile genähert haben. Zum Glück kann man sie auf dem Radarbild gut erkennen und ihren Abstand, Zugrichtung und Geschwindigkeit messen. Bei unserer Passatbesegelung ist auch das reffen kein Problem. Das kann einer allein: einfach Schoten fieren und beide Segel zusammen mit dem Fockroller einrollen. Umgekehrt geht dann das Ausreffen genauso easy. Überhaupt hat sich längst herausgestellt, dass die Passatsegel für unsere 2-Mann/Frau-Crew absolut ideal sind.
Ein Schauer spielt mir einen Streich. Ich will ihn nämlich zum Duschen benützen und bin gerade eingeseift, als er es sich zwanzig Meter hinter dem Schiff anders überlegt und abrupt seinen Kurs um 90 Grad nach Steuerbord wechselt. Jetzt muss ich mit der Seife auf den nächsten Schauer warten.

Die Wetterkapriolen sind uns heute aber völlig wurscht! Gestern abend kam nämlich von unserem Sohn Michael die Nachricht, dass unser dritter Enkel geboren ist! Und da ist die Freude bei Oma und Opa natürlich groß.
Hanns heißt der Bub! Das ist eine gute Gelegenheit, das Alkoholverbot an Bord mal ausser Kraft zu setzen!
Uwe


Datum 3. Dezember 2009
Position 17°12,37 N, 042°27,54 W, Atlantik
Seemeilen bisher 4656
Seemeilen bis St.Lucia ca. 1071
Tage unterwegs seit Las Palmas 12
Wind Ost-Ost 4 Bft
   

Golddorade an der Angel

Gerade als Uwe den gestrigen Bericht losgeschickt und den Tag als "ereignislos" bezeichnet hat, holen wir - sicher wieder erfolglos - die Schleppangel ein. Den orangefarbenen Köder sehen wir über die Wellen hüpfen. Hängt da was dran? Ein Eimer vielleicht? Nein, ein großer goldener Fisch. Uwe gibt Kommando "Schnaps holen" und hievt eine bestimmt 80 cm große Golddorade über die Reeling. Schwarzwälder Kirschwasser finde ich in der Eile, zum Betäuben für den gold glitzernden Fisch. Der stolze Angler bekommt noch ein Foto mit seiner Beute bevor er die Dorade am Heck filetiert. Eile ist angesagt, um 17.00 Uhr Ortszeit wird es schon dunkel.

Der Kartoffelsalat war schon fertig, statt Würstchen gibts jetzt Golddorade dazu. Der Skipper ist begeistert, die Crew verweigert. Der schöne Fisch!

Die ersten Squalls treffen uns dann während der Nachtwache. Regen, stärkerer Wind, Johannes unserem sonst braven Steuermann kommt das zu plötzlich, er verweigert seinen Dienst unter den schwarzen Wolken. Wir müssen selbst Hand ans Steuer legen. Die Squalls sehen wir zum Glück auf dem Radar als schwarze Flecken auf uns zukommen.

Auch tagsüber ist zum ersten Mal der Himmel bedeckt in der ersten Tageshälfte, dann folgt wieder Sonnenschein, jedoch laufen wir n u r mit 5 Knoten, zu langsam ist uns das. Wir sind verwöhnt worden seither.

Ein italienischer Segler kreuzt noch unseren Weg, er will nach Antigua. Das wars von heute, der Wetterbericht sieht gut aus, er verspricht für die kommenden Tage 22 Knoten Wind. Spätestens morgen früh haben wir nur noch 1000 Meilen to go!
Brigitte


Datum 2. Dezember 2009
Position 17°52,11 N, 040°07,21 W, Atlantik
Seemeilen bisher 4518
Seemeilen bis St.Lucia ca. 1210
Tage unterwegs seit Las Palmas 11
Wind Ost 4 Bft
   

