Logbuch Pazifik

Ab Mitte April wollen wir hier täglich kurz berichten, was wir tun, wie es uns
geht und wie das Wetter auf dem Pazifik ist. Zuerst segeln wir zu den Galapagos
Inseln und dann kommt unsere längste Etappe zu den Marquesas mit über 3000 SM.
Wenn mal ein Bericht ausbleibt, heißt das nicht unbedingt, dass es uns schlecht geht.
Wahrscheinlich liegt das dann eher an der Datenübertragung!
Fotos werden wir nachliefern, sobald wir eine Internetverbindung finden!




Datum 16. Juni 2010
Position 10°27,87 S, 138°40,11 W, Pazifik
Seemeilen bisher 11311
Seemeilen bis Hiv Oa, Marquesas 0
Tage unterwegs seit Galapagos 20
Wind E 7-8 Bft in Fallboen
   

Hurra wir sind da!

Nach genau 19 Tagen und fünf Stunden fällt unser Anker in der Jungfrauenbucht in Fatu Hiva.
Wir haben also wieder eine schnelle Fahrt hingelegt, hatten wir doch mit mindestens 24 Tagen für die 3112 Seemeilen lange Strecke gerechnet!
Wir müssen zugeben, wir hatten die besten Verhältnisse, die man sich vorstellen kann: Immer schönes Wetter, bis auf den Anfang, als wir 36 Stunden motoren mussten, hatten wir ständig raumen Wind aus ca. 150 ° mit 17 - 22 Knoten. Das heisst, die Fahrt platt vor dem Laken blieb uns weitgehend erspart, das Schiff rollte nicht, sondern lag angenehm ruhig (Anm. Crew: im nachhinein sowieso) in der See. Anscheinend hat sich die lange Wartezeit in Panama gelohnt.

Das wichtigste aber, wir sind ohne grössere Schäden an Mannschaft und Material angekommen, allerdings hat Momo auf der Backbordseite Ihren schönen blauen Lack am Rumpf nahezu vollständig verloren. Einfach abgeblättert inklusive "M" und halbes "O" von MOMO, also jetzt heißt sie an bb OMO. (So was zählt inzwischen zu kleinerem Schaden.) Die Steuerbordseite ist völlig unversehrt! Beim Segel bergen haben wir dann noch festgestellt, dass das Grossfall bis auf 3 mm von 12 mm durch gescheuert war. Seltsamerweise hat es nur im ungerefften Zustand so geschamfilt. Die Stellen, die bei Reff 1 und 2 über die Rolle laufen sind unversehrt. Dabei waren wir öfters gerefft als ungerefft unterwegs. Wenn das Fall gebrochen wäre, hätten wir ein ernstes Problem gehabt, denn auf den Mast zu steigen bei diesem Seegang hätte ich mir sicher nicht getraut. Vielleicht hätten wir uns mit der Dirk behelfen können. Aber was soll`s - alles gut gegangen und wir dürfen ja auch mal Glück haben.

Eine Beschreibung der Bucht, in der wir liegen ist schlicht und ergreifend nicht möglich, da müsst Ihr warten, bis wir Fotos einstellen können. Nur eines: es ist die absolut spektakulärste, gigantischste und affengeilste Szenerie, die wir je gesehen haben!
Ein grosses "Dankeschön" an Heike Hager aus Ludwigsburg, die jeden Tag die Bericht, die wir per Email geschickt haben, ins Logbuch gestellt hat und an Jürgen Leupold aus Stuttgart, der ganz super unsere Positionseite auf dem Laufenden gehalten hat!

Auf all unsere Freunde, die uns virtuell begleitet haben, haben wir bei Ankunft angestoßen, nicht mit Sekt oder Champagner (die gibt es nicht mehr im Sortiment), sondern mit einem köstlichen Bier.

Uwe

PS: jetzt ist die Crew wieder froh



Datum 15. Juni 2010
Position 09°48,33 S, 136°46,23 W, Pazifik
Seemeilen bisher 11073
Seemeilen bis Hiv Oa, Marquesas 119
Tage unterwegs seit Galapagos 19
Wind E 5-6 Bft
   

So könnte man ewig weitersegeln (die Crew wär`da sicher anderer Meinung)!

Der Pazifik zeigt sich nämlich weiterhin von seiner besten Seite, auch wenn ich mich wiederhole: Sonne bzw. Sternenhimmel, kleine Passatwölkchen, angenehme 26 Grad, Wind von achtern mit 18 Knoten und moderate See. Aus den vergangenen drei Wochen könnte man an der Ostsee zwei komplette Segelssaisons machen und die würden dann als bemerkenswert gute Saisons eingestuft werden.
Jetzt aber genug vom Wetter, sonst werdet Ihr in Deutschland womöglich neidisch.

Wir sind heute ein bisschen aufgekratzt! Wir werden nämlich Morgen früh in Fatu Hiva den Anker fallen lassen und glaubt uns, nach 20 Tagen auf See ist das was ganz besonderes!

Uwe



Datum 14. Juni 2010
Position 09°13,47 S, 134°08,40 W, Pazifik
Seemeilen bisher 10922
Seemeilen bis Hiv Oa, Marquesas 279
Tage unterwegs seit Galapagos 18
Wind E 5-6 Bft
   

Von wegen noch zwei Mal schlafen..

heute heißt es immer noch zwei Mal schlafen, der Skipper hat gestern die Zeit schöngerechnet.
Hoffentlich bleibt es jetzt aber dabei, für mehr speed hat Uwe ausgerefft, wir rauschen jetzt unter Vollzeug über die blaue Buckelpiste, ja keine Geschwindigkeit mehr verlieren. Kein Schiebestrom hilft Momo mehr.

Wir haben Neumond, nur die Sterne leuchten heute Nacht und wir fahren unter dem hellen Schein der Milchstraße Richtung Westen. Ein Doppelstern taucht plötzlich neben uns auf, das ist ein Fischerboot! Die allererste Begegnung bei Nacht seit wir unterwegs sind.

Wolkenberge am Tag, weiße und schwarze, zwei Squalls erwischen uns heute. Wir haben aber rechtzeitig gerefft.

Brigitte



Datum 13. Juni 2010
Position 08°41,17 S, 131°44,40 W, Pazifik
Seemeilen bisher 10837
Seemeilen bis Hiv Oa, Marquesas 425
Tage unterwegs seit Galapagos 17
Wind ESE 5 Bft
   

Endspurt

Noch zweimal schlafen, wenn`s gut geht und wenn der Wind durchhält, dann haben wir diese Monsterstrecke im Kielwasser!

Mit anderen Worten: noch 425 Seemeilen und wie immer vor dem Landfall rechnen wir hin und her um festzustellen, ob wir den Ankerplatz bei Tageslicht erreichen. Eine Nachtansteuerung kommt für uns wie immer nicht in Frage, jetzt schon gar nicht, weil wir gerade Neumond haben und die Nächte stockfinster sind. Aber im Moment sieht es gut aus für eine Ankunft am 16. Juni am frühen Nachmittag.

Wer bei Google Earth mal schauen will, Die Insel heisst Fatu Hiva und die Ankerbucht Hanavave, auch Bay of Virgins genannt. Ganz einfach geht das auch, wenn Ihr auf unsere Positionseite auf der Homepage geht und einfach in die Karte reinzoomt, bis Ihr die Bucht findet.