Vollmondnacht

Die Sonne geht im Tropiclook unter, feuerrot und zeichnet goldene Zackenränder an die Wolkenkanten.
Ich drehe mich um und sehe im gleichen Moment, wie sich der Vollmond über den Horizont schiebt, prall und fett und überproportional groß. Eine Nacht, zu schade zum Schlafen. Man könnte stundenlang draußen sitzen und dem Atmen des Meeres im Mondlicht zuschauen. Aber wir brauchen unseren Schlaf und deshalb muss es bei einer halben Stunde bleiben. Während der Hundewache von 11 bis 3 habe ich dann immer noch die Gelegenheit, aber das ist dann etwas unromantisch. Zu bewachen gibt es eigentlich nichts. Der Wind weht mit 5-6 Beaufort, Schiffe sind keine unterwegs und Squalls auch nicht. Trotzdem sind die Wachen nötig.

Wenn man von einem Frachter ausgeht, der 20 Knoten Fahrt macht, so dauert es von "noch unsichtbar" bis "Kollision" weniger als eine halbe Stunde. Deshalb wird unser Küchenwecker für den Rundumblick auch auf 20 Minuten eingestellt. Ich bin inzwischen zum Schichtarbeiter geworden. Während meiner Wache schreibe ich Mails und mache Bildbearbeitung.

Der Tag geht weiter, wie die Nacht aufgehört hat - ereignislos. Abwechslung bringt die Funkrunde um 1/2 11. "Sue An" hatten wir 2 Tage lang vermisst und waren schon in Sorge. Sie meldet sich heute morgen. Sie hatten keine Zeit zum Funken, weil der Dreck in ihrem Dieseltank die komplette Kraftstoffversorgung lahmgelegt hat und alles ausgebaut und gereinigt werden musste.

Ein weiteres Schiff der ARC Flotte musste aufgegeben werden, mit destabilisiertem Rigg war es wohl zu gefährlich für die Crew an Bord zu bleiben. Ein Frachter nimmt die Besatzung jetzt mit nach Gibraltar, wo sie eigentlich gar nicht hin wollte. Vielleicht freut sich irgendein afrikanischer Fischer, wenn er die 15 m Yacht findet, abschleppt und viel Geld damit verdient!
Heute abend hat der Wind jetzt deutlich nachgelassen und wir laufen nur noch 5 Knoten. Unseren Kurs haben wir etwas weiter südlich verlegt, um einer Passatstörung mit einem Flautenloch auszuweichen. Hoffentlich klappt`s
Uwe


Datum 1. Dezember 2009
Position 18°10,95 N, 037°48,70 W, Atlantik
Seemeilen bisher 4365
Seemeilen bis St.Lucia ca. 1343
Tage unterwegs seit Las Palmas 10
Wind Ost 5 Bft
   

Bergfest

Hurra, in einer sagenhaften Zeit von 9 Tagen und 4 Stunden liegt die Hälfte der Strecke, genau 1369 Meilen, hinter uns. To go: 1369 Meilen! Die werden wir auch noch schaukeln. Rasmus, unserem Meeresgott, haben wir drei große Schluck Whisky geopfert.

Wir gehen hier an Bord inzwischen in gekonntem Vierfüßlergang. Schon aufrecht, aber - rechtes Bein und linker Arm vor, linkes Bein und rechter Arm vor. Erst abwarten in der Bewegung wie die Welle kommt, antizipieren sozusagen, auch erst die Schränkchen links öffnen wenn Momo nach links in die Welle schaukelt, sonst gibts fliegende Teller.

Auch heute wieder ein konstanter Passatwind mit 5 Bft., Sonnenschein und dekorative Passatwölkchen am Himmel. Vorher kamen die ersten Regentropfen aus einer schwarzen Wolke, mal sehen was die neue Nacht verläuft. Bisher sind wir von den seit zwei Tagen angekündigten scattert showers verschont geblieben.

Neues aus der Funkrunde mit unseren Freunden: die Heimkehr läuft unter Maschine, ihr Passatsegel ist gerissen und der Schlitten hängt jetzt oben am Mast. Hoffentlich reicht ihnen der Sprit rüber. Von SuAn hört man nichts mehr, wir vermuten sie haben Probleme mit der Energie.

Morgen stellen wir unsere Bordzeit wieder eine Stunde zurück. Bei uns ist es dann 4 Stunden früher als in Deutschland.

Im Moment ist die Sonne am Horizont verschwunden, der Vollmond wird heute wieder Verstecken spielen hinter den vereinzelten schwarzen Wolken. Bald darf ich auch wieder eine Nacht lang durchschlafen!
Brigitte


Datum 30. November 2009
Position 18°47,90 N, 034°41,20 W, Atlantik
Seemeilen bisher 4205
Seemeilen bis St.Lucia ca. 1525
Tage unterwegs seit Las Palmas 9
Wind Ost 6 Bft
   

Momo rennt und rollt

Der Wind hat zugelegt heute Nacht. Momo rast und rollt. Ich kann`s mir raussuchen: schlafe ich längs in der Koje, werde ich hin und her gerollt, schlafe ich quer, rollt`s mir die Eingeweide auf und ab. Was ist besser? Ich schlafe diagonal. Aber wohlgemerkt, ich schlafe, auch wenn man sich das nur schwer vorstellen kann. Der Körper gewöhnt sich eben wirklich an alles!
Ansonsten im Westen nichts Neues. Mit herrlichem Farbspiel kommt die Sonne über den Horizont und ihre Strahlen ergiessen sich direkt in unsere nach Amperestunden lechzenden Batterien. Aber Spass beiseite, unser Energieproblem haben wir nachhaltig gelöst. Gerade mal eine halbe Stunde am Tag lassen wir die Maschine laufen um die abends fehlenden lächerlichen 10 Amperstunden wieder auf zu füllen. Alles andere schaffen unsere alternativen Energiequellen, Sonne, Wind und Wasser. Wir sind ein echtes Öko-Schiff.

So, nach dem "miesen" Etmal von 137 Seemeilen gestern werden wir heute vielleicht nochmal die 170 knacken.
Schnell sein bedeutet früher ankommen. Im Moment liegen wir bei der Arc etwa auf Platz 160 von 225, als eins der kleinsten Schiffe und, laut Handicap, eins der langsamsten und dann noch double hand. Die meisten anderen Schiffe fahren auch noch mit 4 - 8 Mann Besatzung. Eins der langsamsten Schiffe zu sein, das ist eine Beleidigung für Momo. Denen werden wir`s zeigen!

Uwe


Datum 29. November 2009
Position 19°26,96 N, 032°16,52 W, Atlantik
Seemeilen bisher 3908
Seemeilen bis St.Lucia ca. 1666
Tage unterwegs seit Las Palmas 8
Wind Ost 4 - 5 Bft
   

Besuch von Dolfijn

kein Delfin und kein Wal, Dolfijn ist eine englische Segelyacht, sie kam von achtern, jetzt ist sie neben uns. Fünf Mann an Bord und über Funk hören wir vom Skipper, dass sie in der Racing Gruppe gestartet sind, aber Probleme haben mit ihrer Rollanlage. Sie wollen jetzt das Feld von hinten aufräumen, was ihnen aber kaum mehr gelingt. Der Vollmond steht schon am Himmel, da sehen wir wieder ein Segelboot. Die Segel eingeholt, ein Mann im Mast. Wir ändern unseren Kurs, fahren dicht ran und erkennen wieder die Dolfijn. Wir kommen klar, funkt der Skipper. Jetzt sind sie hinter uns, nur noch unter Großsegel.

Wir hatten heute auch Kummer, zwar einen kleineren, aber sehr ägerlichen. Zum Sonntag wollen wir doch mal unsere Söhne mit dem Iridium-Satelliten-Telefon anrufen meint Uwe und holt unser Notfalltelefon aus der wasserdichten Notfalltasche. Auf Las Palmas noch getestet, heute keine Chance. Es ist einfach tot, will keine Pin, sucht keinen Satelliten. Was hilft uns nun die teure Investition in so ein Notfalltelefon, mit dem man von überall telefonieren kann - wenn es nicht funktioniert.