Uwe



Datum 12. Juni 2010
Position 07°59,31 S, 129°16,40 W, Pazifik
Seemeilen bisher 10673
Seemeilen bis Hiv Oa, Marquesas 577
Tage unterwegs seit Galapagos 16
Wind ESE 5 Bft
   

Wieder ist ein Tag vorbei,

der 16. Momo läuft im Durchschnitt mit 6,5 Knoten vor dem Wind, Kurs 257 Grad. Die Wellen spielen Ping Pong mit ihr, es gibt keinen Schritt an Bord ohne dass man sich nicht festhalten und am Computer auf der Bank verkeilen muss. Trotzdem gibt es jetzt zum Abendessen frisch gebackene Brötchen, die sind zwar nicht richtig aufgegangen, aber was solls.
Uwe muss jetzt mal seinen I-Pod mit dem neuesten Krimi weg legen und jetzt noch ein Reff ins Großsegel machen, denn nachts legt der Wind gewöhnlich zu.
Time to go: 85 Stunden wenns so weiter läuft

Brigitte



Datum 11. Juni 2010
Position 07°20,15 S, 126°40,50 W, Pazifik
Seemeilen bisher 10521
Seemeilen bis Hiv Oa, Marquesas 737
Tage unterwegs seit Galapagos 15
Wind ESE 5 Bft
   

Im Westen nichts Neues!

Für den Leser mag das ein bisschen öde sein, wenn nichts passiert, für uns ist es das Beste was uns passieren kann, wenn nichts passiert. Und wir hoffen, dass es die restlichen 4-5 Tage so bleibt. Die Bedingungen sind weiterhin optimal. Das einzige Problem ist das sich ganz langsam anhäufende Schlafdefizit. Mal wieder 8-9 Stunden am Stück zu schlafen, das wär toll.

Ansonsten sind wir eigentlich fleissig: Brigitte hat ihren Galapagos Bericht weitgehend fertig und ich hab`die Bildergalerie angelegt, so dass wir im nächsten verfügbaren Internetcafe den schon häufig reklamierten Logbucheintrag nachliefern können. Übrigens auf dem ständig rollenden Schiff konzentriert am Rechner zu arbeiten, ist auch nicht ohne.

Uwe



Datum 10. Juni 2010
Position 06°38,70 S, 123°58,00 W, Pazifik
Seemeilen bisher 10361
Seemeilen bis Hiv Oa, Marquesas 904
Tage unterwegs seit Galapagos 14
Wind SE 6 Bft
   

Achterbahn

... noch mehr Wind, vergangene Nacht bis 26 Knoten. Momo fährt Achterbahn. Wer kennt es nicht, das herrliche Gefühl während der Achterbahnfahrt zu schlafen? Die Wache ist jetzt ziemlich gespenstisch, die Wellen tosen und klatschen an den Rumpf, während Momo zielstrebig immer auf die schwarze Wand zu fährt.
Bis zur nächsten schwarzen Nacht - n u r noch 900 Meilen

Brigitte



Datum 9. Juni 2010
Position 06°19,15 S, 121°16,25 W, Pazifik
Seemeilen bisher 10189
Seemeilen bis Hiv Oa, Marquesas 1078
Tage unterwegs seit Galapagos 13
Wind SE 5-6 Bft
   

Mehr Wind

Heute Morgen hat der Wind zugelegt auf 20 -22 Knoten und wir laufen mit 7 - 8 Knoten Fahrt über Grund auf direktem Kurs von 256 ° Richtung Fatu Hiva, Marquesas. Die Wellen türmen sich mittlerweile wieder bis zu fünf Meter hoch. Für uns ist das irgendwie nichts Besonderes mehr und wir freuen uns über die Schönheit der blauen Berge mit ihren weissen Gipfeln.

Gitti macht zum Mittagessen eine selbstgemachte Super Pizza, die beste Pizza, die ich je gegessen habe, zumindest auf dem Pazifik.
Gerade jetzt schiebt sie noch einen Hefezopf in den Ofen, mit "einem Haufen Buttar dren". Da wirds richtig gemütlich warm unter Deck.
Wir sind jetzt zwei Wochen unterwegs und so langsam fangen wir an, zu rechnen, wie lange wir noch brauchen: 1078 Meilen, geteilt durch eine rechnerische Durchschnittsgeschwindigkeit von sagen wir 6,8 Knoten, macht 158 Stunden oder rund sechseinhalb Tage. Mal sehen, ob die Rechnung aufgeht!

Uwe



Datum 8. Juni 2010
Position 05°55,35 S,118°31,49 W, Pazifik
Seemeilen bisher 10030
Seemeilen bis Hiv Oa, Marquesas 1239
Tage unterwegs seit Galapagos 12
Wind SE 4 Bft
   

Bergfest

Wir haben unser Bergfest, das war die Halbzeit an Meilen, unterschlagen. Uwe hat gemeint ich habe darüber berichtet und ich war der Meinung er. Wir sehen uns ja kaum an Bord, da kann die Kommunikation schon mal auf der Strecke bleiben. Also das Bergfest mit den gefahrenen 1500 (in Worten Tausendfünfhundert) Meilen war gestern Nacht um 01.35 Uhr Ortszeit (UTC -8 Stunden) auf 05°06'33 Süd und 114°06'88 West. Uwe hatte Wache und ich hab geschlafen und die Feier fiel aus! Wir feiern nach der Ankunft auf den Marquesas doppelt!!!!

Inzwischen sind wir für die gesamte Strecke schon über 10 000 Seemeilen weit gesegelt, heute vor einem Jahr waren wir noch in Newhaven (gegenüber von Brighton)! Da kommt man ganz schön vorwärts, so Tag und Nacht unterwegs. Aber ganz ehrlich, ich lauf lieber abends einen Hafen an, das ununterbrochene Jagen von Momo über das Meer geht ganz schön ans Nervenkostüm.

Die vergangene Nacht und der Tag verlief seglerisch toll, Momo läuft und läuft. Motivation des Tages: Bis Neuseeland sind es n u r noch zirka 4000 Meilen, bis zum nächsten Stopp nur noch knapp über 1000. Das schaffen wir doch!

Brigitte



Datum 7. Juni 2010
Position 05°111,50 S,115°43,10 W, Pazifik
Seemeilen bisher 9866
Seemeilen bis Hiv Oa, Marquesas 1517
Tage unterwegs seit Galapagos 11
Wind SE 4-5 Bft
   

Pazifik Alltag

Die Tage verlaufen sehr gleichförmig. Das Wetter ist immer gleich: Sonne, ein paar mehr oder weniger große Passatwolken am blauen Himmel, Wind, mal ein bisschen mehr, mal ein bisschen weniger, mal aus Ost-Süd-Ost, mal aus Süd-Süd-Ost. Langeweile? fragen jetzt die Landmenschen.
Absolut keine! Ich kann ohne weiteres zwei Stunden im Cockpit sitzen und der See beim Atmen zuschauen, auf und ab, auf und ab, auf ...
Endlich auch genug Zeit zum Lesen und, sehr gut bei der Nachtwache, Hörbücher hören. So etwa 200 haben wir an Bord auf dem Ipod. Letzte Nacht z. B.
" Der alte Mann und das Meer", genau das Richtige in einer stockdunklen Nacht auf dem Pazifik. So ein sechs Meter langer Blue Marlin an der Angel, das wär schon mal was. Aber da hätten wir genau das gleiche Problem, wie der alte Mann: wohin damit?
Ach ja, dann war da noch der Frachter, mit dem wir ein Schwätzchengehalten haben. Er bringt Salpeter von Chile nach Japan und ist unser erster Frachter seit elf Tagen.

Bis Morgen, Uwe



Datum 6. Juni 2010
Position 05°14,00 S,113°07,72 W, Pazifik
Seemeilen bisher 9714
Seemeilen bis Hiv Oa, Marquesas 1562
Tage unterwegs seit Galapagos 10
Wind SE 4 Bft
   

Wo bleibt unser Schiebestrom?