Jetzt können wir nicht mehr anrufen und angerufen werden, auch suchen könnt ihr uns auch nicht mehr auf dem Atlantik. Der Positionsbericht ist nämlich zerschossen. (Falls jemand sich die Mühe machen will, findet man unsere und die Positionen der anderen Schiffe auf der Internetseite von worldcruising.com).

Aber Wasser haben wir noch unter dem Kiel und wieviel!! Ich sitze schreibend in einer Schiffschaukel, laut rauscht das Wasser, das Momo mit ihrem Rumpf durchschneidet. Gestern Nacht sind wir über Kopfsteinpflaster gerattert, Johannes der Windpilot kam auch nicht mit dem weiter östlich drehenden Wind und den Kreuzseen zurecht, ständig musste die jeweilige Wache ihn korrigieren.

Dann werden wir auch sehen, ob das fürchterliche Knarren im Salon bei Nacht jetzt verschwunden ist. Wir haben die Ursache gefunden, mit der Kochlöffeldiagnose. Es war das Klüverfall. Wir haben es etwas gefiert und damit die Spannung auf der Umlenkrolle reduziert, dafür die Twinsegel mit einer Umdrehung gerefft, weil jetzt natürlich die Vorliekspannung fehlt.


Ich wünsche mir für heute eine ruhige Nachtwache. Johannes: 258 Grad bitte steuern! Kurs St.Lucia!
Brigitte


Datum 28. November 2009
Position 20°07,14 N, 029°37,96 W, Atlantik
Seemeilen bisher 3908
Seemeilen bis St.Lucia ca. 1820
Tage unterwegs seit Las Palmas 7
Wind Nord-Ost 4 - 5 Bft
   

In der Kinderstube der Hurricanes

Wieder eine wolkenlose, ruhige Nacht und ein ebenso ruhiger Tag. Momo zieht weiter ihre Bahn durch den tintenblauen Atlantik. Das Steuer fassen wir überhaupt nicht an. Johannes, unser Steuermann an Bord macht zuverlässig und ohne zu klagen seine Arbeit. Ohne diese Windfahnensteuerung wäre eine solche Reise undenkbar.

Das letzte Schiff haben wir vorgestern gesehen und auch die Funksprüche auf UKW werden seltener. Wir sind allein. Nicht einmal die Delfine lassen sich blicken.

Das wichtigste an Bord ist die Suche nach möglichen Fehlerquellen. So haben wir die Schotenführung unserer Passatsegel geändert. Statt durch die Rollen der Holepunkte laufen sie jetzt durch die Spinnakerblöcke am Heck und dann wieder nach vorne auf die Winsch. Damit wollen wir das Schamfilen (scheuern) an den Holepunkten verhindern. Ausserdem sind wir auf der Suche nach der Ursach eines penetranten Quietschenknarrens, das über den Mast in den Salon geleitet wird. Wir haben den Steuerbord Passatbaum im Verdacht. Also Passatsegel einrollen, beide Bäume abbauen und viel Fett in die Befestigungsglocken der Bäume schmieren. Bäume wieder hoch, Passatsegel ausrollen, es knarrt immer noch. Eine Stunde Arbeit umsonst. Jetzt haben wir noch die Umlenkrolle der Klüverschot im Masttop im Verdacht, aber bei diesem Seegang pendelt die Mastspitze 6-8 Meter hin und her und ich hab keine Lust da jetzt hoch zu klettern.

Wir segeln jetzt übrigens in der Kinderstube der Hurricanes. Genau in diesem Seegebiet, wo wir uns gerade berfinden, westlich der Kap Verden entstehen im Sommer 80 - 90 Prozent aller Hurricanes, um von hier aus dann über den Atlantik in Richtung Karibik zu ziehen. Wir hoffen sehr, dass die Hurricanes wissen, dass ihre Saison für dieses Jahr schon beendet ist.
Uwe


Datum 27. November 2009
Position 20°58,50 N, 027°09,33 W, Atlantik
Seemeilen bisher 3768
Seemeilen bis St.Lucia ca. 1963
Tage unterwegs seit Las Palmas 6
Wind Nord-Ost 4 - 5 Bft
   

Die Tage bleiben achteraus

schon sechs Tage, unglaublich schnell versinken sie in der See. Das Abendlicht scheint auf unsere orangefarbene Sturmfock, die wir aus Stabilitätsgründen heute zusätzlich zu unseren Twinsegeln gesetzt haben.

Wechselhaft sind heute die Launen des Meeres und des Windes - wie auch schon in der vorangegangenen Nacht. Genau da wo die Sterne am Himmel wie ausradiert waren, hingen dunkle Schauerwolken, die Momo eine unruhige Fahrt bescherten (im Vergleich zu gestern).

Unsere Richtung ist immer noch Süd-West, "bis die Butter schmilzt", wie man so sagt. Den nördlichen Wendekreis der Sonne, oder den Wendekreis des Krebses, haben wir mit 23,66 Grad Nord inzwischen unterschritten. Wir segeln in den Tropen!

Was sonst noch geschah heute, war alles Routine. Es vergehen wohl tatsächlich immer ein paar Tage bis sich Skipper und Besatzung in die Segelschiffsroutine eingefunden haben.
Brigitte


Datum 26. November 2009
Position 22°06,15 N, 024°35,38 W, Atlantik
Seemeilen bisher 3629
Seemeilen bis St.Lucia ca. 2080
Tage unterwegs seit Las Palmas 5
Wind Nord-Ost 4 - 5 Bft
   

Bordroutine

Heute gibt es leider oder zum Glück keine besonderen Ereignisse zu berichten.
Momo zieht Ihre Bahn mit 7 Knoten in Richtung Südwesten auf der Suche nach dem Passat, der uns in die Karibik bringen soll. Der Seegang ist mit 2-3 Metern angenehm, die Lufttemperatur beträgt 27 und die Wassertemperatur 23 Grad.

Und weil nichts los ist, will ich einfach über die Bordroutine berichten, die sich mit ihrem speziellen Rhythmus auf der Momo etabliert hat.

7 Uhr früh, meine Wache beginnt, Gitti, die Morgens-gern-lange-Schläferin geht ins Bett (nachdem sie 4 Stunden lang Wache hatte), SSB Funkgerät einschalten und per Email den Wetterbericht mit den Grib-Daten von der Wetterwelt in Kiel abrufen. Gleichzeitig unseren geliebten Bünding Ostfriesen Tee kochen und dabei aufpassen, dass das Sofa diesmal trocken bleibt (man ist ja lernfähig). Mit einem Xälsbrot (schwäbisch) in der Hand beginnt um 8 Uhr Weltzeit der fröhliche Morgenplausch über Kurzwelle mit Heimkehr, Manatee, SuAn und Jan Wellem. Wir tauschen die Positionen aus, fragen, wie`s der Frau geht und ob schon jemand einen Fisch gefangen hat.

So gegen 10 hat die Crew ausgeschlafen und wir frühstücken gemeinsam im Salon. Dabei muss natürlich eine Hand immer die Teetasse festhalten. 11 Uhr Minidusche und Zähneputzen im Cockpit und anschliessend Riggcheck, unsere Lebensversicherung. Alles an Deck wird kontrolliert, ob es noch da ist wo es hingehört, oder, ob eine Leine durchgescheuert, oder, ganz wichtig, ob auch kein Kardeel an den Wanten gebrochen ist. Diversen Quietsch- und Knarrpunkten wird mit der WD40 Sprühdose zu Leibe gerückt und ein fliegender Fisch beseitigt, bevor er anfängt, zu stinken.
12 Uhr offizielle Funkrunde mit der ARC, Positionen duchgeben. Danach bin ich erst mal müde - Vormittagsschläfchen.