Unsere Geschwindigkeit läßt merklich nach, der Strom fehlt uns, vor allem da der Wind grad so an der Grenze ist, dass Momos Segelkleid zieht. Wir fahren einen Kurs vor dem Wind, 279 Grad, etwas nördlicher als der direkte Kurs auf die Marquesas, weil wir den starken mitlaufenden Strom wieder finden wollen. Der Klüver ist ausgebaumt nach backbord, die Fock steht an steuerbord wie auch das Großsegel. Der Schmetterling hat also noch einen weiteren "Flügel", die Fock bekommen. Johannes unser "Windpilot" ist einverstanden mit der Besegelung und steuert seinen Kurs beharrlich.

Das vergangene Etmal ist nicht schlecht mit 165 Seemeilen, das Bergfest findet heute, in der zehnten Nacht statt, da haben wir dann die Hälfte der Seemeilen hinter uns, wie lange wir dann noch brauchen steht in den Sternen. Entscheiden tut dies der Passatwind, nicht wir. Schon ein komisches Gefühl, sich immer weiter vom Festland zu entfernen!

Brigitte



Datum 5. Juni 2010
Position 05°01,58 S,110°28,42 W, Pazifik
Seemeilen bisher 9549
Seemeilen bis Hiv Oa, Marquesas 1722
Tage unterwegs seit Galapagos 9
Wind SE 4 Bft
   

Ausgeschlafen!

Heute sieht alles wieder ganz anders aus, vor allem die See hat sich beruhigt. Momo gleitet beinahe lautlos durch die Wellen.
Die Nacht wird ruhig, trotzdem sind wir schnell, und heute Morgen wachen wir zum ersten Mal seit Galapagos richtig gut ausgeschlafen auf.
Die Nächte werden jetzt allerdings immer dunkler. Der Mond ist nur noch eine Sichel, nimmt weiter ab und geht erst um 2 Uhr morgens auf.
Dafür sehen wir eine strahlend helle Milchstraße über uns und haben zum ersten Mal eine Ahnung, wieviele Sterne es da oben wirklich gibt.
Das Kreuz des Südens steht an Backbord und weist uns den Weg. Unser Etmal heute übrigens 187 Seemeilen, neuer Momo-Rekord!

Es wird auch wieder wärmer, was vor allem an der Wassertemperatur liegt, die auf 23° gestiegen ist. Der Einfluss des kalten Humboldt Stroms läßt nach. Noch genau 1722 Seemeilen sind es bis zu unserem Ziel Fatu Hiva, im Marquesas Archipel in französisch Polynesien.
Anders ausgedrückt 1330 SM liegen hinter uns und bis zum Bergfest sind es noch etwa eineinhalb Tage. So teilen wir uns die ewig lange Strecke in kürzere Abschnitte ein und freuen uns, wenn wir wieder einen Teil geschafft haben. Der alte Trick!

Uwe



Datum 4. Juni 2010
Position 04°37,48 S,107°27,35 W, Pazifik
Seemeilen bisher 9363
Seemeilen bis Hiv Oa, Marquesas 1899
Tage unterwegs seit Galapagos 8
Wind SE 5 Bft
   

Eine Nacht im Schleudergang der Waschmaschine

Nach dem gestern gemeldeten herrlichen Segeln folgte eine zunehmend ruppiger werdende Nacht. Der Wind legt zu bis zu sieben Beaufort, gleichzeitig donnern die bis zu fünf Meter hohen Wellen an die Bordwand von Momo, gleichzeitig wird das Schiff angehoben, es legt sich nach Lee, richtet sich wieder auf, bis der nächste Brecher kommt. Die ganze Szene wird vom Halbmond beschienen, weiß leuchtet die Gischt der Wellenkämme.

Um 22.30 Uhr, ich habe noch Wache, wird es mir zuviel, ich rufe um Hilfe. Der Skipper muss vor zum Mast und ein zweites Reff in das Großsegel binden, dabei vekleinern wir auch noch den Klüver. Dann "darf" ich in die Koje. Ich drücke mich ganz an die Bordwand, verkeile mich mit der roten Notfalltasche, trotzdem rolle ich hin und her, der Körper hebt und senkt sich von der Matratze - ich komme mir vor, als läge ich in der Waschmaschine (auch das Rauschen und Plätschern passt) während des Schleudergangs. Keine fünf Minuten Schlaf finde ich in den kostbaren 4 Stunden wachfrei! Aufstehen um 3.00 Uhr wieder. Die See beruhigt sich jetzt etwas, so dass der Skipper wenigstens jetzt Schlaf finden kann, im Schonwaschgang.

Wer hat mir das neulich erzählt? 99 Prozent der Menschen würden gerne in der Südsee segeln?

Der Wetterbericht hat weiter im Süden bis zu 30 Knoten Wind vorhergesagt, wir segeln deshalb heute etwas nördlicher, vor dem Wind, der Klüver ist ausgebaumt. Die nächste Nacht kommt, der Mond auch wieder, jeden Tag jetzt später und bald werden die Nächte auch noch richtig schwarz und dunkel werden. Wir haben schon eine Eins vorne stehen bei den Meilen (1899) die noch zurückgelegt werden müssen.

Brigitte



Datum 3. Juni 2010
Position 04°21,60 S,104°23,70 W, Pazifik
Seemeilen bisher 9038
Seemeilen bis Hiv Oa, Marquesas 2085
Tage unterwegs seit Galapagos 7
Wind SE 5 Bft
   

Besuch aus der Luft

Tok, Tok, Tok, Tok, Tok ...., mein Blick schweift übers Meer, nichts, dann in den Himmel und jetzt sehe ich ihn: aus der noch tief stehenden Sonne heraus kommt ein Hubschrauber direkt auf uns zu geflogen. Es ist 8:30 Uhr heute morgen und einen Heli hätte ich, zweieinhalb Tausend Kilometer vom nächsten Festland entfernt, bestimmt nicht erwartet. Der Heli fliegt einen Kreis um uns, so in etwa der Höhe unserer Mastspitze, dann bleibt er 30 Meter an Steuerbord neben uns in der Luft stehen. Der Pilot reckt seinen Daumen in die Luft und ich antworte ebenfalls mit Daumen oben: alles ok an Bord! Wir sind offensichtlich doch nicht ganz allein auf dem Pazifik. Noch einmal winken, dann geht der Heli auf Südkurs und verschwindet hinter dem Horizont. Das Kennzeichen ließ auf Panama schliessen, aber wer das war, keine Ahnung.

Sonst ist nicht viel los. Wir haben wieder traumhaftes Wetter und der Süd-Ost-Passat weht, wie es sich bei dem Namen gehört, aus Südost mit 5 Windstärken und lässt uns mit 7 - 8 Knoten gut vorankommen.
Das Deck muss wieder aufgeräumt werden, wir finden fliegende Fische in allen Größen und fünf fliegende Tintenfische, die teilweise schon ein bisschen festgeklebt sind und entsprechend duften.
Wir haben mal wieder eine Zeitzone von 15 Längengraden durchsegelt und müssen die Bordzeit um eine Stunde zurückstellen. Der Zeitunterschied beträgt jetzt 7 Stunden zu UTC und 9 Stunden zur mitteleuropäischen Sommerzeit.

Uwe



Datum 2. Juni 2010
Position 04°11,45 S,101°28,68 W, Pazifik
Seemeilen bisher 8871
Seemeilen bis Hiv Oa, Marquesas 2252
Tage unterwegs seit Galapagos 6
Wind SE 5 Bft
   

Momo gut unterwegs auf dem 4. Breitengradgrad nach Westen!