Gitti balanciert inzwischen in der Pantry vor dem Herd und zaubert ein Mittagessen. Heute z. B: als Vorspeise in Melonenhälften serviert: grüner Salat mit Melone an Orangendressing und für den Nichtvegetarier Schinkenstreifen obendrauf.
Als Hauptspeise Brokkolirisotto mit Stückchen vom Krustenbraten (noch mitgebracht aus Las Palmas. Neue Erkenntnis dabei: Das zum Kochen verwendete Meerwasser muss 1:4 mit Süsswasser gemischt werden, weil der Atlantik brutal salzig ist.
Anschliessend Mittagsschläfchen (nur einer, der andere muss immer wach sein)

Ein Tässchen Kaffee im Cockpit mit "Atlantik-gucken" (kann man auch stundenlang machen) und anschliessend eine Stunde lang Amateurfunk. Tolle Bedingungen heute im 17 m Band. 8 glasklare QSOs (Funkverbindungen) mit Deutschland. Die Crew kümmert sich derweil um den Garten. Der Basilikum ist ganz zerfressen, er hat basilikumgrüne Raupen, die müssen abgepflückt werden und ab in den Atlantik.
So langsam wird es Abend und der Tagesbericht an Heike muss per Email raus, damit sie ihn noch heute in unser Logbuch stellen kann (danke Heike)!

Ein Wurst- oder Käsebrot zum Nachtessen, der fröhliche Abendplausch mit den anderen deutschen Schiffen und schon ist für mich der Tag gelaufen. Um 19 Uhr (heute haben wir die Uhr eine Stunde zurückgestellt) beginnt unser Nachtwachrhytmus. Ich habe zuerst Freiwache und hau mich für vier Stunden in die Koje.
Uwe


Datum 25. November 2009
Position 23°12,93 N, 022°04,81 W, Atlantik
Seemeilen bisher 3475
Seemeilen bis St.Lucia ca. 2240
Tage unterwegs seit Las Palmas 4
Wind Nord-Ost 5 Bft
   

Ein sagenhaftes Etmal von 159 Seemeilen!

Wir wissen die hervorragenden Wetterbedingungen sehr zu schätzen. Konstanter Segelwind mit 5 bis 6 Bft., sternenklare Nacht und Sonnenschein am Tag mit Passatwolken am Tag.

Trotz der zusätzlichen Ladung an Proviant und 200 Liter Wasser-Flaschen, surft Momo über die hohen langgezogenen Wellen als wäre sie eine Rennziege, unser schweres Stahlschiff. Wir glauben an Momo, und dass sie uns sicher nach Westindien bringen wird. Dass dies nicht so selbstverständlich ist, hörten wir gestern und auch heute musste eine Hanse Segelyacht zu den Kapverden abdrehen, wegen unbestimmter Geräusche am Ruder. Enorme Kräfte wirken durch den Seegang und den Wind auf das Material. Bei uns sind die Verluste überschaubar: eine Leine von der Windfahnensteuerung musste ausgetauscht werden, sie hat sich durchgescheuert, auch an der steuerbord Klüverschot ist der Mantel aufgescheuert und ein Unterwant mußte nachgespannt werden. Sonst ist alles ok stellt der Skipper fest beim täglichen Check.

Im Fitness-Studio gibt es ein Balancegerät, wo man einige Minuten lang seine Koordination überprüfen kann. Wir sind hier im Dauertest, rund um die Uhr balancieren wir die Wellen aus. Der Versuch des Skippers heute ein Frühstück auf dem Salontisch zu präsentieren ging gänzlich schief. 1 Liter Tee - schwapp - auf dem Polster. Beim zweiten Versuch kippte dann n u r noch die Tasse um, auch die Antirutschmatte ist machtlos bei diesem Wellengang. Raus in die Sonne mit dem Polster, zum Trocknen, ist jetzt meine Idee, jetzt ist es auch noch mit Salzwasser getränkt.