Kurs 270 Grad, immer gerade aus auf dem blauen unendlichen Ozean. Den 100. Längengrad West haben wir schon übersegelt. Gestern Nacht sind wir zum ersten Mal einem Schiff begegnet, das Erste seit unserer Abfahrt vor sechs Tagen. In der Nacht hat uns auch der Katamaran Enola mit Sabine und Frank überholt, wohl mit meilenweitem Abstand, denn gesehen haben wir sie nicht. Die Zwei sind 24 Stunden nach uns gestartet auf Galapagos. SY Akka mit Andrea und Andreas (das ist leicht zu merken) ist auch nach uns gestartet aber inzwischen wieder umgekehrt nach Galapagos, es gibt medizinische Probleme und vor uns fährt eine Yacht, von der ein Besatzungsmitglied eine akute Blutvergiftung hat.

Uns geht's gut, seit gestern segeln wir flott mit 7 Knoten auf dem 4. Breitengrad, Richtung Marquesas, Sir Perkins hat Pause. So könnte es noch tagelang weitergehen! Bei der Rauschefahrt unter tropischer Sonne ist die Stromversorgung dank den Sonnenkollektoren, dem Wind- und dem Schleppgenerator super.

Tag 6: Tag - Nacht - Tag - Nacht - Tag - Nacht - Tag - Nacht - Tag - Nacht - Tag - und die nächste Nacht folgt bald!
Es ist zu früh, um zu wünschen: "Ach wären wir bald da!"

die ungeduldige Brigitte



Datum 1 .Juni 2010
Position 04°05,60 S, 098°45,0 W, Pazifik
Seemeilen bisher 8704
Seemeilen bis Hiv Oa, Marquesas 2427
Tage unterwegs seit Galapagos 5
Wind SE 4-5 Bft
   

Bordroutine

6:00 Uhr Wachwechsel, ich bin dran. Nach einmal vier und einmal drei Stunden Schlaf mit vier Stunden Unterbrechung bin ich nicht besonders gut ausgeschlafen, aber die Pflichten rufen: Erst mal Emails und die Wetterdaten per Kurzwelle und Pactormodem von der Wetterwelt in Kiel abrufen. Um diese Zeit sind Übertragungsbedingungen besonders gut und das spart Sendezeit. Dann Logbucheintrag und Kurskontrolle, Johannes unser Windpilot Steuermann muss nachjustiert werden, wir laufen zu weit nach Süden und das wollen wir nicht, weil weiter südlich der mitlaufende Strom schwächer wird.
Dann brühe ich mir Tee auf (den guten Bünding aus Ostfriesland!) und röste ein paar Toasts. Das erste Frühstück gibt`s allein, weil die Crew noch Wachfrei hat. Inzwischen ist es Zeit für das erste Funknetz. Im "Puddle jump net" (warum das so heißt, weiss ich auch nicht) melden sich die Yachten, die von Panama zu den Marquesas unterwegs sind. Sie nennen ihre Position, sowie Wetter und Wind am eigenen Standort. Zirka zwanzig Yachten sind im Moment auf dieser langen Strecke unterwegs, da fühlt man sich dann doch nicht so allein in dieser Wasserwüste. Das nächste Schiff ist z. B. nur 30 Meilen hinter uns. Trotzdem haben wir noch nicht ein einziges Schiff gesehen unterwegs und es gibt keine Spuren von den vorangegangenen Schiffen im blauen Ozean.

Anschliessend um zehn Uhr treffen sich im Funk die deutschen Yachten die unterwegs sind, auf 8122 Mhz, zum Tratschen. So erfahren wir heute, dass der Bundespräsident zurückgetreten ist und dass Jogi Löw heute seine Mannschaft endgültig benennt und dass die SY FEE immer noch in Galapagos auf ihren Lichtmaschinenregler wartet.

Inzwischen ist Gitti aufgestanden und wir frühstücken gemeinsam nochmal.
Johannes zickt jetzt ernsthaft rum und luvt ständig an. Da der Wind zugenommen hat, vermute wir, dass der Segeltrimm nicht mehr stimmt und fangen an zu "zubbeln", Gross fieren, Klüver und Fock dichter, mehr Bauch ins Groß. Als das nicht hilft, wird das Groß gerefft, keine Änderung, also wieder ausreffen. Dann versuchen wir`s mit einer andern Windfahne, dünner und größer, kein Erfolg, so langsam sind wir ratlos, jetzt bleibt nur noch, die Steuerleinen radikal nachzuspannen und siehe da, Johannes hält wieder brav seinen Kurs - nach 3 Stunden Arbeit!

Fortsetzung folgt.

Uwe



Datum 31. Mai 2010
Position 03°39,60 S, 096°24,10 W, Pazifik
Seemeilen bisher 8573
Seemeilen bis Hiv Oa, Marquesas 2551
Tage unterwegs seit Galapagos 4
Wind SE 4 Bft
   

Montag oder so!

Es spielt keine Rolle mehr, ob es Sonntag oder Montag oder sonst ein Wochentag ist. Bei uns zählen die Etmale, die gefahrenen Meilen, und die spielen sich im Durchschnitt bei 140 Meilen ein.

Wir haben also schon zehn Prozent der Strecke zu den Marquesas hinter uns. Nicht mal mehr so viele Meilen wie unsere vergangene Atlantiküberquerung! So motivieren wir uns auf der langen Reise. Nur noch knappe 2550 Seemeilen liegen vor uns.

Der Wind ist sehr moderat, nachts schläft er ein, morgens wacht er wieder auf. Die Nächte werden kühl und feucht, wir sind von den kurzen Hosen auf lange umgestiegen, dazu eine Jacke und auf Nachtwache draußen ist sogar eine Decke angenehm hier am Äquator. Tagsüber haben wir zirka 26 Grad, und es ist lang nicht mehr so heiß und schwül wie in Panama. Im Schiff unten ist es auch angenehm, die kühle Wassertermperatur von 19 Grad macht sich hier stark bemerkbar. Unser Kühlschrank braucht aus diesem Grund auch viel weniger Strom.

Zum Essen gibt es mal wieder Thunfisch (von dem Riesenfisch hätten wir locker eine 15-köpfige Mannschaft satt bekommen), heute in Kokos-Currysoße mit Plantains und einem restlichen Klecks Kartoffelpürree, der noch von gestern übrig war. Der Smutje kann sich schon mal in der kommenden Nachtwache überlegen, was es morgen für eine Thunfisch-Variante gibt.

Brigitte



Datum 30. Mai 2010
Position 02°52,60 S, 094°21,10 W, Pazifik
Seemeilen bisher 8140
Seemeilen bis Hiv Oa, Marquesas 2683
Tage unterwegs seit Galapagos 3
Wind SE 3 Bft
   

Stiller, stiller Ozean!