Keiner aus unserer ARC-Flotte ist mehr zu sehn, die Heimkehr mit Bert und Marlene liegen 120 Seemeilen hinter uns, aber nett sind die regelmäßigen Funkrunden. Dabei erfahren wir, dass die SuAn seit 24 Stunden auch unterwegs ist (sie konnte wegen Motorproblemen nicht am ARC-Start-Event teilnehmen), hören dass die Segelyacht Manatee zwei Fische gefangen hat und dass Bert Pfannkuchen mit Bananen gebacken und immer noch Kreuzweh hat. Da geht es uns doch richtig gut!
Brigitte


Datum 24. November 2009
Position 24°40,02 N, 019°32,83 W, Atlantik
Seemeilen bisher 3325
Seemeilen bis St.Lucia ca. 2390
Tage unterwegs seit Las Palmas 3
Wind Nord-Nord-Ost 4 Bft
   

So langsam sind wir eingeschaukelt!

Die letzte Nacht war ruhig, zum Glück, denn wir hatten Schlaf dringend nötig! Momo lief die ganze Zeit unter leicht gerefften Passatsegeln mit etwa 7 Knoten und Johannes, die Windfahnensteuerung mußte nicht ein einziges Mal angefaßt werden, nachdem wir ihr eine leichtere aber größere Windfahne verpasst hatten. Für jeden von uns reichte es für zweimal dreieinhalb Stunden Schlaf und wenn man das Mittagsschläfchen dazu rechnet ist das schon ziemlich komfortabel.
Unseren Wachrhytmus haben wir an Gittis Fähigkeit ausgerichtet, morgens lange zu schlafen, d. h. sie übernimmt die erste Wache von 19 bis 23 Uhr, dann komme ich bis 3 Uhr und dann wieder Gitti bis 7 Uhr. Anschliessend kann sie, wie gesagt bis 11 Uhr, schlafen. Wir haben lange über die Dauer der Wachen diskutiert und sind zu der Ansicht gekommen, dass man nur im 4-stündigen Wachwechsel mit einer 2-Mann/Frau Crew genügend Schlaf bekommt.
Überhaupt sieht die Welt heute schon wieder viel besser aus: die Apathie und das flaue Gefühl im Magen und vor allem meine starken Kopfschmerzen von gestern sind fast ganz verflogen. Vielleicht auch, weil der Seegang inzwischen von 4-5 m auf 2 m zurückgegangen ist.
Auf andern Schiffen ist die Welt allerdings ganz und gar nicht in Ordnung. Eine deutsche Yacht ist nach Verlust des Ruders gesunken. Die Crew konnte den Wassereinbruch nicht stoppen und mußte das Schiff verlassen und in die Rettungsinsel steigen. Von dort wurde sie aber schnell abgeborgen.
Seit heute morgen schliesslich verfolgen wir über Funk die Suche nach einer noch unbekannten Yacht, deren schwacher Notruf von einem anderen Schiff aufgefangen wurde. Bis jetzt wissen wir nichts Nähers.
Heute wird es früh dunkel, denn wir haben unsere Bordzeit um eine Stunde zurückgestellt. Das müssen wir jetzt alle 15 Längengrade machen, weil wir dann in die nächste Zeitzone einlaufen.
Jetlag bekommt man dabei zum Glück keinen!
Uwe


Datum 23. November 2009
Position 27°10,07 N, 017°27,12 W, Atlantik
Seemeilen bisher 3175
Seemeilen bis St.Lucia ca. 2540
Tage unterwegs seit Las Palmas 2
Wind Nord-Nord-Ost 6 Bft
   

Unsere Etmal (von 12.00 Uhr gestern bis 12.00 Uhr heute) beträgt 144 Seemeilen, wir sind damit ganz zufrieden.

Früh ist die erste Nacht hereingebrochen, unglaublich viele Sterne leuchten am Himmel, aber auch vor uns am Horizont, das sind die Toplichter der vor uns fahrenden Segler. Neben uns leuchten rote an Backbord und grüne an Steuerbord. Das große Startfeld beginnt sich erst so almählich aufzulösen, das bedeutet eine anstrengende Nacht.