Um Drei heute morgen können wir endlich unseren Sir Perkins stoppen, nach 26 Stunden nervtötender Motorfahrt!
Ein segelbares Lüftchen regt sich und Momo und Crew fühlen sich gleich viel wohler. Im Laufe des Tages nimmt der Wind sogar noch ein bisschen zu, so dass wir im Schnitt mit etwa sechs Knoten dahin segeln. Die Richtung stimmt auch, bei halbem Wind liegt das Schiff sehr ruhig in der zwei bis drei Meter hohen Dünung.
Die Bordroutine beginnt sich einzuspielen, obwohl wir noch nicht ganz auf den neuen Schlafrythmus umgestellt sind und noch ein bisschen matt und antriebslos rumhängen. Der Maschinencheck muss auf jeden Fall gemacht werden: Ölstandskontrolle, Kühlwasser, Keilriemenspannung, Stopfbuchse nachstellen und Schlauchschellen kontrollieren! Alles OK.
Dann ein paar Versuche mit der Segelstellung, Klüver mit und ohne Baum, mit und ohne zusätzliche Fock, einfach um den letzten viertels Knoten an Geschwindigkeit rauszukitzeln. Ein viertels Knoten macht bei 3000 Meilen 20 Stunden aus, bedeutet also einen Tag früher oder später ankommen.
Ach ja Funkkontakt hatten wir gestern abend noch mit unseren Freunden Marlene und Bert von der Heimkehr. Sie sind unterwegs von West Palm Beach in Florida nach Charlestone, Southcarolina. Auf eine Entfernung von fast 4000 Kilometer hatten wir einen glasklaren Empfang wie mit UKW, loud and clear! Schaut doch mal wieder ins Logbuch der Beiden unter http://www.Heimkehr-Hamburg.de

Uwe



Datum 29. Mai 2010
Position 02°09,60 S, 092°29,10 W, Pazifik
Seemeilen bisher 7908
Seemeilen bis Hiv Oa, Marquesas 3815
Tage unterwegs seit Galapagos 2
Wind SE 2 Bft
   

Flaute

Unser erstes Etmal (von gestern bis heute 12.00 Uhr) beträgt 170 Seemeilen.
Der Schiebestrom und unser Sir Perkins haben am guten Ergebnis mitgeholfen.

War es gestern bei halbem Wind ein herrliches Segeln, erleben wir heute eine sehr unangenehme Fahrt vor dem Wind, so schwach aber, dass er Momo nicht von der Stelle bringt. Wir schaukeln und rollen in den Wellen, das Großsegel schlägt, der Großbaum knarrt, während wir den ganzen Tag, wie schon die vergangene Nacht unter Maschine laufen.

So flau wie der Wind heute ist, so fühlen auch wir uns nach den kurzen Schlafpausen in der Nacht.

Brigitte



Datum 28. Mai 2010
Position 01°11,60 S, 090°30,20 W, Pazifik
Seemeilen bisher 7788
Seemeilen bis Hiv Oa, Marquesas 3935
Tage unterwegs seit Galapagos 1
Wind SSE 3 Bft
   

Start in die Südsee!

Heute früh um neun gehen wir Anker auf in Baquerizo Moreno, dem kleinen Hafenstädtchen auf St. Cristobal, Galapagos.
Wir verlassen den bisher angenehmsten Ort der Reise. Die Freundlichkeit der Menschen hier ist einfach unbeschreiblich.
Angenehm vor allem auch wegen des Klimas: direkt am Äquator hätten wir bestimmt keinen Ort erwartet, an dem es tagsüber nicht wärmer als 26 Grad wird und nachts so angednehm kühl, dass man endlich wieder ohne Sauna schlafen kann und sogar eine Decke braucht!
Verab schiedet werden wir ganz herzlich und mit lautem Getröte von den Freunden der AKKA, FEE und ENOLA und vor allem von Jose, einem der Wassertaxifahrer, der uns aus der Bucht hinaus geleitet und uns zum Abschied eine Flasche Saft schenkt. Wo haben wir sowas schon mal erlebt!?

Der Tag verläuft ruhig. Wir gehen auf Kurs 255 Grad. Wir wollen versuchen auf dem Grosskreis zu den Marquesas zu segeln, wenn der Wind das zulässt. Der Stille Ocean macht seinem Namen Ehre. Bei ruhiger See, Sonnenschein und drei Windstärken segeln wir fast lautlos. Ünterstütz wird unsere Fahrt durch den Nordäquatorialstrom, der mit fast zwei Knoten schiebt.

Um halb vier am Nachmitag dann der Ruf: Fisch!! Ein Fisch hat angebissen, Gitti ist entsetzt,denn sie weiss, das wird wieder eine blutige Angelegenheit im Cockpit. Aber erst muss der Bursche an Bord und das ist richtig Arbeit. Nach einer halben Stunde weiss ich auch warum: An der Angel hängt ein 80 cm langer, blau und gold leuchtender Thunfisch und der wehrt sich heftig. Mit einem Schluck Schnaps wird er ruhiggestellt und an Bord gehievt. Ein weiterer Schluck in die Kiemen befördert ihn schmerzlos in den Thunfischhimmel. Zum Abendessen gibt es dann frisches Thunfischsteak mit Kartoffelsalat!

Uwe



Datum 16. Mai 2010
Position 00°53,82 N, 089°36,80 W,
Wreck bay, Insel Christobal, Galapagos Inseln, Pazifik
Seemeilen bisher 7927
Seemeilen bis Galapagos 0
Tage unterwegs seit Panama 7
Wind SE 5 Bft
   

Angekommen

Der Landfall und "das Ankommen" sind das schönste beim Segeln! Heute früh um 08:40 Uhr war es wieder soweit: "Land in Sicht"! Nach genau sieben Tagen und rund 950 Seemeilen schält sich die Insel Cristobal, die westlichste des Galapagos Archipels aus dem Morgendunst. 28 Meilen segeln wir noch im Lee der Insel Richtung Wreckbay wo unser Ankerplatz liegt.
Begrüßt werden wir von Schwärmen von Galapagos Finken, einem Seehund und einer Schildkröte und am Ankerplatz winken schon die Besatzungen von "Fee" und "Lison". Eine freundliche Begrüßung! Als der Anker gefallen ist, kommen zwei weitere Seehunde und inspizieren Momo von unten. Sie sind völlig zutraulich und haben keinerlei Scheu vor den Menschen.
Als besonders angenehm registrieren wir das Wetter hier: 24 Grad, trockene Luft und klarer Himmel, die Wassertempoeratur ist auf 21 Grad zurückgegangen, super angenehm nach acht Wochen "schwüle Hölle von Panama"!

Die letzten 24 Stunden vor der Ankunft waren tollstes Segeln unter Idealbedingungen: Bei halben Wind mit 16 - 22 Knoten(5-6 Bft) war Momo unter Vollzeug durch die Nacht gerauscht. Acht Stunden lang war unsere Durchschnittsgeschwindigkeit bei über 8 Knoten gelegen, dazu nur wenig Seegang und Momo rauscht unter der Milchstrasse bei sternenklarem Himmel! Etmal der letzten 24 Stunden: 184 Seemeilen!

Jetzt erst mal was gutes Essen, ohne dass die Suppe vom Löffel geweht wird und ohne dass die Gabel am Mund vorbei sticht, weil das Schiff gerade wieder einen Bocksprung macht. Ja und dann noch ein Anlegerbier und Ausschlafen! Kann natürlich sein, dass wir schon wieder den "Segler Jetlag" haben und um drei Uhr nachts zum Wachwechsel aufstehen, beziehungsweise in die Koje wollen.

Uwe



Datum 15. Mai 2010
Position 00°00,00 N, 084°26,40 W, Pazifik
Seemeilen bisher 7872
Seemeilen bis Galapagos 164
Tage unterwegs seit Panama 7
Wind SSE 3 Bft
   

Äquatortaufe

Um 17:48 Uhr Ortszeit ist es soweit - wir übersegeln den Äquator und Momo mit ihrer Crew ist zum ersten Mal auf der Südhalbkugel unserer Erde. Das ist ganz sicher ein herausragender Moment im Leben eines Seglers.
Alle Mühen und Probleme der Reise sind vergessen und wir stossen an auf diesen Augenblick! Neptun steigt zwar nicht aus den Fluten, dafür hat er uns aber bestes Segelwetter mit Passatwind geschickt und bekommt als Dankeschön auch ein Schlückchen!

Schon seit gestern rätseln wir: mit der Sonne stimmt was nicht! Heute Morgen sind wir dahintergekommen, sie läuft auf der falschen Seite vom Aufgang zum Untergang, nämlich nördlich von uns, gerade anders herum, als zu Hause!

Geschwindigkeitsrausch
Unsere Ankunftszeit am Ankerplatz auf St. Cristobal wird nach der Geschwindigkeit der letzten Nacht um ca. 02:00 Uhr am 17. Mai sein, aber nachts wollen wir an fremden Ankerplätzen grundsätzlich nicht ankommen. Früher oder später - das ist jetzt die Frage, bremsen oder Gas geben? Beides ist schwierig. 6,9 Knoten Durchschnittsgeschwindigkeit brauchen wir mindestens um bei Tageslicht anzukommen. Eigentlich unmöglich, aber wir lassen die Gelegenheit nicht aus und versuchen es.

Wir fallen 15 Grad ab und legen direkten Kurs auf die Ansteuerung. Jetzt reffen wir das Großsegel aus und optimieren den Segeltrim. Und siehe da, Momo läuft wie im Rausch mit konstantem Passatwind auf den Äquator zu! Seit Stunden verzeichnen wir einen Schnitt von über 8 Knoten und nie unter 7,4 Knoten, zwei Knoten Strom läuft mit uns, ausserdem haben wir kaum Seegang - nicht mal Fliegen ist schöner!

Uwe



Datum 14. Mai 2010
Position 01°01,90 N, 084°26,40 W, Pazifik
Seemeilen bisher 7723
Seemeilen bis Galapagos 328
Tage unterwegs seit Panama 6
Wind SSW 5 Bft
   

Wir haben den Passat gefunden!

Die vergangenen 24 Stunden an Bord von Momo:
Drei Fontänen schießen aus dem Wasser, das ist aber auch alles was wir von dem Wal sehen.

Wir sehen ein, dass kein direkter Kurs auf die Inseln anzulegen ist. Mit Maschine gegen den Wind schaffen wir gerade mal drei Knoten. Wir wenden und segeln nach Süd-Osten, weg von unserem Ziel, jetzt zischen wir hoch am Wind durch die Nacht. Momo bringt mit ihren Wellen die Algen zum Leuchten und über uns glitzert der Sternenhimmel mit dem Kreuz des Südens.

Drei Uhr in der früh, Wachwechsel, erneut klar zur Wende, jetzt kreuzen wir wieder zurück - 250 ° Kurs Galapagos können wir jetzt anliegen. Wir haben den Passat erreicht, der hier allerdings noch aus Süden kommt.

Mittags - Ich liege im Cockpit und beobachte den Windmesser und gleichzeitig einen Vogel, er hält uns wohl für Insel, immer wieder kehrt er zurück und dreht eng um das Schiff seine Kreise. Momo läuft plötzlich aus dem Ruder und macht kaum noch Fahrt voraus. Korrekturen helfen nichts. "Als ob sie fest steckt" stelle ich fest. Nach einem Blick nach achtern ist uns alles klar. Wir haben mit unserem Propeller vom Schleppgenerator die Langleine eines Fischers eingefangen, zwei gelbe Bojen hängen auch dran und so wie wir stecken jede Menge Fische! 40 Minuten lang versuchen wir die Leine über die Winsch und angelegtem Stopperstek dicht zu nehmen. Verflixt, wie ging nochmal der Stopperstek? Wir müssen Hilfsleinen anhängen. Fast geschafft, da kommen vier Fischer im 5 Meter langen Holzboot, wild gestikulierend und schimpfend, zücken ein großes Messer und kappen die Leine die unseren Schleppgenerator gefangen hält. Dann kommen sie längsseits und schimpfen weiter auf spanisch - hoffentlich zücken sie nicht wieder ihr Messer. Wer erwartet denn Fischernetze mitten im Pazifik, über 250 Seemeilen vom Festland von Equador entfernt!

Jetzt müssen wir noch die Leinen der Windfahne austauschen, die ist aufgescheuert. Die CO2 Patronen für unsere automatik Schwimmwesten gehen uns auch aus, schon vier Mal hatten die Westen "Fehlalarm". Wir vermuten, dass die Salztabletten sich durch die hohe Luftfeuchtigkeit weich werden und den Schlagbolzen freigeben. Das sollten sie eigentlich erst tun, wenn man ins Wasser fällt. Auch eine der vielen Fehlkonstruktionen, die es in der Schiffsausrüstung gibt.
Momo hüpft in den Wellen, ich bin geschafft, erschöpft. Aber wenigstens kommen wir jetzt zügig unserem Ziel näher.

Brigitte



Datum 13. Mai 2010
Position 02°01,10 N, 083°47,00 W, Pazifik
Seemeilen bisher 7595
Seemeilen bis Galapagos 387
Tage unterwegs seit Panama 5
Wind SW 4 Bft
   

Schwieriges Seegebiet

Wir waren darauf vorbereitet: die Route zu den Galapagos Inseln sei schwierig, stand überall zu lesen, auch hörten wir dies von Segelfreunden, die uns voraus sind. Jetzt stecken wir drin. OK, die ersten drei Tage hatten wir Rückenwind, aber dann gings los: Flaute, Starkwind, Gewitter, Sturzregen und wieder Gewitter, dazu ständig drehende Winde. Das bedeutet Segelmanöver im Stundenrhytmus. Und wenn man weiss, dass z. B, Grosssegel und ausgebaumten Klüver zu schiften mindestens eine halbe Stunde Arbeit bedeutet, dann kann man sich vorstellen, dass wir ganz schön "beschäftigt" sind, nicht nur am Tag, sondern auch in der momentan stockfinsteren Nacht. Also besagtes Segelmanöver wird z. B. gefahren, wenn man vor dem Wind segelt und der Wind dreht. Bei uns läuft das folgendermassen ab: Grosssegel mittschiffs dichtnehmen und den Bullenstander umsetzen. Der Bullenstander ist unsere Lebensversicherung und soll verhindern, dass der Baum unkontrolliert von einer Seite zur andern schwingt und dabei alles kurz und klein haut. Er besteht aus einer 16 mm Leine, die an der Baumnock angeschlagen ist und aufs Vorschiff führt. Dort wird sie umgelegt und ins Cockpit zurückgeführt und auf einer freien Winsch belegt, so dass sie immer unter Spannung gehalten werden kann. Weiter im Manöver. Das Schiff wird mit dem Heck durch den Wind gedreht (Halse) und das Grossegel auf der neuen Seite gefiert und der Bullenstander durchgesetzt. Jetzt kommt das ausgebaumte Vorsegel dran: Beide müssen wir dazu aufs Vorschiff. Das ist besonders bei Nacht und hohem Seegang sehr unterhaltsam. Der Klüver (Vorsegel) wird eingerollt und er Baum abgesenkt und hinter dem Kutterstag durch auf die andere Seite gebracht, dort in die neue Schot eingehängt und mit Topnant aufgeheisst. Dann wird das Vorsegel auf der neuen Seite ausgerollt und der Niederholer durchgesetzt. Fertig. Die Segler mögen mir verzeihen, weil sie das ja kennen und die Nichtsegler mögen mir die vielen "Fremdworte" verzeihen!
Mittlerweile hat sich der Wind stabilisiert, leider bläst er aus der falschen Richtung: er kommt aus Süd-West, genau da wollen wir hin!