Unsere Besegelung ab der Höhe des Flughafens von Las Palmas sind die Twin- oder Passatsegel, dazu steht noch das Großsegel mit einem Reff. Bei einer Windstärke von 4 bis 5 Knoten läuft Momo 7 bis 8 Knoten, zweimal sehe ich sie mit einer Spitzengeschwindigkeit von 10,5 Knoten über die dunklen Wellenberge surfen. Um 3.30 Uhr heute Nacht ist Arbeit angesagt, das Großsegel muß geborgen werden. Beim Manöver kriegen sich der Wellen- und der Windgenerator in die "Wolle", d. h. in die Leine, in das Ruder der Windfahne. Mitäußerster Kraftanstrengung bringt der Skipper die Leine dann endlich an Bord. Die Nacht ist um, Skipper und Crew sind müde und schlapp.

Wetter und Wind sind genial, die Wellen steigen übermütig zu uns ins Cockpit. Routine hat sich bei uns jedoch noch nicht eingestellt: Wetterberichte abfragen, Positionsreport an die ARC abschicken, was zum Essen machen, alles ist noch mühsam.

Auf dem sonst leergefegten Ozean fährt plötzlich eine Segelyacht mit der Startnummer 196 keine 20 Meter entfernt von uns. "Steuert eure Windfahne genau?", werden wir über Funk gefragt. Sonst ist nichts los, nur ein ständiges Hin- und Herrollen, ein Auf und Ab - ununterbrochen. Wie lange noch, zwanzig Tage? Über jeden Tag weniger wäre ich im Moment dankbar.
Brigitte


Datum 22. November 2009
Position 27°46,10 N, 015°12,70 W, Atlantik
Seemeilen bisher 3029
Seemeilen bis St.Lucia ca. 2680
Tage unterwegs seit Las Palmas 1
Wind Nord-Ost 5 Bft
   

Wir sind gestartet!

Pünktlich um 13:00 Uhr Ortszeit sind wir heute endlich zu unserer großen Reise über den Atlantik gestartet. Zusammen mit 225 weiteren Segelyachten haben wir uns auf den rund 2700 Seemeilen langen Weg nach St. Lucia in der Karibik gemacht. Der Start war echt beeindruckend: Bei strahlendem Sonnenschein, sind tausende von Zuschauern in den Hafen gekommen, um bei dem Spektakel dabei zu sein.
Am Morgen war es nochmals hektisch: 6 Uhr aufstehen, schnell frühstücken, Wassertank auffüllen, Dhingi verstauen, Momo mit einem Gemälde an der Hafenwand von Las Palmas verewigen und dann natürlich die Verabschiedung von den Freunden, die wir hier in den letzten fünf Wochen getroffen haben. Um Viertel vor 12 laufen wir unter Böllerknallen und flotter Musik aus dem Hafen aus.
Das Wetter ist toll, strahlender Sonnenschein, 3 Windstärken aus Nordost, so richtig um sich wieder einzugewöhnen.
Als der Startschuss fällt ist Momo vorne an der Startlinie mit dabei und wir staunen, wie gut wir mit den anderen Schiffen mithalten können.
Wir laufen unter Vollzeug also Klüver, Fock und Großsegel auf einem Kurs, der uns erst mal von der Küste etwas weg bringt, damit wir die Windverstärkungszone in Höhe des Flughafens etwas umfahren können. Um 16 Uhr baumen wir zum ersten Mal unsere Passatsegel aus und gehen auf Kurs Süd. Auf diesem Kurs wollen wir bleiben, bis wir die Flautenzone im Süden bzw. in Lee der Insel umfahren haben. Das wird igendwann gegen Mitternacht sein. Dann geht`s auf Kurs Südwest, grob gesagt Richtung Kap Verdische Inseln. Bei den gegenwärtigen Windverhältnissen könnten wir auch gleich weiter westlich fahren, aber in der Mitte des Atlantiks lauert ein Tief mit einem Trog, und mit dem wollen wir nichts zu tun haben.
So jetzt geht so langsam die Sonne unter und wir müssen uns auf die erste Nacht auf See vorbereiten.


nach oben

 

 

 
 
Partner
 
Zoonar  
 
sika wetterwelt