Uwe



Datum 12. Mai 2010
Position 02°46,10 N, 082°07,75 W, Pazifik
Seemeilen bisher 7475
Seemeilen bis Galapagos 497
Tage unterwegs seit Panama 4
Wind NNE 4 Bft
   

Pechschwarze Nacht

Warum bin ich eigentlich hier? Kurz vor Einbruch der Dunkelheit erfreut uns ein Trupp Delfine mit türkisfarbenen Flossen. Und dann wird es Nacht, Kuhnacht, pechschwarz, ein einheitliches Tiefschwarz für alles: Momo und das Meer und der Himmel. Unheimlich wie sich das Schiff vor der schwarzen Mauer vorwärts bewegt. Erst ein Gewitterblitz zeigt Konturen - das Meer und der Horizont werden sichtbar. Ringsum blitzt und donnnert es jetzt, nicht kurz, nein, ganze zehn Stunden lang, dazu prasselt der Regen und der uneinheitliche Wind verlangt ständig Segelmanöver.

Endlich wird es Tag, die Szenerie ändert sich aber lediglich von schwarz auf grau. Keine Sonne. Wieder Regen, wieder Gewitter, die Segel schlagen - wieder Segelmanöver!

Die kommende Nacht wird wieder schwarz, kein Mond, kein Stern. Wäre sie doch schon vorbei!
N u r noch 500 Meilen, wären wir doch schon auf den Galapagos und die dunklen Nächte wären vergessen.

Brigitte



Datum 11. Mai 2010
Position 04°03,10 N, 080°59,60 W, Pazifik
Seemeilen bisher 7355
Seemeilen bis Galapagos 600
Tage unterwegs seit Panama 3
Wind N 3-4 Bft
   

Grauer Pazifik

Übigens, heute genau vor einem Jahr sind wir in Fehmarn gestartet!

Nach einer stockfinsteren Nacht, nur ab und zu erhellt durch das Wetterleuchten eines entfernten Gewitters, beginnt der dritte Tag auf See grau in grau. Passend zu meiner Stimmung, ich hab nämlich miserabel geschlafen. Nach nur zwei Tagen ist der Körper einfach noch nicht auf den neuen Tagesablauf eingestellt. Ausserdem macht uns die stickige Schwüle unter Deck schwer zu schaffen.
Ja der Pazifik ist grau heute, der Morgen beginnt mit einem Gewitter. Zum Glück kommt es nicht besonders schlimm! Aber auch danach klart es nicht auf, es bleibt bedeckt. Wir geniessen den Tag ohne Sonne, weil die Temperatur heute statt auf 34° nur auf 28° steigt. Da brauchen wir fast schon ein Westchen, damit wir uns nicht verkühlen!

Damit es uns nicht zu wohl wird wechselt der Wind so alle zwei Stunden die Richtung um 20 - 30 Grad und da wir vor dem Wind segeln bedeutet das jedes Mal, die Segel zu schiften: Grosssegel dicht nehmen, Bullenstander umsetzen, Grossegel fieren, Klüver einrollen, Baum umsetzen, Klüver auf der anderen Seite wieder ausrollen. Und das so 6-8 Mal!
Zur Belohnung gibt`s dann frische Ananas vom Markt in Panama City, die beste Ananas, die wir je gegessen haben, drei Stück für zwei Dollares!

Ach ja, zwei Berichte weiter unten habe ich mich beklagt, die Welt sei ungerecht, weil Schiffe mit deutlich schlechterem Pflegezustand als Momo anscheinend problemlos laufen und nur Momo immer mit der Maschine rumzickt.
Gestern abend höre ich in der Funkrunde, dass genau das Schiff, über das ich berichtet hatte, 200 Seemeilen von Panama entfernt auch umkehren musste - Maschinenprobleme!

Uwe



Datum 10. Mai 2010
Position 05°56,49 N, 080°14,17 W, Pazifik
Seemeilen bisher 7235
Seemeilen bis Galapagos 720
Tage unterwegs seit Panama 2
Wind N 4-5 Bft
   

Unser Tagesetmal (12.00 Uhr Vortag bis 12.00 Uhr heute) beträgt sensationelle 147 Seemeilen! Sensationell deshalb, weil es in diesem Seegebiet meistens überhaupt keinen Wind gibt! Momo ist durch die Nacht gesegelt, als müsste sie was gut machen. An die zwanzig Frachtschiffe begegnen uns in dieser ersten Nacht, unterwegs vom und zum Panamakanal. Das bedeutet konzentriert Wache gehen. Wir versuchen eine neue Wacheinteilung: erst mit vier Stunden im Wechsel, anschließend nur noch drei Stunden im Wechsel. Die Nacht fängt an Bord der Momo dann um 19.00 Uhr an mit der ersten Wache und endet um 9.00 Uhr morgens.

Der Golf von Panama liegt hinter uns, jetzt "rollen" wir in den Wellenbergen des Nordpazifiks. Die Segelyacht Akka, auch auf dem Weg zu den Galapagos Inseln, hat gleichzeitig mit uns den Ankerplatz verlassen, sie liegt jetzt acht Meilen hinter uns. Über Funk sind wir mit Andrea und Andreas in Kontakt. Unser Funknetz reicht übrigens immer noch zu unseren "alten" Segelfreunden, der Heimkehr und der Suan, die sich zur Zeit auf den Bahamas und auf Bermuda befinden.

Zu Essen gibt es an Bord reichlich frisches Obst und Gemüse von dem "Drive In Markt" aus Panama. Mit unserem Taxifahrer Luis waren wir am Tag vor unserer Abreise vom Ananas- zum Melonen- zum Bananen - zum Christophine- zum Orangen- und zum Paprikastand gefahren und hatten den ganzen Kofferraum voll geladen.

Die Seefahrt ist mir ganz fremd geworden, es schaukelt, rollt und die Sonne sticht.

Brigitte
PS. Sir Perkins läuft noch.



Datum 9. Mai 2010
Position 08°24,49 N, 079°30,11 W, Pazifik
Seemeilen bisher 7055
Seemeilen bis Galapagos 890
Tage unterwegs seit Panama 1
Wind N 4-5 Bft
   

Auf ein Neues!

Heute Morgen um neun haben wir unseren Ankerplatz „Brisas de Amador“ in Panama City verlassen. Zum zweiten Mal heißt es Kurs Galapagos.
Just in diesem Moment, da ich diese Zeilen schreibe, passieren wir unseren Umkehrpunkt vom 16. April.
Im nachhinein wissen wir, dass die Entscheidung umzukehren, die einzig Richtige war. Mit der defekten Einspritzpumpe hätten wir uns niemals in die Atolle des Südpazifiks wagen dürfen.
Inzwischen ist viel passiert: Wir haben die Einspritzpumpe zum zweiten Mal reparieren lassen, diesmal vom Boschdienst in Panama City, der Firma ADIRPSA, die ich hier ganz besonders loben will. Mit großem Engagement haben Hector und Alberto die Ersatzteile in Deutschland und den USA beschafft. Ganz nebenbei habe ich dabei gelernt, den Zahnriemen zu wechseln, die Einspritzpumpe ein- und auszubauen, ebenso die Einspritzdüsen. Und wie man das Timing der Pumpe beeinflusst, weiß ich jetzt auch.
Brigitte war eine Woche auf „Erholungsurlaub“ bei Enkelin Lilli in New York und das hat ihr richtig gut getan.
In dieser Woche wurde dann der Dieseltank der Momo aufgeschnitten und gereinigt.
Nach dem Einbau der Pumpe waren wir dann auf Probefahrt und dabei gab es dann auch nochmal Aufregung. Erst blieb die Maschine (sie heißt jetzt immerhin schon wieder Maschine, aber bis zur Wiedererhebung in den Adelstand als „Sir Perkins“ muss sie uns erst noch ihre Zuverlässigkeit beweisen) im Leerlauf einfach stehen und dann regelte der Governor die Drehzahl selbstständig rauf und runter. Auf telefonische Anweisung von Hector vom Boschdienst habe ich dann die Einspritzpumpe 1/8 Inch „counterclockwise“ gedreht und siehe da, auch nach zwei Stunden intensiver Testfahrt läuft alles perfekt!

Jetzt sind wir also unterwegs und erfreulicher Weise haben wir sogar Wind aus der richtigen Richtung. Das gab`s in den letzten Wochen eigentlich überhaupt nicht. Der Grund dafür liegt darin, dass sich intertropische Konvergenzzone, wo sich der NO-Passat der Nordhalbkugel und der SO-Passat der Südhalbkugel gegenseitig aufheben, etwas nach Norden verschoben hat.
Ja wir nähern uns jetzt dem Äquator.
Das Wetter ist heute schön, bis jetzt kein Regen oder Gewitter. Die Stimmung an Bord ist gut und wir segeln in die erste Nacht auf See hinein, seit Langem mal wieder.

Uwe



Datum 27. April 2010
Position 08°55,24 N, 079°31,87 W, Pazifik
Seemeilen bisher 7315
Seemeilen bis Galapagos 918
Tage unterwegs seit Panama 8
Wind SW 1 Bft, extrem schül und heiss
   

Also, die Welt ist ungerecht, aber das ist ja nichts Neues!

Es gibt Schiffe, gerade wieder gesehen, da ist alles im Motorraum korrodiert, die elektrischen Kontakte sind verrostet und mit einer Salzkruste überzogen, die Filter werden so gut wie nie gewechselt, Schlauchanschlüsse lecken - Aber alles luft und luft ! Das gibt es auf der Momo nicht, alles wird regelmässig kontrolliert, gewartet, gesprüht, ersetzt, alles ist sauber, aber sie läuft nicht!

Genug des Lamentierens, es hilft ja nichts.
Stand der Dinge ist folgender: Wir haben den Tank ausgepumpt und entdeckt, dass alles mit einem braunen Belag überzogen ist, wie in unserer Einspritzpumpe. Selbst im Tagestank, der erst seit drei Monaten installiert ist, finden wir diesen Belag. Er lässt sich mit Vedünnung mühsam und mit Aceton leicht entfernen. Also heute wird der Tank aufgeschnitten und so gut es geht gereinigt. Dazu musste erst mal der Warmwasserboiler ausgebaut werden, was Grösseres! Wie das mit dem Aufschneiden gehen soll auf einem Stahlschiff weiss ich auch noch nicht.
Wenn man flext, hat man die Späne und den Stahlstaub im ganzen Schiff und der wird dann unweigerlich rosten! Aber wir haben keine andere Wahl!
Die gute Nachricht ist: die Ersatzteile für unsere Einspritzpumpe sollen heute oder morgen eintreffen.
Wenn alles gut läuft, können wir vielleicht nächste Woche starten, Kurs Galapagos??!



Datum 23. April 2010
Position 08°55,24 N, 079°31,87 W, Pazifik
Seemeilen bisher 7315
Seemeilen bis Galapagos 918
Tage unterwegs seit Panama 8
Wind SW 1 Bft, extrem schül und heiss
   

Momo weiter vom Pech verfolgt

Eigentlich wollten jetzt so langsam auf den Galapagos Inseln ankommen!
Aber daraus wurde leider nichts.

Rückblick, 15. April 2010
Wir sind gerade mal 30 Seemeilen von Panama entfernt, als unsere Maschine wieder streikt (der Titel Sir Perkins wurde ihr mittlerweile aberkannt, sie heisst jetzt Jockel) Wir sind uns schnell einig: wir müssen umkehren. Wir kreuzen nach Panama zurück und erreichen morgens um 5 unseren alten Ankerplatz in La Playita.
Reine Nervensache mit unzuverlässiger Maschine nachts gegen den Wind durch die Ansteuerung des Panamakanals zu segeln. Von allen Seiten kommen die grossen Dampfer und auf der Reede liegen mindestens auch nochmal 50.
Nach der dritten roten Tonne können wir endlich das Fahrwasser verlassen und unseren Ankerplatz anlaufen. Beim Aufstoppen setzt der Jockel wieder aus! Frust macht sich breit!

Am nächsten Tag kommt Andy, der Monteur, den wir von Colon schon kennen.
Wir hatten es schon befürchtet: das Problem liegt wieder bei der Einspritzpumpe, die wir von Bequia aus nach Deutschland zu Reparatur geschickt hatten. Wir bauen sie aus und bringen sie zum Bosch Dienst in Panama City. Zum Glück gibt es diese tolle Firma hier, die auch schon unsere Injektoren gewartet hatte. Diagnose: die Pumpe ist innen mit einer Art braunem Lack bezogen, dadurch ist der Schmierfilm gerissen und die Pumpe hat gefressen. 12 Teile müssen ersetzt werden und die müssen in Deutschland und USA bestellt werden. Das kann dauern.
Was ist die Ursache? Alles deutet auf schlechten Diesel hin, wir haben kein Wasser und keinen groben Dreck im Diesel, aber der Diesel ist trüb und diese Trübung hat offensichtlich alle drei Filter passiert und sich als Belag in die Pumpe gelegt. Woher das kommt weiss keiner, das Biozid?
Eine Beimischung von Biodiesel vielleicht? Oder eine sonstige unbekannte Verunreinigung?
Auf alle Fälle müssen wir unseren gesamten Diesel (550 Liter) entsorgen und den Tank reinigen. Dazu muss der Tank aber erst aufgeschnitten werden!
Wären wir nicht jenseits des Panama Kanals, dann würden wir jetzt aufgeben! Aber der Rückweg über den Atlantik nach Europa ist uns versperrt. Zum einen müssten wir sehr teuer zurück durch den Kanal und zweitens beginnt in der Karibik schon bald die Hurrikan Saison. Aber auch das Zeitfenster für den Pazifik ist nicht beliebig lang offen.
Gitti ist erst Mal für eine Woche zu unserer Enkelin Lilli und ihren Eltern geflogen. Das hat sie verdient, sie ist ein tapferes Mädchen.

Uwe

 
 
Datum 15. April 2010
Position 08°44,19 N, 079°29,60 W, Pazifik
Seemeilen bisher 7245
Seemeilen bis zu den Marquesas 905
Tage unterwegs seit Panama 1
Wind SW 2 Bft
   

Adios Panama!

30 Grad an Bord, Kurs Süd, Wind mit 2 Bft., wir erwarten Regen, über uns dicke weiße Quellwolken, wir hören schon das Grollen von einem Gewitter. Uwe setzt und birgt und setzt sie wieder, die Segel.

Wir haben es geschafft und verlassen Panama noch vor der Regenzeit.
Unser Ziel sind die Galapagos Inseln, sie liegen zirka 900 Seemeilen entfernt von Panama, auf dem Weg zu den Marquesas. Acht bis neun Tage und Nächte werden wir nun auf dem Pazifischen Ozean unterwegs sein, den Äquator überqueren, bis wir dann wieder Land in Sicht rufen können.

Ein neues Ersatzteil ist mit auf Tour, eine neue Lichtmaschine, ein originalgetreuer chinesischer Nachbau unserer Lukas-Lichtmaschine. Mit dem Taxi haben wir eine Jagd im chaotischen Strassennetz von Panama City in sechs Garagen-ähnlichen Läden auf dieses Teil gemacht und tatsächlich eine gefunden.

Am Tag vor der Abreise erholten wir uns vom schwelligen Ankerplatz la Playita eine Meile zurück nach Balboa, dort füllten wir die Tanks randvoll mit Diesel und Wasser und wurden am letzten Abend noch, von unserem Platz an der Boje, mit einem grandiosen Blick zur Bridge of the Americas und den von oder zu der Schleuse fahrenden, hell beleuchteten Containernschiffen belohnt.

Brigitte

 

 


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